Hi!
Ich hab mir den Song jetzt mal genau zu Gemüte geführt, und auch ein bisschen mitgeschrieben. Die gute Nachricht: Er hat tatsächlich eine Struktur, und auch eine Melodie.
Aber Spaß beiseite, zuerst mal zu dem, was Ihr so geschrieben habt.
Soon, Du schreibst, "Es ist natürlich sehr einfach, diesen Song zu verreißen und ätzende Aussagen wie "das ist nicht YES" zu treffen." Recht hast du, die "das ist nicht YES"-Diskussion sollten wir bitte bitte endlich lassen.
Die ist ermüdend, weil Unsinn; das wissen alle, die die Bandgeschichte kennen.
Aber warum ist es so einfach, diesen Song zu verreißen? Liegt es wirklich an Downes, hat Downes den Band-Sound zu sehr vereinfacht? Das sehe ich eigentlich nicht. Klar, die Komponisten in der Band dürften nichts komponieren, was er nicht spielen kann, und das setzt doch leider sehr enge Grenzen (ich will den jungen Wakeman zurück!), aber die Komponisten sind immer noch Sherwood, Davison und Howe. Die sind die Verantwortlichen für das, was wir hier hören.
""Cut From the Stars" ist ein leichter Progsong", "Die Gesangsmelodie ist wieder mal etwas zu zuckrig" – da hatte ich erst "Popsong" gelesen!
Und das ist "Cut From the Stars" ja nun wirklich nicht. Ich hatte, offen gestanden, Schreckliches erwartet, und schrecklich ist der Song schon einmal nicht. Ich finde ihn nicht mal zuckrig. Ich finde den Song (und das ist mein Problem) - schlicht gar nicht.
Ob er, Topographic, eine Symbiose ist? Wenn ja, wovon? Unglaublich finde ich hier jedenfalls nichts. Erwartbar noch am ehesten. "Cut From the Stars" klingt wie ein Arc-of-Life-Stück, und das war vollkommen erwartbar.
Und wenn man das voraussetzte, war damit ebenso erwartbar, dass Sherwood toll Bass spielen würde, man die Melodie nur selten nachvollziehen können, und, vor allem, dass der Song eine ziemlich verwickelte Struktur haben würde. Wie alles, was Sherwood im Progbereich komponiert, ist auch "Cut From the Stars" unnötig kompliziert. AOR kann er viel besser (siehe Yoso), macht er aber nicht.
Nun zur Struktur, Andreas...
Also, wir haben ein Intro mit Violinen, bei dem ich bis 9 gezählt habe, 9 ist immer gut, sagt Magma. Dann setzt die ganze Band ein, und es folgt eine Strophe ("Starlight gaze out"). Und dann passiert zum ersten Mal das, was vermutlich wir alle als fehlende Struktur hören: Der Songtitel fällt am Ende der Strophe ("Cut From the Stars"), aber nur hinten runter, beiläufig, er wird jedenfalls nicht in den Mittelpunkt des Songs gestellt. Dadurch entsteht der Eindruck, es gebe keinen Refrain. Nicht gut, erst recht nicht für eine Single. Und wer jetzt "Aber das ist halt Prog, der hat nicht die üblichen Strukturen" rufen will, dem*der sei gesagt: Selbst "Close to the Edge" hatte einen Refrain.
Es folgt ein ruhiger Instrumentalpart, dann die ebenso ruhige "When I'm in need"-Passage. Danach wird die Strophe wiederholt, diesmal aber nicht gleich von der ruhigen Passage abgelöst, stattdessen wird ein funkiger Part ("In the Light of pure perfection") eingeschoben, bevor mit "Andromeda" die ruhige Passage doch noch wiederkehrt.
So weit, so gut, würde ich meinen, bis auf den fehlenden Refrain. Der Song ist bei seiner Halbzeit angekommen, wenn jetzt nichts mehr passiert, ist es eigentlich gar nicht so schlecht.
Aber dann packen Yes den Song voll mit neuem Material: Ein Gitarrensolo, der (immerhin rhythmisch spannende) "Have you really travelled"-Part, eine neue Bridge ("Our pale blue dot"). Erst danach kommt mit dem funky Part wieder Bekanntes. Das ist unnötig kompliziert, verwirrend, auch beim wiederholten Hören , und man würde das nicht einmal in einem Longtrack so machen. Na, außer man ist Billy Sherwood. Schließlich wird der Song auch noch von Gitarren- und Keyboardsoli zuende gebracht, wo das eigentlich ein Refrain tun sollte. |
Klar kann man sagen, Yes machen es hier einfach mal anders. Aber das ist einfach viel zu viel in gerade mal fünf Minuten - und ich habe viel zusätzlichen Kleinkram gar nicht erst erwähnt. Was raffiniertes Arrangement von wenigem, gut ausgewähltem Material sein sollte (so wie Yes das in ihrer großen Zeit gemacht haben), wird hier ersetzt durch einfach nur noch mehr neues Material. Weniger ist mehr, Billy, weniger ist mehr, Billy, weniger ist mehr. Nope. nicht für Billy Sherwood. Wie gesagt, "Cut From the Stars" klingt wie ein Arc-of-Life-Stück, sogar wie ein gutes, aber für Yes ist das nicht gut genug. Steve Howe sollte das eigentlich wissen, er ist schon ein Weilchen dabei...
Soon, du schreibst "Auf die anderen Stücke von "Mirror To The Sky" bin ich sehr gespannt, ich gehe durchaus von einer Steigerung aus." Hoffentlich sowohl gegenüber "The Quest" als auch gegenüber "Cut From the Stars"! Was Steve Howe allerdings über die anderen, "much more romantic" Songs und über den "Flow" sagt, lässt mich befürchten, dass der Rest wieder eher mellow ist, wie das auf "The Quest" schon war. Auch damals war ja die erste Single für das Album nicht repräsentativ. Aber bleiben wir entspannt - man wird sehen.
Ein Sörrchen wegen der Länge.
P. S.: Ich weiß ja nicht, wie's euch geht, aber ich wäre doch sehr interessiert daran, nicht ausschließlich positive Kommentare unter dem Youtube-Video zu lesen…