GPJ Moog-Spezial
Verfasst: Mo 7. Sep 2009, 22:02
Ich will mich nicht mit fremden Federn schmücken, sondern nur verhindern, dass arbeitsreiche und informative Beiträge aus dem alten Forum verloren gehen. Die wahren Urheber sind immer oben groß und rot bei jedem Einzelbeitrag angegeben (Zitate innerhalb der Beträge sind ohnehin gekennzeichnet). Die Beiträge wurden ohne Änderungen übernommen, außer dass die Smileys nicht mehr enthalten sind, was arbeitstechnische Gründe hat. Übernommen habe ich nur Beiträge, die redaktionell inhaltsreich zum Thema sind - die Auswahl ist KEINE Qualifizierung der Beiträge und vor allem der nicht übernommenen Beiträge.
Euer soundmunich
GPJ Moog-Spezial
GPJ
Kleines Vorwort
Hier möchte ich für die interessierten „Mit-Moogler" einmal sozusagen als „Beleuchter" einen Spot auf die Historie richten. Ich hoffe, es ist genug Interessantes auch für die Keyboarder unter Euch dabei. Ich selber bin (noch) keiner -aber ein Technik- und Klänge-Freak.
Herzlichen Dank an Soundmunich für’s Querlesen und nützliche Tipps. Die Diagramme habe ich mit Excel über Konvertierung zu PDFs und dann zu JPGs erstellt.
Teil 1
Ein wenig Historie, wichtige Grundlagen, Link, wichtige Module (Auflistung), Keyboard, Keyboard-Interface
Heute ist das alles „Lichtjahre" her und durch die Digitalisierung (z.B. das Samplen von x-beliebigen Sounds) ist heute fast alles ganz anders. Ohne die geniale Idee vom (ich mache hier mal eine YESsige Anleihe) „Machine Messiah", R. A. Moog, herkömmliche Klänge verschiedenster Musikinstrumente künstlich zu erzeugen –eben zu „synthetisieren“-, wären die besonderen Moog-Sounds, wie wir sie heute in der Vielfalt der Musiksynthesizer finden, vielleicht so gar nicht, erst deutlich später bzw. nie in der Sound-Qualität entwickelt worden.
Besonders die Modelle Mini-Moog und Mirko-Moog findet man ja auch heute immer noch (und wieder..) im Live-Einsatz.
Erstaunlich: Wenn ein Hersteller ein neues Synthesizermodell entwickelt, wird der Mini-Moog sogar wegen seines speziellen Sounds immer noch als Referenz genutzt!
Es geht hier im Text nicht um die Bedienungsanleitung eines speziellen Modells. (Ausnahme: kurze Ausflüge zum legendären Mini-Moog -das muss sein...). Beschrieben werden die gebräuchlichsten Module. Im Studio und von ganz „hart Gesottenen" auch live (wie z.B. K. Emerson) wurden/werden diese Module mit Kabeln über kompatible analoge Schnittstellen untereinander verbunden und so die Klänge beliebig mittels einer Vielzahl von Reglern und Schaltern in den Modulen zusammengestellt. Kleinste Veränderungen der eingestellten Parameter können extreme Auswirkungen und die unterschiedlichsten Klänge zur Folge haben.
Um sein System bühnentauglich zu machen, hat R. Moog dann den berühmten „vorverdrahteten" Mini-Moog entwickelt. Hier sind bestimmte Signalwege in der Bedienung des Instrumentes vorgegeben, ohne dass hierzu irgendwelche Kabel zwischen den Modulen gesteckt werden müssen. Die Bedienung ist sehr übersichtlich, von links mit der Tonerzeugung beginnend nach rechts bis zur Tonausgabe, aufgebaut.
Früher konnte man in den Konzerten gut beobachten, wie z.B. Rick Wakeman zwischen den Titeln durch Vorhören per Kopfhörer die Einstellungen an den Reglern und Schalten für die beim nächsten Titel benötigten Klänge ausführte. Oft mussten auch die Tongeneratoren nachgestimmt werden, da diese sehr temperaturempfindlich waren. (s. dazu auch weiter unten bei „Technik")
Besonderes Schmankerl: Ich besitze noch eine Original-Bedienungsanleitung zum Minimoog auf einer Audiokassette!
(siehe am Ende Bild moog01)
Schaut dazu später mal in meinen Blog. Ich werde das zu gegebenem Zeitpunkt posten.
Kurz etwas Erklärendes in eigener Sache:
In meinen „Sturm- und Drang-Jahren" (ab Mitte der 70er, da war ich so Anfang/Mitte 20) hatte ich mich intensiv mit der damals so neuen und interessanten Technologie der Moog-Synthesizer befasst. Ein Bild aus dem Jahr 1978 meines damals selber konstruierten und gebauten Synthesizers mit weiteren Informationen habe ich einmal in meinen Blog gestellt..
http://www.carookee.com/forum/YES-FORUM ... 01105.html
Dieser Eigenbau sollte nur „Just for Fun" für das Grundlagenverständnis und zum Experimentieren sein- nicht für irgendeinen Live-Einsatz. Es war zwar ein zeitaufwendiges aber sehr spannendes Hobby mit viel „Herzblut". Bis heute profitiere ich aber auch immer wieder beruflich davon.
Diese Musik-Synthesizer-Pioniere waren DIE Auslöser:
Besonders faszinierend fand ich Walter Carlos (später, nach Geschlechtsumwandlung Wendy Carlos) mit diversen Studio-Alben: z. B. Switched On Bach (bislang wohl bestverkauftes klassisches Album überhaupt), Soundtrack zum Kinofilm A Clockwork Orange. Wendy Carlos war Assistent von Robert Moog und u. a. maßgeblich an der Entwicklung der ersten käuflichen Synthesizer beteiligt.
Carlos’ erste Alben wurden komplett mit der aufwendigen Modul-Studiotechnik von Moog eingespielt.
Weitere Auslöser waren natürlich ELP (besonders der Schlussteil von Lucky Man), Rick Wakeman mit seinen Alben „Six Wives..." und „King Arthur..." sowie Isao Tomita aus Japan.
Für R. A. Moog und Walter/Wendy Carlos stand zu Anfang während der Entwicklung die Synthetisierung herkömmlicher Instrumente im Blickpunkt. Das war die Grundidee. Schnell merkte man, dass mit dieser Technologie aber ganz andere Klänge als die vorhandener natürlicher Instrumente möglich wurden.
Das hatte die Öffnung ganz neuer musikalischer „Horizonte" zu Folge!
Hier findet man eine Übersicht des Informatik-Bereiches der Universität Hamburg von den wichtigsten Werken Walter/Wendy Carlos' mit kurzen MP3-Beispielen:
http://www.informatik.uni-hamburg.de/~s ... arlos.html
empfehlenswerte „Appetithappen“ auf der Seite:
• Soundtrack aus dem Film A Clockwork Orange:March from A Clockwork Orange
(= Beethoven: Neunte Sinfonie vierter Satz)
frappierend: Auch die „Singstimme" wurde komplett (!!) mit diversen Moog-Modulen synthetisiert!
Hierzu habe ich einen Textauszug von der Rückseite der LP zu der „Stimme" gescannt
(siehe am Ende Bild moog02)
• Two-Part in A Minor
• Jesu Joy of Man’s Desiring
• Scarlatti: Sonata in G Major, L. 209/K. 455
• Brandenburgisches Konzert Nr.2[/b]
(Quellennachweis zu Wendy Carlos: Wikipedia)
Zur grundsätzlichen „Verinnerlichung", was mit einem Musik-Synthesizer möglich wurde, nur einmal kurz die Betrachtung zweier simpler Beispiele am natürlichen Verlauf eines Pianotones:
Beim Anschlag setzt der Ton mit voller Lautstärke ein, um dann langsam auszuklingen. Mit dem Synthesizer wurde dieser Verlauf komplett umgekehrt darstellbar, so, als würde er von einem rückwärts abgespielten Tape kommen.
Zwischen mehreren gespielten Noten kann der Frequenzverlauf von einer Klaviernote zur nächsten mit dem Synthesizer sogar gleitend erfolgen. (Glide, Portamento)
Ein Klaviertonverlauf ist insgesamt natürlich wesentlich komplexer. (z.B. Anschlagdynamik, sich ändernde Obertonanteile)
(Anmerkung soundmunich: Da immer nur maximal 2 Bilder angehängt werden, habe ich diesen Artikel mit original 4 Bildern geteilt - Fortsetung also im nächsten Artikel)
Euer soundmunich
GPJ Moog-Spezial
GPJ
Kleines Vorwort
Hier möchte ich für die interessierten „Mit-Moogler" einmal sozusagen als „Beleuchter" einen Spot auf die Historie richten. Ich hoffe, es ist genug Interessantes auch für die Keyboarder unter Euch dabei. Ich selber bin (noch) keiner -aber ein Technik- und Klänge-Freak.
Herzlichen Dank an Soundmunich für’s Querlesen und nützliche Tipps. Die Diagramme habe ich mit Excel über Konvertierung zu PDFs und dann zu JPGs erstellt.
Teil 1
Ein wenig Historie, wichtige Grundlagen, Link, wichtige Module (Auflistung), Keyboard, Keyboard-Interface
Heute ist das alles „Lichtjahre" her und durch die Digitalisierung (z.B. das Samplen von x-beliebigen Sounds) ist heute fast alles ganz anders. Ohne die geniale Idee vom (ich mache hier mal eine YESsige Anleihe) „Machine Messiah", R. A. Moog, herkömmliche Klänge verschiedenster Musikinstrumente künstlich zu erzeugen –eben zu „synthetisieren“-, wären die besonderen Moog-Sounds, wie wir sie heute in der Vielfalt der Musiksynthesizer finden, vielleicht so gar nicht, erst deutlich später bzw. nie in der Sound-Qualität entwickelt worden.
Besonders die Modelle Mini-Moog und Mirko-Moog findet man ja auch heute immer noch (und wieder..) im Live-Einsatz.
Erstaunlich: Wenn ein Hersteller ein neues Synthesizermodell entwickelt, wird der Mini-Moog sogar wegen seines speziellen Sounds immer noch als Referenz genutzt!
Es geht hier im Text nicht um die Bedienungsanleitung eines speziellen Modells. (Ausnahme: kurze Ausflüge zum legendären Mini-Moog -das muss sein...). Beschrieben werden die gebräuchlichsten Module. Im Studio und von ganz „hart Gesottenen" auch live (wie z.B. K. Emerson) wurden/werden diese Module mit Kabeln über kompatible analoge Schnittstellen untereinander verbunden und so die Klänge beliebig mittels einer Vielzahl von Reglern und Schaltern in den Modulen zusammengestellt. Kleinste Veränderungen der eingestellten Parameter können extreme Auswirkungen und die unterschiedlichsten Klänge zur Folge haben.
Um sein System bühnentauglich zu machen, hat R. Moog dann den berühmten „vorverdrahteten" Mini-Moog entwickelt. Hier sind bestimmte Signalwege in der Bedienung des Instrumentes vorgegeben, ohne dass hierzu irgendwelche Kabel zwischen den Modulen gesteckt werden müssen. Die Bedienung ist sehr übersichtlich, von links mit der Tonerzeugung beginnend nach rechts bis zur Tonausgabe, aufgebaut.
Früher konnte man in den Konzerten gut beobachten, wie z.B. Rick Wakeman zwischen den Titeln durch Vorhören per Kopfhörer die Einstellungen an den Reglern und Schalten für die beim nächsten Titel benötigten Klänge ausführte. Oft mussten auch die Tongeneratoren nachgestimmt werden, da diese sehr temperaturempfindlich waren. (s. dazu auch weiter unten bei „Technik")
Besonderes Schmankerl: Ich besitze noch eine Original-Bedienungsanleitung zum Minimoog auf einer Audiokassette!
(siehe am Ende Bild moog01)
Schaut dazu später mal in meinen Blog. Ich werde das zu gegebenem Zeitpunkt posten.
Kurz etwas Erklärendes in eigener Sache:
In meinen „Sturm- und Drang-Jahren" (ab Mitte der 70er, da war ich so Anfang/Mitte 20) hatte ich mich intensiv mit der damals so neuen und interessanten Technologie der Moog-Synthesizer befasst. Ein Bild aus dem Jahr 1978 meines damals selber konstruierten und gebauten Synthesizers mit weiteren Informationen habe ich einmal in meinen Blog gestellt..
http://www.carookee.com/forum/YES-FORUM ... 01105.html
Dieser Eigenbau sollte nur „Just for Fun" für das Grundlagenverständnis und zum Experimentieren sein- nicht für irgendeinen Live-Einsatz. Es war zwar ein zeitaufwendiges aber sehr spannendes Hobby mit viel „Herzblut". Bis heute profitiere ich aber auch immer wieder beruflich davon.
Diese Musik-Synthesizer-Pioniere waren DIE Auslöser:
Besonders faszinierend fand ich Walter Carlos (später, nach Geschlechtsumwandlung Wendy Carlos) mit diversen Studio-Alben: z. B. Switched On Bach (bislang wohl bestverkauftes klassisches Album überhaupt), Soundtrack zum Kinofilm A Clockwork Orange. Wendy Carlos war Assistent von Robert Moog und u. a. maßgeblich an der Entwicklung der ersten käuflichen Synthesizer beteiligt.
Carlos’ erste Alben wurden komplett mit der aufwendigen Modul-Studiotechnik von Moog eingespielt.
Weitere Auslöser waren natürlich ELP (besonders der Schlussteil von Lucky Man), Rick Wakeman mit seinen Alben „Six Wives..." und „King Arthur..." sowie Isao Tomita aus Japan.
Für R. A. Moog und Walter/Wendy Carlos stand zu Anfang während der Entwicklung die Synthetisierung herkömmlicher Instrumente im Blickpunkt. Das war die Grundidee. Schnell merkte man, dass mit dieser Technologie aber ganz andere Klänge als die vorhandener natürlicher Instrumente möglich wurden.
Das hatte die Öffnung ganz neuer musikalischer „Horizonte" zu Folge!
Hier findet man eine Übersicht des Informatik-Bereiches der Universität Hamburg von den wichtigsten Werken Walter/Wendy Carlos' mit kurzen MP3-Beispielen:
http://www.informatik.uni-hamburg.de/~s ... arlos.html
empfehlenswerte „Appetithappen“ auf der Seite:
• Soundtrack aus dem Film A Clockwork Orange:March from A Clockwork Orange
(= Beethoven: Neunte Sinfonie vierter Satz)
frappierend: Auch die „Singstimme" wurde komplett (!!) mit diversen Moog-Modulen synthetisiert!
Hierzu habe ich einen Textauszug von der Rückseite der LP zu der „Stimme" gescannt
(siehe am Ende Bild moog02)
• Two-Part in A Minor
• Jesu Joy of Man’s Desiring
• Scarlatti: Sonata in G Major, L. 209/K. 455
• Brandenburgisches Konzert Nr.2[/b]
(Quellennachweis zu Wendy Carlos: Wikipedia)
Zur grundsätzlichen „Verinnerlichung", was mit einem Musik-Synthesizer möglich wurde, nur einmal kurz die Betrachtung zweier simpler Beispiele am natürlichen Verlauf eines Pianotones:
Beim Anschlag setzt der Ton mit voller Lautstärke ein, um dann langsam auszuklingen. Mit dem Synthesizer wurde dieser Verlauf komplett umgekehrt darstellbar, so, als würde er von einem rückwärts abgespielten Tape kommen.
Zwischen mehreren gespielten Noten kann der Frequenzverlauf von einer Klaviernote zur nächsten mit dem Synthesizer sogar gleitend erfolgen. (Glide, Portamento)
Ein Klaviertonverlauf ist insgesamt natürlich wesentlich komplexer. (z.B. Anschlagdynamik, sich ändernde Obertonanteile)
(Anmerkung soundmunich: Da immer nur maximal 2 Bilder angehängt werden, habe ich diesen Artikel mit original 4 Bildern geteilt - Fortsetung also im nächsten Artikel)