Michael hat geschrieben:
Was das Späteinsteigen fast 20 Jahre nach seinem Tod aber schwierig macht, ist dass alles was er gemacht hat, eng mit seiner Präsenz und seiner Zeit verknüpft ist. Alles war Kommentar oder Gegenentwurf im jeweiligen zeitlichen Kontext. Jemand sagte mal: Zappa sei "Musik über Musik". Da ist 'was dran. Deswegen kann man vieles nicht Begreifen, wenn man zeitlich nicht dabei war oder zumindest den Kontext nicht kennt. So gesehen ist Zappa nicht zeitlos und möglicherweise für spätere Generationen tatsächlich bedeutungslos.
Ein klares "Nein" hierzu. Allerdings pflichte ich Dir bei, dass es bei Zappa keinen Sinn macht, nur an der Oberfläche zu kratzen.
Zappa wird nicht bedeutungslos werden, weil er einer der größten zeitgenössischen Komponisten des 21. Jahrhunderts war. Egal ob er, wie Du so schön schreibst, Musik über Musik gemacht hat. Das waren alles Stilmittel, die dieses Jahrhundert prägten und die Zappa aufgegriffen, isoliert und seinem unverwechselbaren Stil zu eigen gemacht hat. Zappas unverwechselbarer eigener Stiefel steckt in jeder seiner Kompositionen. Ja, dafür muss man ihn gut kennen. Die Texte sind Beiwerk und nicht nur an die damalige Aktualität gekoppelt. Das Verblüffende ist, dass sich der Humor und die Zappa-typische Zynik nicht nur in seinen Worten, sondern vor allen Dingen auch in seinen Noten widerspiegelt. Es gibt Instrumentalwerke Zappas, bei denen muss ich einfach nur lachen. Weil der Humor in der Musik liegt. Das gilt auch für seine absoluten Spätwerke. Jazz from Hell ist stellenweise einfach zum Brüllen. Diesen Humor in der Musik hat er mit Civilization IV verfeinert und vergeistigt. Unter tragischen Gesichtspunkten! Das gibt es hörbar nur bei Zappa (in der Gegenwartskunst). Bei Mozart gibt es das auch auffallend, aber das ist älter. Das verbindet die beiden im Übrigen. Für Mozart und Zappa gehörte Humor einfach zur Musik. Dieses ganz spezielle Moment macht andere Musik nicht besser oder schlechter, aber charakterisiert z. B. Zappa und auch Mozart, wobei man sich, um dies zu erkennen, unter Umständen in zwei verschiedene Sounduniversen hineinhören muss. Das findet man bei keinem Bach, keinem Fripp, keinem Beethoven, keinem Händel, keinem Haydn, auch wenn die nicht mindergenial sind.
In der Klassik fällt mir eigentlich nur, neben Mozart, spontan nur Cavalli mit seiner Oper LaCalisto (1651) ein, wo ich dieses Element auch erkenne.
Hate takes a lot of energy - and i'm savin' mine up for all the good shit that's comin' my way 'cause i'm a good person and i deserve good shit in my life.