Aprilfrost hat geschrieben:Erstaunlich, dass der Prog bereits in der damaligen "Ostzone" seine deutsche Wiege hatte.
Na ja, "Combo" war halt der stattlich verordnete Ausdruck für "Band".
So erstaunlich nun auch wieder nicht: Es gab die sogenannten
"Einstufungen", was bedeutet, dass auch hier der Staat alles in Kontrolle
behalten wollte. Du konntest zwar eine Band gründen, aber das bedeutete
noch lange nicht, dass Du eine Erlaubnis zu öffentlichen Auftritten
erhielst. Politische Unbedenklichkeit (am besten noch Linien-Treue mit der SED)
war eine Bedingung (oder eben zumindest, dass Du nicht aufgefallen bist),
und dann mußten 80 % der Musiker vom Blatt spielen können
(einer ohne Notenkenntnis konnte als "Sonderstufe" mit durchgeschleift
werden). Die Einstufungs-Kommissionen fuhren dir durch Deine Texte
mit dem Rotstift, aber auch durch die Noten. Zu depressiv, - konnte
es da schon mal heißen -, nicht im Einklang mit unserer positiven
Weltanschauung. Es war unglaublich.
Daraus resultierte nun die Tatsache, dass der überwiegende Teil der
DDR-Musiker von der Hochschule kam, sich also mit Jazz, und teils
auch mit Klassik, gut auskannte; und Prog natürlich mochte und hörte,
selbst spielen konnte (als ausgebildeter Musiker Modulationen
und etwas Virtuosität mitbrachte). Das trifft insbesondere für die
hervorragenden Musiker um Günther Fischer zu, mit denen u.a.
auch Manfred Krug seine 3 LP's einspielte. Klassik-Adaptionen waren
sehr beliebt, und das Radio-Programm in der DDR war teilweise
sehr niveauvoll (während im Westen Sweet und Bay City Rollers
dröhnten, analysierte man auf "Stimme der DDR" das Album TORMATO
oder das Gesamtwerk von Jethro Tull). Allerdings war es auch so,
dass man sehr vieles gar nicht mit bekam; oder erst Jahre später
erfuhr, dass Hackett nicht mehr bei Genesis ist; Rick nicht mehr
bei Yes usw.
Stern-Combo-Meißen - zumindest deren erste LP's
waren ein Hauch von Genesis in der DDR. In den 80ern gab es dann
Besetzungswechsel, und eine Tendenz zum Pop, die ich mir dann
nicht mehr anhörte ...
Eine weitere zu nennde Band wäre "Lift". Kult natürlich
auch (aber nur wenig Prog) die Klaus-Renft-Combo
und zumindest die ersten 3 Scheiben von deren Nachfolge-Band
"Karussell".
Im Westen kannte man natürlich fast nur die Puhdys und Karat ...
Aber auch die Puhdys waren am Anfang recht progressiv
("Geh dem Wind nicht aus dem Wege", "Türen öffnen sich zur Stadt").
Heute merkt man schnell: Alles geklaut. "Geh zu ihr" z.B. ist ein Mix aus
"Spicks and Specks" von den Bee Gees, und "Look What You've Done"
von Slade.