Die Band wurde 1967 gegründet - ursprünglich als Chicago Transit Authority - ab ihrem 2. Album nannten sie sich nur noch Chicago. Sie gelten zusammen mit "Blood, Sweat & Tears" und "The Flock" als Begründer des Jazzrock. Im Gegensatz zu "BS&T", die mehr Besetzungswechsel durchgemacht haben als Yes

Chicago waren zu Beginn ihrer Karriere ungeheuer kreativ - die ersten drei Studioalben waren alle Doppel-LPs, danach folgte das grandiose 4er-Album "At Carnegie Hall", für mich immer noch eine der besten Liveaufnahmen überhaupt. Auch die anschließenden Veröffentlichungen sind noch hörenswert - insbesondere die "VII" aus dem Jahre 1974 (das vierte Studio Doppelalbum der Band).
Nach meinem Geschmack entwickelte sich Chicago danach zu sehr in Richtung Mainstream - ähnlich wie bei Genesis nahm der kommerzielle Erfolg aber zu. 1976 gab es einen riesigen Erfolg weltweit mit der Ballade "If You Leave Me Now".
1978 kam es zur Katastrophe - der Gitarrist Terry Kath - für mich einer der besten der Rockgeschichte (selbst Jimi Hendrix hat ihn angeblich bewundert) erschoss sich mit 31 Jahren auf einer Party. Es war ein Unfall. Nach seinem Tod ging die Entwicklung in Richtung Mainstream stetig weiter, wobei nach meinem persönlichen Geschmack die Alben "16" und "17" trotzdem sehr hörenswert sind.
Danach stieg, wie oben erwähnt, Peter Cetera aus und die kommenden Alben boten einen ziemlich traurigen angejazzten Kommerzpop, der aber weiter erfolgreich war und wohl von der Plattenfirma auch gefördert wurde. Interessanterweise versuchten Chicago auf ihrem 22. Album wieder neue Wege zu gehen und mehr zu experimentieren - das Album wurde dann von der Firma einfach nicht veröffentlicht (es erschien unter dem Titel "Stone Of Sisyphus" 15 Jahre später bei Rhino!).
Insgesamt ist die Besetzung der Band seit vielen Jahren konstant. Der Bassist Jason Scheff ist seit 1985 dabei, der Schlagzeuger Tris Imboden, der das Originalmitglied Danny Seraphine ersetzte, auch schon seit 1990. Leider musste ich feststellen, daß Bill Champlin, der seit 1981 dabei war und den ich für den besten Sänger der Band halte, 2009 ausgestiegen ist. Er wurde durch Lou Pardini ersetzt, der auch bei Santana und Stevie Wonder gespielt hat. Ich ärgere mich daher ein wenig, daß ich Chicago 2008 verpasst habe (mit Champlin), als sie in Stuttgart gespielt haben. Live klingt die Band immer noch sehr gut und sie spielen viele ihrer alten Songs. Ich werde wohl dieses Mal hingehen, um meine alten Helden noch zu sehen.
Albumtipps ? - die besten drei Alben sind für mich (in dieser Reihenfolge) die II, III und VII. Die IV - Live At Carnegie Hall gehört sowieso in jede Sammlung. Sehr schön ist auch das Rhinoboxset (4CDs und 1 DVD), das aber scheinbar nur noch als teurer Import zu haben ist.
