Il Maestro - der weiß wie's geht
Gestern Abend in der nicht ganz ausverkauften Olympiahalle zu München. Reihe 7, Plätze 20 bis 23 von 45 Sitzen nebeneinander - besser geht nicht.
Seit einer halben Stunde sind wir schon vor Ort und sättigen uns derweilen mit Junk-Food
. Im Hintergrund läuft elektronische "Pausenmusik". Das Publikum ist absolut gemischt.
Punkt 20:00 Uhr sitzen wir. Nix passiert, die "Pausenmusik" läuft weiter. Erst um 20 nach acht gehen die Lichter aus. Die drei "Zusatzmusiker" betreten "hintergrundbeleuchtet" die Bühne. Weiter erst mal nix. Dann ein Raunen, Klatschen, Schreien, Pfeifen: JMJ entert die Halle durch einen Seiteneingang und läuft eine Ehrenrunde durch das Publikum, um schließlich die Bühne von vorne zu erklimmen.
Sieht der Man gut und fit aus - mit fast 62 Lenzen!
Und dann geht echt die Post ab. Jarre geht auf in seiner Musik; er steigert sich teilweise fast in Extase. Nach dem "Kleinkonzert" vor zwei Jahren im Gasteig in München, wo es sehr ruhig und "gesittet" zuging, diesmal die totale Euphorie.
Ein Sound zum d'rin Baden. Dass der Bass die Hosenbeine flattern lässt - nix Neues. Dass der Bass so knapp über dem solar plexus manchmal eine leichte Übelkeit erzeugt - ist schon aufregend. Aber dass der Bass die Haarspitzen fibrieren lässt - das hat absolut reingehauen. Und bei alledem GLASKLAR über alle Frequenzbereiche. Akzentuiert, Differenziert und ein wahnsinns Drive. So geht das, liebe Freunde von Queen, Genesis, etc. Da muss der kleine Jean kommen, um die Olympiahalle in einen Top-Akustik-Konzertsaal zu verwandeln.
Die Lightshow, groß angekündigt, war allerdings eher Mittelmaß - 5 Voll-Spektrum-Laser, die schön parallel ihre Figuren in die nebelige Hallenluft zeichneten, und schöne satte Bühnenbeleuchtung: Eben nicht schlecht, aber auch nicht spektakulär. Einen Hintergrundfilm gab's dann aber schon mit Prädikat "Tränen in den Augen": Eine Saalbreiten- und -höhen füllende Aufnahme vom Moog Modularsystem und dann eine Tron-like Fahrt über die Tasten und Bedienpanels - Moog soweit und so tief das Auge reichte
.
Die Laser-Harp kennt man schon. Live, in Farbe und mit einem derart tierischen und durchdringenden Sound ist dieser Show-Teil aber schon ein einmaliges Erlebnis (einen Elka Synthex Synthesizer, den Jean für die Sound-Erzeugung der Laser-Harp verwendet, kann man übrigens aktuell bei ebay ersteigern - wer weiß ..., den hab ich ja noch nicht).
Auch den Moog Liberation Keytar Synthesizer hat er dabei und "fidelt" darauf herum - das Stück ist musikalisch eher gewöhnungsbedürftig. Später kommt dann noch ein modernes umhängbares Midi-Keyboard zum Einsatz, dessen polyphone Möglichkeiten schon mehr bringen (den Liberation hat er aber damals im Gasteig auch besser zur Geltung gebracht) und womit er schon absolut "on the top" auftrumpft, was den Bombast-Sound anbelangt.
Das Publikum flippt derart aus, dass Jarre immer mehr angeheizt wird. Ruhiger wird es nochmal, als er ein Stück seiner UNESCO Botschafter Tätigkeit widmet - solo nur an einem Keyboard. Danach dreht er bis über den Anschlag hinaus auf. Er spielt sogar Akordeon (damit hab ja auch ich meine "Karriere" angefangen
), und das Stück steigert sich bis zur völligen Ekstase. Die vor uns stehenden Menschen wiegen sich und zucken nur noch völlig weggetreten im Beat.
Die Menge tobt total. Nach dem letzten Stück kommt die Truppe in den nicht enden wollenden Lärm der Zuschauer nochmals für eine Zugabe, und spielt noch eine, und spielt noch eine. Die Musiker treten wieder ab, aber sie können sich noch nicht entziehen und es gibt noch eine Zugabe. Grandios.
Fragt mich bitte keiner nach der Set-Liste. Ich hab nur diesen absolut geilen Sound in der Birne. Eine unübertreffliche Musik-Performance, auch wenn man wie ich nicht Jarre-Hardcore-Fan ist.
Excellent, génial, impressionnant!
Mon haute estime, Jean Michel