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Die Musik und das liebe Geld

Verfasst: Sa 28. Jul 2012, 09:53
von Aprilfrost
Heute fand ich folgenden Artikel:

Live-Events mit Rekordumsatz und steigenden Ticketpreisen

Popstars wie Madonna, Lady Gaga oder die Rollings Stones sahnen bei Konzerten Millionen ab, doch auf Dauer drohen ihnen die Fans wegzubrechen. Vor allem jungen Menschen werden die Tickets zu teuer.

Einer neuen Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zufolge sind die Preise für Eintrittskarten zu Live-Events in den vergangenen beiden Jahren nochmals um 8 Prozent auf durchschnittlich 32,30 Euro gestiegen, von den horrenden Angeboten auf dem Schwarzmarkt ganz zu schweigen.

„Die Künstler mögen zwar mit weniger Besuchern mehr Umsatz und damit auch einen höheren Profit generieren. Im Ergebnis bleibt auf diesem Wege jedoch ein Teil ihres Publikums auf der Strecke“, warnte Jens Michow, Präsident des Bundesverbands der Veranstaltungswirtschaft, am Donnerstag bei der Vorstellung der Studie in Berlin.

Die Zahlen geben ihm recht: Zwar ist die Veranstaltungsbranche nach dem drastischen Einbruch 2008/2009 wieder im Aufwind, der Umsatz kletterte 2011 auf ein Rekordhoch von fast 4 Milliarden Euro (plus 24 Prozent gegenüber 2009). Mit 122 Millionen verkauften Tickets blieben die Besucherzahlen aber immer noch deutlich hinter der Höchstmarke von 127 Millionen (2007) zurück.

Grund sind nach Darstellung von Michow neben höheren Produktionskosten vor allem überzogene Honorarforderungen von Musikern. Längst seien die großen Stars die eigentlichen Veranstalter von Konzerten, sie könnten ihre Bedingungen diktieren. „Die Künstler möchten bis zur letzten Karte an jedem Ticket, das verkauft wird, beteiligt werden“, sagte er. „Das geht nach dem Motto: As much as possible (so viel wie möglich).“

Allerdings sind Musiker auf diese Einnahmen auch immer mehr angewiesen, seit der Markt für Platten und CDs durch Downloads im Internet eingebrochen ist. 1995 kamen die Umsätze auf dem Musikmarkt noch je zur Hälfte aus dem Verkauf von Tonträgern und den Einnahmen durch Tickets, inzwischen ist das Verhältnis ein Drittel zu Zweidrittel. „Früher hat ein Künstler Konzerte gemacht, um seine Tonträger zu promoten, heute macht er Tonträger, um seine Konzerte zu promoten“, so Michow.

Dennoch gebe es keinen Grund, den „Blues“ für die Veranstaltungsbranche zu singen. „Das furchtbare Jahr 2009 ist aufgeholt, und zwar in allen Bereichen“, sagte Chefredakteur Stefan Zarges vom Fachmagazin „Musikmarkt“, das die Studie seit den 90er Jahren gemeinsam mit dem Wirtschaftsverband in Auftrag gibt.

So konnten Live-Veranstaltungen auf dem Entertainment-Markt ihren zweiten Rang hinter dem Spitzenreiter Buch (3,9 gegenüber 4,2 Mrd. Euro Umsatz) halten. Den größten Zuwachs verzeichneten überraschend klassische Konzerte und Opern, Volksmusik und Hip-Hop mussten dagegen Abstriche hinnehmen, der Publikumsliebling Musical stagnierte.

Bei den Veranstaltungen ohne Musik blieben Theater und Lesungen Spitzenreiter, der eigentliche Gewinner aber war das Genre Comedy: Es konnte in den vergangenen zwei Jahren ein Umsatzplus von 60 Prozent verbuchen. Ein Problem aber haben alle Veranstaltungen gemeinsam - ihr Publikum wird immer älter: 2011 kamen bereits Zweidrittel des Umsatzes von der Generation 40 plus, Tendenz steigend.


Eigentlich kein Wunder, dass bei steigenden Preisen auch das Alter der Musikkonsumenten steigt. Denn die Leute, die beruflich gesettelt sind, haben logischerweise (im Durchschnitt) auch mehr Geld als die Youngsters.

Re: Die Musik und das liebe Geld

Verfasst: Sa 28. Jul 2012, 12:18
von number nine
Das ganze nimmt immer mehr Ausmaße an und überrascht zum Teil wenig. Es gibt Acts wie Madonna z. B., da steht die Musik ganz eindeutig im Hintergrund, sondern man besucht ein Show-Spektakel. Solche Dinge werden immer mehr aufgeblasen und die Preise entsprechend teurer. Solche Sachen interessieren mich als Musikliebhaber allerdings nicht.

Traurig finde ich es, dass auch die die Ticketpreise für Künstler, die ich gern sehen würde, für meine bescheidenen Verhältnisse unverhältnismäßig hoch werden. Bob Dylan war jetzt schon drei Mal in meiner Nähe und ich träume eigentlich davon, ein Konzert von ihm zu besuchen, aber bei den Preisen macht mein Geldbeutel einfach nicht mit. Ich denke, gerade so ein Vieltourer wie er könnte auch mit niedrigeren Ticketpreisen problemlos um die Runden kommen. Meine Schmerzgrenze liegt so bei 40,00 €.

Aber die Konzertpreise haben sich auch irgendwie in den letzten 10 - 15 Jahren verdoppelt bis verdreifacht.

Michael Jackson wollte im Jahre 1997 für ein Konzert seiner History Tour in Leipzig 67,00 DM haben. Für derartige aufwendige Shows bezahlt man heute gut und gerne 100,00 € + aufwärts.

Re: Die Musik und das liebe Geld

Verfasst: Sa 28. Jul 2012, 12:42
von Member Y
Bei den Preisanstiegen der Tickets denke ich in erster Linie an die jungen Musikfans, die diese größtenteils unverschämten Summen nicht stemmen können und ihre Lieblinge live nicht erleben dürfen.
Prinzipiell bin ich auch nicht bereit, beispielsweise viel mehr als 50€ zu berappen, egal welcher "Hochkaräter" gerade um die Ecke kommt. Selbst, wenn ich es mir finanziell leisten könnte.

Re: Die Musik und das liebe Geld

Verfasst: Sa 28. Jul 2012, 12:49
von JJG
Ja die Ticketpreise sind schon sehr hoch, was mich stört sind diese meet and greet Angebote.
Ich kann zwar einerseits verstehen, dass durch die Touren das Geld kommt, trotzdem
sind die Preise unverschämt und meine Lieblingsband nehme ich davon nicht aus.

Mein Sohn wird in zwei Wochen an einer der größten Electro-Events teilnnehmen. Das Ticket
(99,-) hat er sich selbst erarbeitet und kann es nun sogar verkaufen, weil mein Cousin dort
Bar und Catering macht und ihn auf die Liste der Mitarbeiter setzen kann. Die Schwarzmarkt-
preise gehen nun steil in die Höhe je näher das Event rückt, inzwischen ist die Veranstaltung
ausverkauft und die Besucherzahl wird wohl die 80.000 erreichen. Also kann man sich selbst
ausrechnen was die Veranstaltung bringt.
Link:
http://www.sonnemondsterne.de/
Übrigens ist das Festival ganz in unsrer Nähe (ca. 12 km entfernt)

Der Veranstalter schreibt übrigens den Betrieb für Bars usw. aus. Somit schreibt er auch die
Preise für die Getränke vor. Die Getränke dort werden dort übrigens abgewogen bevor sie
verkauft werden. Somit verdient der Veranstalter auch im großen Stil an der Verpflegung mit.
Überwiegend junge Leute sind dort zu sehen, ich glaube Kraftwerk hat dort vor zwei Jahren
auch gespielt. Also am Geldmangel junger Leute scheitert das nicht immer, denn sehr viele
werden von den Eltern oder Großeltern gesponsort.

Re: Die Musik und das liebe Geld

Verfasst: Sa 28. Jul 2012, 22:28
von Member Y
JJG hat geschrieben:Also am Geldmangel junger Leute scheitert das nicht immer, denn sehr viele
werden von den Eltern oder Großeltern gesponsort.
Ja, das ist wohl so. Ich hatte auch mehr diejenigen Jugendlichen im Sinn, denen es leider nicht vergönnt ist, finanziell unterstützt zu werden.
Beispielsweise zahle ich für die "Flying Colors", durch die Bank renommierte Musiker, 37€. Das ist relativ angemessen.
Obwohl ich mich immer noch dabei ertappe, in DM umzurechnen. Dann sind das ja 74 Mucken. Bin ich denn bekloppt, so viel Geld für eine dahergelaufene Kapelle auszugeben? ;)

Re: Die Musik und das liebe Geld

Verfasst: So 29. Jul 2012, 10:41
von Aprilfrost
schneeblick hat geschrieben:Obwohl ich mich immer noch dabei ertappe, in DM umzurechnen. Dann sind das ja 74 Mucken. Bin ich denn bekloppt, so viel Geld für eine dahergelaufene Kapelle auszugeben? ;)
Das solltest Du Dir jetzt wirklich abgewöhnen, denn 1€ entspricht ja nicht 2DM. Ich bin zwar weder Banker noch Wirtschaftshansel, aber der Wert des Geldes misst sich ja u. a. an der Inflationsrate, dem Bruttosozialprodukt, den Realgehältern und was weiss ich noch. Ich würde ja abdrehen, wenn ich daran denke, dass ich für einen Liter Benzin mal 87 Pfennig oder für ein Brötchen 10 Pfennig (5 Cent?) bezahlt habe.


Was
... aber
... ... letzlich
... ... ... nichts
... ... ... ... daran
... ... ... ... ... ändert,
... ... ... ... ... ... dass
... ... ... ... ... ... ... Tickets
... ... ... ... ... ... ... ... manchmal
... ... ... ... ... ... ... ... ... verdammt
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... teuer
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... sind!

Re: Die Musik und das liebe Geld

Verfasst: So 29. Jul 2012, 10:44
von JJG
schneeblick hat geschrieben:
JJG hat geschrieben:Also am Geldmangel junger Leute scheitert das nicht immer, denn sehr viele
werden von den Eltern oder Großeltern gesponsort.
Ja, das ist wohl so. Ich hatte auch mehr diejenigen Jugendlichen im Sinn, denen es leider nicht vergönnt ist, finanziell unterstützt zu werden.
Beispielsweise zahle ich für die "Flying Colors", durch die Bank renommierte Musiker, 37€. Das ist relativ angemessen.
Obwohl ich mich immer noch dabei ertappe, in DM umzurechnen. Dann sind das ja 74 Mucken. Bin ich denn bekloppt, so viel Geld für eine dahergelaufene Kapelle auszugeben? ;)
Ich rechne auch manchmal noch um. Aber ich sollte mir das abgewöhnen. Denn wenn ich das dann noch in Ost-Mark (Alu-Chips)
umrechne, komme ich auf einen Kurs 1:10. :lol:

Aber das kann man leicht erklären, durch die Inflations- und Teuerungsraten sind die Löhne real gesunken.
Ab 01.08. bekommen wir auch mal wieder eine Lohnerhöhung von 1,6 %, was uns seit Jahren wieder einmal
zugestanden wird und auch nur die diesjährige Inflationsrate "abdeckt". Vor der Tarifrunde habe ich den
Vorschlag gemacht eine Erhöhung zu fordern, die sich an der Kaufkraft der Gehälter von 2002 orientiert.
Ich will ja nicht mehr, nur so viel Kaufkraft wie von 10 Jahren.
Erst gab es betroffene Gesichter, dann Schmunzeln, ich bin ja nicht in der Tarifkommision ...

Es stimmt schon, man muss sich wirklich überlegen zu welchen Konzerten man fährt und die Ticketpreise sind
wirklich gestiegen. Es ist wirklich so, früher wurde mit einer Tour das Album beworben, heute ist es umgekehrt.
Dennoch ist es besser Geld für Kunst auszugeben, als für die tausend Dinge, die die Welt nicht braucht.

Re: Die Musik und das liebe Geld

Verfasst: So 29. Jul 2012, 10:50
von JJG
Frosti war wieder mal schneller, ich stimme ihm zu.

Re: Die Musik und das liebe Geld

Verfasst: So 29. Jul 2012, 12:01
von Member Y
Aprilfrost hat geschrieben:Das solltest Du Dir jetzt wirklich abgewöhnen, denn 1€ entspricht ja nicht 2DM. Ich bin zwar weder Banker noch Wirtschaftshansel, aber der Wert des Geldes misst sich ja u. a. an der Inflationsrate, dem Bruttosozialprodukt, den Realgehältern und was weiss ich noch. Ich würde ja abdrehen, wenn ich daran denke, dass ich für einen Liter Benzin mal 87 Pfennig oder für ein Brötchen 10 Pfennig (5 Cent?) bezahlt habe.
Ja, klar, das Umrechnen gehört schon lange der Vergangenheit an.
JJG hat geschrieben:Ich will ja nicht mehr, nur so viel Kaufkraft wie von 10 Jahren.
JJG hat recht, insbesondere in den ersten Jahren nach der Euroumstellung war der reale Lohnverlust besonders gravierend und ist bis heute nicht angepasst. Was dagegen ab 2002 die Lebenshaltungskosten anging, das haben wir als vierköpfige Familie am eigenen Leib erfahren. Bis dahin waren wir stets in der Lage, monatlich etwas beiseite zu legen. Das war definitiv vorbei.
JJG hat geschrieben:Dennoch ist es besser Geld für Kunst auszugeben, als für die tausend Dinge, die die Welt nicht braucht.
Sehe ich auch so. Das Geld, das wir für unsere Musik ausgeben, ist gut und vernünftig angelegt.

Re: Die Musik und das liebe Geld

Verfasst: So 29. Jul 2012, 14:36
von Topographic
schneeblick hat geschrieben: Sehe ich auch so. Das Geld, das wir für unsere Musik ausgeben, ist gut und vernünftig angelegt.
YES! Konzerte sind wie alle Kulturversanstaltungen eben etwas für das Leben im Jetzt. Keine Briefmarkensammlung, kein Designermöbel, nichts zum "Festhalten". Ich genieße das. Ob die zwei Stunden Musikgenuss - mehr oder weniger verbunden mit optischem Spektakel - ihr Geld wert waren, weiß man oft erst hinterher.
68 € für Udo Lindenberg, der neben der Panikband jede Menge Gäste mit auf die Bühne bringt, eine großartige Show inkl. fliegendem Zeppelin bietet und auch gut 2 1/2 Stunden spielt - das ist okay. Oder Peter Gabriel samt Orchester für 85 € - das ist es wert, wenn man PGs Musik und Auftritte liebt. Wer Tarzan oder König der Löwen sehen will muss auf einem guten Platz auch rund 130 € übrig haben. The Musical Box aber, als nicht mal besonders gute Coverband, für 58 € - eindeutig zu viel. YES haben an gleicher Stelle in Stuttgart "nur" 52 € gekostet.
Am liebsten gehe ich in die Musik-Clubs oder in die kleineren Veranstaltungshäuser - 34 € für UK im Colos-Saal, 18 € für ein gutes Jazz-Konzert im Amsterdamer Bim-Huis oder rund 20€ für diverse schöne Konzerte im Karlsruher Tollhaus - das ist bestens verbrachte Lebenszeit für einen angemessenen Preis. Wenn man ein wenig schaut, kann man auch Weltstars für relativ wenig Geld sehen - und treffen. Im Mai war ich bei TC Boyle für 15 € und bei Cate Blanchett für 28 € dabei. Aber stimmt - Musik gabs da weniger...