Nach einem anstrengenden Nachmittag in Londons „Underground“ fuhren Topo und ich wieder nach St Albans.
Wir gönnten uns einen Kaffee und später ein Abendessen, davon später mehr. Gegen 18:45 gingen wir zum Konzertsaal,
der nur wenige Gehminuten von unserem Hotel entfernt war. Wir waren schon gespannt wie das Konzert mit unseren
beiden Heroen wohl werden würde. In Vorfeld gab es ja schon um die CDs, Ricks Keyboard-Sound und Jons Stimme
ein paar Berichte, Eindrücke und Spekulationen im Netz.
Im Foyer des Konzertsaales gab es einen schönen Stand an dem man etliche CDs, Tour-Programme und Kunstdrucke
von Rick und Jon erstehen konnte. Der Verkäufer kündigte auch an, dass Rick nach dem Konzert eine Autogrammstunde gibt.
Auf Topos Geheiß hin habe ich mir neben den CDs auch noch ein Programm gekauft. Das war eine gute Wahl,
denn noch vor dem Konzert waren diese bald ausverkauft. Ja Thema ausverkauft, das traf auch auf den Konzertsaal zu.
Im Parkett wurde sogar noch eine zusätzliche Reihe von Stühlen aufgebaut. Es dürften ca. 1300 Besucher gewesen sein
vielleicht sogar noch ein paar mehr. Dem Publikum kann man nur dankbar sein, die ganze Audienz war sehr aufmerksam,
keine blöden Zwischenrufe oder nervige Gespräche während der Songs.
Pünktlich gegen 19:30 Uhr betraten Rick und Jon die Bühne, die recht sparsam mit Kerzenlicht dekoriert und nur durch
ein paar Scheinwerfer beleuchtet war. Leider war das weiße Licht sehr grell und die Gesichter der beiden Musiker erschienen
ein wenig bleich. Das wirkte sich leider auch auf die Fotos aus.

Es ist sehr angenehm wenn ein Konzert in einer dezenten Lautstärke stattfindet. Meine Erwartungen wurden in jeder Hinsicht übertroffen.
Jons Stimme ist wieder kräftiger geworden. Natürlich singt er viele Yes-Songs ein wenig tiefer und sie werden auch anders arrangiert,
das ist wohl klar, aber er singt sie immer noch mit voller Inbrunst und hat auch keine Angst mehr bei den hohen und lang anhaltenden
Tönen zu versagen. Hier und da ist er auch nicht mehr ganz textsicher, aber das kann man ihm nun mit nunmehr 66 Lebensjahren zugestehen.
Aus dem Yes-Fundus gab es „Your Move“, „Yours is no disgrace”, “Life Seeker/Würm”, “Time and a Word”, “Long distance runaraound”,
“South Side of the Sky”, “Roundabout”, “And You and I”, “Wonderous Stories”, “Owner of a lonely Heart”, “Turn of the Century”
und natürlich “Soon”. Von ABWH gab es natürlich “The Meeting” (genial).
Das Publikum wurde bei “Your Move” aufgefordert den Rhythmus zu singen. Ganz sanft und fast wie einstudiert wurde Jons Gesang
unterlegt, was vom Sänger mit einem breiten Grinsen honoriert wurde. Apropos grinsen. Natürlich waren die kleinen Stories
zwischen den Songs was zum Lachen. Jon begann eine ernste Geschichte über den Hintergrund oder die Entstehung der Songs zu
erzählen und Rick gab seinen Senf dazu.
Demnach hatte Rick seine erste sexuelle Erfahrung ganz in der Nähe von St Albans, Jon besuchte hier die Mädchenschule,
die Konzertpause findet wegen der Prostata statt und in Schottland gibt es eigentlich gar kein Karussell …
Konzertvirtuose Wakeman beschränkte sich auf ein kleines Arsenal an Tasteninstrumenten, seine Spielweise richtete er auf die Stimme
seines langjährigen Freundes aus, Hauptaugenmerk lag auf den Piano- und Streicher-Sounds. Jon erklärte im Konzert das Zustandekommen
der Songs via Internet.

Schön und ergreifend vom neuen Album war „23/24/11“. Ein Stück über Soldaten, die aus dem Afghanistan-Krieg heimkehren
und die ganze Wirklichkeit erkennen müssen, in sich gekehrt sind und Hilfe brauchen und die Sinnlosigkeit dieses Krieges.
Jon betont im Refrain auch besonders Eleven, was wohl auch eine Affinität zu 9/11 (Nine/Eleven) darstellt. Für mich der Höhepunkt
des Abends. Die neuen Songs fügen sich sehr gut mit den alten Yes-Stücken in die Setlist ein. Es gab ein ausgewogenes Verhältnis
und es wurden auch alle Stück vom neuen Album gespielt.

Rick und Jon haben sich als passionierte, aber wenig erfolgreiche „Pflanzer“ geoutet. Chris bekam eine kleine „Spitze“ ab und so
hatten beide Yes-Man ihren Spaß. Jane konnte man in der ersten Reihe sehen und Jon philosophierte über den Einfluss einzelner
Menschen auf ganze Generationen im Song „Just one Man“. Ein paar kleine Zitate seiner Solo-Alben fügte Rick hier und da in die
Songs ein. Das machte natürlich Lust auf seine Großwerke. Topo ließ es sich auch in der anschließenden Autogrammstunde nicht
nehmen, danach zu fragen.
Wir gingen nach dem Konzert noch in die Hotelbar und haben vom Auftritt von Rick und Jon geschwärmt...
Wenn Rick und Jon nach Deutschland kommen, werde ich meine ganze Familie mit zum Konzert nehmen, wenn die Termine günstig fallen.