Der Jambandthread
Verfasst: Do 18. Mär 2010, 21:49
Jambands sind ein typisch amerikanisches Phänomen - Bands, die in den USA Stadien ausverkaufen, kennt hier kaum jemand. Das hier im Forum bekannteste Beispiel ist sicherlich die Dave Matthews Band - jeder in meinem Bekanntenkreis, dem ich erzählt habe, daß ich zwei Konzerte von DMB besuchen werde, hat mich fragend angeschaut
Was ist eine Jamband? Im Netz gibt es viele und, wie ich finde ungenügende, Definitionen, daher versuche ich eine eigene und benutze als Beispiel The Grateful Dead, die - da sind sich wieder alle einig - die erste Jamband waren.
Gründungsmitglieder von Grateful Dead waren: Jerry Garcia, der aus der Bluegrass-Szene kam, Phil Lesh, der klassische Trompete und Komposition studiert hatte, Ron "Pigpen" McKernan, ein Bluesmusiker und Bob Weir, der sein Rhythmusgitarrenspiel am Jazzmusiker McCoy Tyner orientierte - und so enthält die Musik der Dead auch Elemente aus Blues, Country&Western, Klassik und Jazz. In den dreissig Jahren Bandgeschichte gab es nie die gleiche Setliste. Konzerte waren wichtiger als Studioaufnahmen und live entwickelten sich die Songs meist erst so richtig. "Dark Star" z.B., ein 3 Minuten Stück konnte live auf über 30 Minuten wachsen. Typisch für die Dead war außerdem, daß sie nicht nur viele eigene Songs spielten, sondern auch gerne andere Künstler gecovert haben - der Lieblingskünstler der Dead war zweifellos Bob Dylan.
In den 80er Jahren entstanden zunehmend andere Bands, die diese Elemente - Liveimprovisationen, täglich wechselnde Setlisten, Mischung der verschiedensten Musikstile und Coverversionen übernahmen. Die meisten von ihnen wurden populär durch ihre Auftritte im College oder lokalen Musikclubs - Phish gründeten sich 1983 an der University of Vermont, die Dave Matthews Band 1991 in Virginia. Ebenfalls typisch für alle Jambands ist, daß sie das Tapen ihrer Konzerte erlauben bzw. meist sogar fördern.
Phish gelten oft als die Nachfolger von Grateful Dead - aber musikalisch sind sie nicht mit den Dead zu verwechseln, sie sind definitiv keine Nachahmer - sie vermischen nahezu alle Stile der populären Musik - von Country bis Prog und von Funk bis Jazz. Auch sie covern gerne - z.B. Beatles ("A Day In The Life") und die Rolling Stones (an Halloween 2009 haben sie die komplette "Exile On Main Street" gespielt).
Ich liebe Phish vor allem aufgrund ihres unglaublichen Zusammenspiels - es gibt Liveaufnahmen, bei denen sie teilweise über eine Stunde lang am Stück spielen und einen Song in den anderen überführen - besonders genial ist das auf der DVD "Walnut Creek" zu sehen (Link). Die Texte sind bei Phish eher zweitrangig - manche Songs bestehen nur aus einer Zeile oder weniger ("David Bowie": 1. Strophe "David Bowie", 2. Strophe "UB40"
).
Was ich auch noch an Phish mag, ist ihr merkwürdiger Humor - einer ihrer beliebtesten Songs heisst "Harpua" - eigentlich mehr eine Geschichte mit musikalischer Untermalung, die jedes Mal anders endet. Der Gag ist, daß im Lauf der Geschichte ein Song auf der Stereoanlage läuft und Phish diesen Song dann spielen. Weil "Harpua" so populär ist, spielen Phish das Stück am liebsten, wenn das Konzert schlecht besucht ist - um all diejenigen zu ärgern, die nicht gekommen sind
. 1998 waren sie in Utah - die Halle war nur halb voll und sie haben "Harpua" zum Ende der Show gespielt - inklusive eines Covers der kompletten "Dark Side Of The Moon"
.
Viele Alben von Phish sind relativ teuer, da nur als Import zu haben - ich empfehle eher Downloads ihrer Konzerte über http://www.livephish.com/, z.B. das erste oder zweite Konzert ihrer Reunion 2009 (6. März und 7. März).
Demnächst mehr in diesem Theater zu moe., Umphrey's McGee, The Station ...
Was ist eine Jamband? Im Netz gibt es viele und, wie ich finde ungenügende, Definitionen, daher versuche ich eine eigene und benutze als Beispiel The Grateful Dead, die - da sind sich wieder alle einig - die erste Jamband waren.
Gründungsmitglieder von Grateful Dead waren: Jerry Garcia, der aus der Bluegrass-Szene kam, Phil Lesh, der klassische Trompete und Komposition studiert hatte, Ron "Pigpen" McKernan, ein Bluesmusiker und Bob Weir, der sein Rhythmusgitarrenspiel am Jazzmusiker McCoy Tyner orientierte - und so enthält die Musik der Dead auch Elemente aus Blues, Country&Western, Klassik und Jazz. In den dreissig Jahren Bandgeschichte gab es nie die gleiche Setliste. Konzerte waren wichtiger als Studioaufnahmen und live entwickelten sich die Songs meist erst so richtig. "Dark Star" z.B., ein 3 Minuten Stück konnte live auf über 30 Minuten wachsen. Typisch für die Dead war außerdem, daß sie nicht nur viele eigene Songs spielten, sondern auch gerne andere Künstler gecovert haben - der Lieblingskünstler der Dead war zweifellos Bob Dylan.
In den 80er Jahren entstanden zunehmend andere Bands, die diese Elemente - Liveimprovisationen, täglich wechselnde Setlisten, Mischung der verschiedensten Musikstile und Coverversionen übernahmen. Die meisten von ihnen wurden populär durch ihre Auftritte im College oder lokalen Musikclubs - Phish gründeten sich 1983 an der University of Vermont, die Dave Matthews Band 1991 in Virginia. Ebenfalls typisch für alle Jambands ist, daß sie das Tapen ihrer Konzerte erlauben bzw. meist sogar fördern.
Phish gelten oft als die Nachfolger von Grateful Dead - aber musikalisch sind sie nicht mit den Dead zu verwechseln, sie sind definitiv keine Nachahmer - sie vermischen nahezu alle Stile der populären Musik - von Country bis Prog und von Funk bis Jazz. Auch sie covern gerne - z.B. Beatles ("A Day In The Life") und die Rolling Stones (an Halloween 2009 haben sie die komplette "Exile On Main Street" gespielt).
Ich liebe Phish vor allem aufgrund ihres unglaublichen Zusammenspiels - es gibt Liveaufnahmen, bei denen sie teilweise über eine Stunde lang am Stück spielen und einen Song in den anderen überführen - besonders genial ist das auf der DVD "Walnut Creek" zu sehen (Link). Die Texte sind bei Phish eher zweitrangig - manche Songs bestehen nur aus einer Zeile oder weniger ("David Bowie": 1. Strophe "David Bowie", 2. Strophe "UB40"
Was ich auch noch an Phish mag, ist ihr merkwürdiger Humor - einer ihrer beliebtesten Songs heisst "Harpua" - eigentlich mehr eine Geschichte mit musikalischer Untermalung, die jedes Mal anders endet. Der Gag ist, daß im Lauf der Geschichte ein Song auf der Stereoanlage läuft und Phish diesen Song dann spielen. Weil "Harpua" so populär ist, spielen Phish das Stück am liebsten, wenn das Konzert schlecht besucht ist - um all diejenigen zu ärgern, die nicht gekommen sind
Viele Alben von Phish sind relativ teuer, da nur als Import zu haben - ich empfehle eher Downloads ihrer Konzerte über http://www.livephish.com/, z.B. das erste oder zweite Konzert ihrer Reunion 2009 (6. März und 7. März).
Demnächst mehr in diesem Theater zu moe., Umphrey's McGee, The Station ...