Aprilfrost hat geschrieben:"Hype" gab es vor 35 Jahren noch gar nicht, und die Vermarktung von Musik war ungleich schwieriger als heute. Es gab eine Handvoll sog. Musikzeitschriften, in den großen Städten Tourplakate und "mal eben ins Album reinhören" war nicht so ohne weiteres möglich. Ob Ihr Youngsters unvoreingenommener seid? Ich weiß es nicht. Ich habe aber auch keine Ahnung, wovon ich als 14 bis 24 Jähriger hätte voreingenommen werden sollen?
Aber vielleicht kannst Du kurz erklären, wie Du zu dieser Ansicht kommst? Es ist ja nicht auszuschließen, dass Du Recht hast.
Ich meinte eigentlich, dass ich finde, dass es ein Unterschied ist, ob man beispielweise den Ausstieg Gabriels oder die Veröffentlichung von Invisible Touch oder Ähnliches "live" mitbekommen hat oder erst später vor vollendete Tatsachen gestellt wird, wie wir -
Die Sichtweise ist doch ganz anders, wenn man mitbekommt "Gabriel ist bei Genesis raus" (sehe grad wieder das Melody-Maker-Cover vor mir) und sich dann Gedanken macht und im Freundeskreis diskutiert: "Wie gehts weiter? Wer wird der neue? Ist der gut? Kann das gutgehen?.." etc. und die Entwicklung selbst miterlebt, als wenn man 30 Jahre später sich mit der Geschichte einer Band beschäftigt und dann raussucht, auf welchem Album welcher Sänger singt und wie die Musik ist.
Mir fällt da auch wieder dieser schräge Vorsitzende vom britischen Genesis-Fanclub ein, der erzählt, dass er "Mama" beim ersten Hören im Plattenladen gar nicht als Genesis-Single identifiziert hatte oder dass er nach der Invisible Touch-VÖ mit der Platte Frisbee gespielt hat -
Wir hören Invisible Touch im Radio und kennen es vom Kindesalter an als Genesis/ Phil Collins-Hit und denken einfach nicht dran, dass die gleiche Band 10 Jahre früher Stücke wie Blood on the Rooftops oder Mad Man Moon geschrieben hat und dadurch kann diese Enttäuschung über den Wandel gar nicht erst aufkommen - Wir "haben" unsre alten Genesis nicht gehabt, wir haben den "Verfall" (falls es einen gab, bin nicht der Meinung) nicht miter"leiden" müssen - Wir können I can't dance hören und können sagen, dass ist ein cooler Song, der rockt und ist lustig und sind nicht peinlich berührt, weil wir dabei nicht an Supper's Ready denken müssen.
Ich will euch ja gar nicht vorwerfen, dass ihr das so empfindet, aber wir haben einfach keine persönliche Bindung zur Entwicklung der Band, weil wir's nicht miterlebt haben, und gehen deshalb u.U. objektiver an die Sache ran.
Kann man das irgendwie nachvollziehen?
Ich finde es grad schwierig, das auszudrücken..
EDIT:
Nochmal zum "geistigen Kopf" der Band -
Das, was mich an The Lamb fasziniert, ist die Musik, der Klang, die Arrangements - Das Intro zum Titeltrack, Fly on a Windshield, In the Cage, Chamber of 32 Doors, Hairless Heart etc. - Und das rechne ich v.A. Banks, Hackett, Rutherford und Collins an und nicht Gabriel.
Die Lamb-Texte finde ich nämlich nicht sonderlich stark - Vielleicht auch wieder, weil ich die Intention von Raels Story nicht ganz verstehe, weil ich vielleicht die Entwicklung von Prog und Punk auch nicht mitbekommen habe/ konnte...