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DocFederfeld hat geschrieben:Sorry, ich kann ja überhaupt nicht verstehen, was daran so toll ist. Erinnert mich sehr an Mostly Autumn, die ich auch ganz fürchterlich finde. Brrr.

von: Martin Dambeck

Mostly Autumn war nach Meinung der Leserschaft des größten britischen Prog-Magazins, Wondrous Stories, einer der vielversprechendsten Newcomer des letzten Jahres (sprich 1998) auf der Insel. In den Lesercharts belegte For All We Shared... monatelang Platz 1. Nach einem ersten Hördurchgang muß ich sagen zurecht und zugleich erstaunt festellen, daß englische Progfans anscheinend recht tolerant veranlagt sind. Zugegeben, Mostly Autumn zaubern (anders kann ich es nicht nennen) ein faszinierendes Album hervor, daß von der ersten bis zur letzten Minute spannend ist. Allerdings sind sie musikalisch schwer zuzuordnen. In manchen Songpassagen wird kräftig und perfekt Dark Side Of The Moon und Wish You Were Here zitiert. Dann gibt es aber auch starke keltische Einflüsse, so daß man manchmal an Iona oder gar die Dubliners erinnert wird. Dies nur zur Warnung, wer sich jedoch von den folkigen Einflüssen nicht abschrecken läßt, der wird mit einem spitzenmäßigen Album belohnt, das wie eine musikalische Wundertüte daherkommt. Nie kann man sich sicher sein, was als nächstes geschieht. So kommt beispielsweise nach dem 9 1/2minütigen flyodigen Heroes Never Die ein lupenreiner Folktitel, der sich allerdings mit zunehmender Zeit in eine Rocknummer verwandelt. Gegen Ende glaubt man sich in einem Herr der Ringe Hörspiel verirrt zu habe: Bilbo singt auf seinem Abschiedsfest, danach wieder lupenreiner Folk, der dann schließlich mit dem über 10minütigen atmosphärischen The Night Sky wieder in puren Prog übergeht. Dazu kommen noch wunderschöne Balladen und mitreißende Violinpassagen. Was soll ich sagen, dieses Werk hat mich in seinen Bann gezogen. In meinem CD-Player dreht es eine Ehrenrunde nach der anderen. Fazit: Ein Geheimtip für aufgeschlossene Progfans.

Bemerkungen:

Mostly Autumn begannen ca. 1996 in England. Gründer war der Gitarrist und Sänger Bryan Josh, der bereits seit einigen Jahren an Songmaterial arbeitete. Weitere wichtige Gründungsmitglieder waren die Sängerin Heather Findley und der Keyboarder Iain Jennings, die ebenfalls großen Anteil an den Kompositionen haben.

Mostly Autumn haben ein eigene Art von "Folk-Prog", geprägt, dessen Stilelemente sich aus Motiven der keltischen Musik gepaart mit Pink Floyd- und Genesis-Klängen zusammensetzen. Neben Gitarre und Keyboards ergänzen immer wieder Flöten, Pfeifen, Dudelsäcke, Geigen etc. den Sound.
Vor allem aufgrund hervorragender Liveauftritte erhielten Mostly Autumn schon nach kurzer die Möglichkeit, ihr erstes Album ("For All We Shared") aufzunehmen. Nach dem zweiten Album "The Spirit Of Autumn Past" wurde die Gruppe von der "Classic Rock Society" zur Newcomer-Band des Jahres und Heather Findlay zur besten Sängerin gewählt.

Bis heute (Januar 2004) haben Mostly Autumn vier Studio-Alben, mehrere Live-Platten und ein Konzept-Album zum "Herrn der Ringe" veröffentlicht.
(Thomas Kohlruß)

von: Thomas Kohlruß

Es gibt so verschiedene Dinge in der Musik, die ich nicht mag... dazu gehört z.B. Folk-Musik, die für mich immer so einen bemüht fröhlichen Sauf-Musik-Charakter hat, weibliche Vocals können mich auch meist nicht recht begeistern.... und gehypte Bands sorgen für Misstrauen.

Bei dieser Vorurteilsburg habe ich Mostly Autumn natürlich lange Zeit schlichtweg ignoriert.... Oh Mann! Wie blöd man manchmal sein kann *kopfschüttel*. Nach ein paar Anläufen (und nicht zuletzt sanft überredet durch ein bekanntes Magazin aus der Prog-Szene...) habe ich dann mit "The Spirit Of Autumn Past" meinen Einstieg in die Klangwelt von Mostly Autumn gefunden.... und habe es nicht bereut, im Gegenteil inzwischen haben noch einige andere Silberlinge dieser Band eine Heimat in meinem CD-Schrank gefunden.

Mostly Autumn werden ja oft mit Pink Floyd in Verbindung gebracht, nun ja, da ist schon ein bisserl 'was dran, das liegt vor allem am Lead-Gitarristen Bryan Josh, der schon ein ziemlicher Gilmour-Epigone ist, aber ein guter. Dazu kommen sphärische, melodische Keyboards, aber auch allerlei Soundingredenzien bis hin zu Flöte, Pfeifen und Geige, welche den folkigen Part ausmachen. Diese Verbindung aus Rock, zugegebenermassen Neo-Prog (but.. who cares?) und Folk ist das Besondere von Mostly Autumn. Dazu kommt noch der abwechselnde männlichen und weibliche Lead-Gesang von Bryan Josh und Heather Findlay. Die Beiden harmonieren auch hervorragend in ihren gemeinsamen Gesangsparts, ein weiteres starkes Stück des Mostly Autumn-Sounds.

"The Spirit Of Autumn Past" bietet eine tolle Mischung aus veritablen Rockern wie dem Titelsong (der von einem rein instrumentalen Part eingeleitet wird) und z.B. dem Opener "Winter Mountain" (am Anfang gibt's wohl noch ein paar Klänge vom Schluss des ersten Albums, ein interessanter Übergang). Es gibt wunderbare Balladen und balladeske Songs wie "This Great Blue Pearl", "Pieces of Love" und der Folk-Prog-Perle "Evergreen", die vor allem vom engelsgleichen Gesang von Heather Findlay getragen wird (sagte ich etwas GEGEN weibliche Vocals???). Gegen Ende zieht das Stück ziemlich an und das abschliessende Gänsehaut-Gitarrensolo muss man einfach gehört haben. Ein absoluter Höhepunkt ist auch die Folk-Suite aus "Styhead Tarn / Shindig / Blakey Ridge / When Waters Meet", die vor allem Bob Fauld an der Geige reichlich Gelegenheit gibt zu glänzen. Den Abschluss bildet das herrlich emotionale "The Gap Is Too Wide". Man kann hier die Weite der regenverhangenen schottischen Highlands förmlich mit Händen greifen. Ich neige ja nicht so zum Gefühlsüberschwang, aber hier muss ich mir schon das eine oder andere Mal eine Träne aus dem Augenwinkel wischen.

Es gibt Folk-Musik die anders ist, es gibt weibliche Vocals, die nicht quietschig und nervig sind, es gibt auch Bands, die trotz hype, Substanz haben....

von: Thomas Kohlruß

Mit dem dritten Studio-Album hatten Mostly Autumn ihren Stil nicht nur gefunden, sondern auch soweit perfektioniert und verinnerlicht, dass dieses Album eine geradezu monolithische Ruhe und Geschlossenheit austrahlt. Das geht vielleicht sogar schon ein Stück zuweit, so dass irgendwie Ecken und Kanten völlig fehlen und nur noch Wohlklang vorherrscht, so dass mir das Vorgängeralbum, welches noch etwas rauher und ungeschliffener daherkam, fast besser gefällt.

Allerdings ist "The Last Bright Light" beileibe kein schlechtes Album, hier sind die typischen Elemente von Mostly Autumn umfangreich vertreten: Heather und Bryan teilen sich die Lead Vocals, Bryan glänzt mit seiner floydigen Gitarre, die Keys tragen geschmackvolle Klangteppiche bei und im Hintergrund agieren immer wieder allerlei Instrumente wie Whistles, Bag Pipes, Flöten, die den folkigen Touch ergeben. Damit ist der spezielle Mostly Autumn-Sound jederzeit präsent. Leider hat Bob Faulds die Band verlassen, so dass auf die so genialen Violin-Einlagen der Vorgänger-Alben verzichtet werden muss. Ein kleiner Minuspunkt ist sicherlich auch die Anordnung der einzelnen Titel auf der CD. So kommen erst ein Schwung ruhiger, eher balladesker Titel (We Come And We Go, Half The Mountain, ... bis Prints In The Stone), hier sorgt nur "The Dark Before The Dawn" als typischer Mostly Autumn-Bombast-Rocker (inklusive Mitsing-Refrain) für Auflockerung, was zunächst vielleicht einen etwas falschen Eindruck vermittelt.

Dafür gibt's dann ab "The Last Bright Light" ein Highlight nach dem anderen, so dass man am Schluss richtiggehend durchschnaufen muss, ob soviel geballter musikalischer Power und Wohlklang. Im Titelsong wird sich mit allerlei Renaissance- / Mittelalter-Instrumentierung und ebensolchem Gesang ausgetobt (hier kommen vor allem die Gastmusiker zu ihrem Recht). "Never The Rainbow" ist ein, für Mostly Autumn, eher untypischer Rocker mit tollen Lead-Vocals von Heather. "Shrinking Violet" ist die Über-Ballade mit einer prallen, symphonischen Coda (zum Song des Jahres 2001 der britischen "Classic Rock Society" gewählt). Die beiden Instrumental-Tracks "Helms Deep" (getragen vor allem von der akustischen Gitarre, aber auch mit symphonischen Mittelpart) und "Which Wood?" bilden die Verschnaufpause zum Long-Track "Mother Nature", der sehr ruhig mit Keys- und Gitarrengeklimper beginnt, dann von zweistimmigem Gesang von Heather & Bryan übernommen wird, um dann in einen Bombast-Symphonik-Song überzugehen, der die Quintessenz der Mostly Autumn-Musik in einem Song darbietet.