Steve Howe verlässt ASIA – ein Kommentar:
Kurzer Rückblick:
Dinge wiederholen sich. Steve hatte Asia bereits 3 Jahre nach Gründung 1984 verlassen. Damals gab es hauptsächlich unüberbrückbare Differenzen mit John Wetton. Dieser hatte kurz zuvor die Band verlassen (müssen) und wurde kurzzeitig durch Greg Lake ersetzt. Wetton kam wieder und Howe ging. Einige Jahre später schrumpfte das Original-Lineup auf Geoff Downes, der eine komplett neue Band um sich formierte, aber es gab immer wieder Gastspiele von Howe. 2006 wurde die Originalband nach etlichen Querelen reformiert. Das war nicht einfach, denn die ehemaligen Bandgründer besaßen nicht mal mehr die Rechte am Bandnamen. Die Differenzen untereinander wurden beigelegt und man fand zur alten Freundschaft zurück.
Steve war nun fest in beiden Bands, Asia und Yes, eingebunden. Man ging sogar gemeinsam auf Tour und Dr. Howe spielte an den Konzertabenden in beiden Bands. Seine Frau machte sich große Sorgen aufgrund dieser Belastung, aber ihr Flitzefinger stemmte die Aufgabe. In diesen Jahren reduzierte Steve seine Soloaktivitäten und auch Downes wurde Keyboarder in beiden Bands.
ASIA:
Nach der Reunion, dem Studio-Album „Phoenix“ und dem Livedokument „FantASIA – Live in Tokyo“ konnten die Progfans unter den Asia-Anhängern auf eine Abwendung vom AOR-Rock hoffen. Leider bestätigte sich diese Tendenz nicht und gipfelte 2012 im Mainstream-Output „XXX“. Die Songs wurden glattgebügelt, kaum Solo-Ausbrüche, fast nur Wetton/Downes-Kompositionen … zur Freude der Hardrockfans zum Leidwesen der Fans, die mehr als nur schöne Rocksongs wollen. Es waren sogar Hits unetr den Stücken, wenn diese Mitte der 80er in Vinyl gepresst worden wären.
Für Asia ist der Weggang von Steve Howe eine Möglichkeit zur Farbveränderung und es bieten sich hier Chancen sich vom Asia-Sound der 80er zu lösen. Neue leute bringen meist neue Ideen mit und ich kann nur hoffen, dass der Bassist und der Keyboarder der Band dem „Neuen“ (Sam Coulson) mehr Raum geben und das angekündigte Album „Valkyrie“ wird eine Bereicherung für die Band und deren Fans.
YES:
Nachdem alle Mitglieder von Yes, außer Steve Howe, ein neues Album angekündigt haben, waren viele Fans verunsichert. Welchen Pfad würde die Band nun gehen? Wieder den Backkatalog plündern?
Ich bin froh, dass man den eingeschlagenen Weg weiter gehen will. Dabei hatte ich schon meine Befürchtungen, dass man sich nur noch mit alten Songs durchschlagen will. Natürlich ist ein Yes-Konzert immer ein Höhepunkt auch wenn er manchmal nur ein Nostalgie-Trip ist. Trotzdem ist das der falsche Weg für Yes. Mit Davison hat man jetzt auch einen Mann am Mikrophon, der auch noch andere Saiteninstrumente spielen kann und auch eigene Songs einbringen will, also auch komponieren kann. Chris Squire sagt selbst, dass man Jon Anderson nicht wirklich ersetzen kann und sein Einfluss auf die Band maßgeblich ist, dennoch ist eine wirkliche Wiederkehr des sogenannten klassischen Lineups in 2013 unwahrscheinlich. Yes ist und wird immer Steves musikalische Familie bleiben!
ELP:
Steves Weggang von Asia ist auch eine Möglichkeit für Carl Palmer. Greg Lake wünscht sich eine Reunion von ELP, wenn man seine Bemerkungen in den letzten Interviews liest, dann würde er gerne nochmals den guten alten Geist dieser Band heraufbeschwören. Carl setzt sich in den Konzerten seinen Band ja auch ständig mit seiner ehemaligen Band auseinander. Keith Emerson pflegt den ELP-Geist indem er das macht, was ELP schon in den 70ern gemacht hat. Aber er wird wohl seinen neuen Freund und Kollegen (Marc Bonnila) nicht enttäuschen. Aber... unverhofft kommt oft.
Andere Bands:
Viele ehemalige Wegbegleiter in Sachen Art-Rock haben sich leider selbst aufgegeben, was wirklich neue Dinge betrifft. Man bringt zwar alte Songs entweder originalgetreu oder neu arrangiert auf die Bühne, oder man covert eben mal seine Lieblingssongs. Klar geht von diesen großen alten Künstlern eine Magie aus, die die Fans in die Konzerte bringt oder die Platten kaufen lässt, aber würde man das auch tun wenn da nicht ein großer alter Name draufsteht? Wir Fans sind in dieser Beziehung gelegentlich sehr unkritisch, voreingenommen usw. Betrachtet Eure Lieblingskünstler auch mal unter dem Blickwinkel was denn tatsächlich an NEUEN Songs/Stücken in den letzten 10 Jahren herausgebracht wurde.
Steve Howe Trio:
Hier kann Steve zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Erstens eine neue Farbe in seinem Spektrum pflegen und was für die Familie tun. Inzwischen hat sich Sohn Dylan zu einem gefragten Schlagzeuger entwickelt und kann mit seinem Vater machen was in der Familie Howe Tradition ist: musikalische Interaktion. Dabei ist ja diese musikalische Farbe für Steve nicht neu, eigentlich ist sie ja sogar jene mit der er aufgewachsen ist. Ich jedenfalls freue mich endlich auf die Möglichkeit einen meiner Lieblingsgitarristen zu erleben, sei es in Form einer runden Scheibe oder besser in Konzerten. Ich hoffe diese finden in kleinen Clubs statt.
Steve Howe Solo:
Steve wäre nicht Steve, wenn da nicht wieder neue Songs im eigenen Keller in Devon „liegen“ würden. Ob diese nun im „hauseigenen Gebräu“ veröffentlich werden, oder man Mr. Tausendsassa auch mal wieder ganz Solo unterwegs sein wird, wird sich zeigen. Interessant sind seine Bemerkungen „Diesen Song habe ich eigentlich für... geschrieben“ allemal, auch wenn das nur die beinharten Fans interessiert, die auch was vom Entstehungsprozess der Songs wissen wollen.
Familie/Gesundheit Steve Howe:
Immerhin wird der Meister in drei Monaten 66 Jahre alt. Wenn ich mal in die eigene Familie schaue welche Menschen im gleichen Alter wie Steve sind und wie sich deren Tagesablauf gestaltet, dann kann man nur den Hut ziehen. Sicherlich, einen Großteil des Lebens verbringen Rockmusiker in der Welt und sind es so auch gewohnt, haben es sich ja selbst so eingerichtet, aber das Leben ist auch endlich und die Gesundheit braucht im höherem Alter auch ein wenig mehr Zeit...
Unter all diesen Aspekten betrachtet ist es für Steve der richtige Schritt, aber das ist nur meine Meinung. Lang lebe Steve Howe!
