Sicherlich ein nicht uninteressantes Thema (
etwas von hinten durch die Brust ins Auge formuliert).
Man könnte auch fragen, ob man kleine Familienunternehem-Zirkusse braucht, wenn die Clowns dort nur die Gags der "Stars" in den nahmhaften Zirkus-Unternehmen nachmachen, wenn die Seiltänzer "nur" in 1 m Höhe arbeiten, und wenn die Pferdedressur gerade mal einen Gaul zeigt, der zufällig auch mal dahin läuft, wohin ihn der Domteur schicken will. Ich war lange Zeit (mein ältester war da schon 12!) mit den Jungs, wann immer es ging, in jedem kleinen Zirkus in unserer Nähe, und dabei waren wir jeden Winter mindest einmal auch im Zirkus Krone mit seinem Weltformat-Programm (und auch entsprechenden Preisen
).
Ich habe mir ja jüngst auch die "Australian Pink Floyd Show" gegönnt, und das war, was Pink Floyd anbelangt schon die zweite Show (beim ersten Mal kam aber nicht das "Original" von Downunder, weil der Veranstalter mit der Kasse durchgebrannt war, sondern es sprang kurzfristig die saarländische Coverband "Pink Floyd Project" ein).
Zuallererst muss ich sagen, dass ich die Eintrittsgelder für keinen der beiden Events bereut habe. Bei dem ersten der beiden Konzerte wurde quasi nachgespielt, was auf der Pulse Doppel-DVD ist, die ich auch habe und die schon beeindruckend ist.
Nun, als Musiker steh ich absolut auf Live-Musik und das Feeling bei einem Konzert. Außerdem schätze ich die Leistung (ggf.
) sehr. Ich bin auch Technik-Freak und achte auf das Equipment und den Sound.
Dann mag ich Pink Floyd Musik. Ich würde ganz sicher auch auf ein Gilmour-Konzert gehen, hab aber in den letzten Jahren keins "erwischt". Die Cover Bands bieten mir die Möglichkeit, das Konzert-Feeling wenigstens "im Kleinen" erleben zu können. Und ich muss sagen, war "Pink Floyd Project" (mit Ausnahme des Keyboarders
- aber das ist eben mein persönliches Thema) schon absolut erstaunlich, so konnte die "Australian Pink Floyd Show" total glänzen.
Dieses Beispiel betrifft Covers einer Band, die es nicht mehr gibt, die original also nie mehr wieder live zu hören und zu sehen sein wird. In erster Linie ist das für mich ein Grund, mit einer Cover-Band Vorlieb zu nehmen, statt das Original zu erleben.
Ich würde zwar niemals nie sagen, was mein Verhalten anbelangt, aber Covers von noch spielenden Bands würde ich (eher) nicht besuchen. Sagen wir mal Deep Purple würde ich mir dann doch original "antun" (obwohl ich ja heuer nicht kann
) und kann mir überhaupt nicht vorstellen, ein Deep Purple Cover zu besuchen. Ich bin jetzt aber auch kein Die-hard-Fan von DP - außer es käme ein Konzert mit Blackmore & Lord und dem Rest auch aus einer der originalen Formationen; da würde ich schon einen gewissen Aufwand betreiben. Bei Genesis bin ich mir auch sehr sehr sicher, dass ich außer dem Original nichts auf der Bühne sehen möchte.
Anders sähe es z.B. in der Tat bei Yes aus. Ich hätte viel zu viel Interesse daran, zu erleben, wie jemand die Stücke spielt und rüber bringt, als mir so was entgehen zu lassen. Wenn mir aber jemand Wakeman'sche Musik vorspielen wollte und es wäre nicht wenigstens ein Wakeman, dann würde ich gerne verzichten.
Viele der alten Haudegen (Nazareth, BJH, Supertramp, Foreigner, Toto, um nur beispielhaft einige Ären zu streifen) sind mehr oder weniger original besetzt immer noch oder wieder unterwegs - zwar von den Bands von damals oft genau so weit weg wie die Cover Bands, aber da kann ich mich eh grad mal zu den "Originalen" aufraffen, für Covers hätte ich schon gar keinen Antrieb. andererseits, wenn jemand Led Zeppelin gut covern würde, tät ich ziemlich sicher schon hingehen und mit den anderen alten Säcken im Sitzen mitnicken.
Wenn ich mir das Thema so von der Leber schreibe, denke ich, kann ich als Regel sagen, dass es schon im Original eine spektakuläre und jetzt nicht mehr existierende Gruppe gewesen sein muss, damit ich "wenigstens" mit der Simulation noch "in the mood" kommen möchte.
Ja, und die Motivation der Musiker selbst? Ich habe mit einigen Bands in meiner Jugend ausschließlich gecovert. Erst mit der letzten Band haben wir ausschließlich eigene Stücke gespielt - Covers dienten da aber noch zum Kennenlernen. Wenn man mal die Masse des Publikums anschaut, dann kann man die doch mit "Bekanntem" am ehesten zum Verzücken, Jubeln und "für den süßen Gitarristen" * Schwärmen bringen (* oder Bassisten, oder Drummer, oder ...). Und wer möchte nicht gerne angehimmelt werden
? Neben dieser ganz menschlichen Motivation gibt es noch den Fan des Originals, das er erreichen oder dem er huldigen möchte. Hier versammeln sich dann eher die Spitzen der Cover-Bands, weil denen das Angehimmeltwerden nicht reicht und sie nach höchsten (erreichbaren) Weihen streben. Schauspieler, die ihre Rolle topp machen wollen und dazu meist auch gehöriges Handwerkszeug brauchen.
Nehmen wir den Super-Gitarristen, der überlegt, wie er seinen "Trieb" ausleben kann. Er kann nun selbst "Lieder schreiben", wenn er das kann, weil gut Gitarre spielen können noch nicht automatisch auch heißt, gut Lieder schreiben können. Und dann noch das Problem, weitere Musiker zu brauchen, die stilmäßig ähnlich orientiert sind, und von denen halt wenigstens einer auch ein guter Songwriter sein muss. Dann muss man sich womöglich unterordnen, weil nur der Songwriter weiß, wie das Stück klingen soll - also sagt mir ein ..., was ich als Gitarrist zu tun habe (beim Covern kann ich selbst feststellen, was ich tun muss). Und dann reicht Liederschreiben nicht aus, sondern es muss auch noch arrangiert werden, und dann sagt dem Gitarristen wieder jemand, dass er da nicht zu spielen hat, da leiser sein muss, dort einen anderen Sound braucht und hier den Beat unterstützen muss oder gar synkopisch akzentuieren soll (und der arme Mann an den Saiten weiß gar nicht, was das heißt, weil er es sich ja nicht von einem Original anhören kann, um es nachzuspielen, ohne wissen zu müssen, wie man das nennt).
Es ist gar nicht so einfach, eigene Stücke in/mit einer Band zu realisieren, die über Plattitüden hinaus gehen. Im Vergleich zu den sehr guten Musikern gibt es verdammt wenige, die selbst wenigstens gute Stücke auf die Beine stellen können. Und für diese Schar von exzellenten Handwerkern an ihren Instrumenten ist es doch toll, wenn sie das, was andere schon zur Perfektion gebracht haben, nämlich deren Songs, möglichst gut live rüber bringen. Darunter sind übrigens durchaus auch einige, die den vorgegebenen Kompositionen durchaus hörenswerte eigene Stempel aufprägen (hat nicht jemand hier im Forum mal geschrieben, was das für eine tolle Leistung ist, bestehende Stücke zu nehmen und selbst zu interpretieren; ich glaube, es ging um die neueste Veröffentlichung eines gewissen Herrn Gabriel, oder so). Wenn ein bekannter Künstler covert, dann heißt es "interpretieren" und wird geachtet, wenn der gemeine Straßenmusiker interpretiert spricht man missächtlich schnell von "bloß covern". so ungerecht ist die Welt
.
Jedenfalls finde ich, dass Cover-Bands sehr wohl eine Daseinsberechtigung, ja mehr noch sogar einen Daseinsbedarf haben, und zwar im Hinblick auf alle Beteiligten, die Cover-Musiker, das Publikum UND die gecoverten Originale.
Ich meine, man sollte sich schon mal eine Cover-Band "antun" und sich vielleicht ein Bisschen durch halb geschlossene Augen in den Bann ziehen lassen. Und wann kann man schon seinem Lieblingsmusiker soooo nahe kommen (auch wenn es bloß das Double ist
). Nicht zu vergessen, dass sich da jemand ganz schön anstrengt, seine Freizeit nicht vor dem blöden Internet verdödelt (sondern sinnvoll übt) und darauf hofft, dass dann, wenn alle anderen ihren Spaß hatten, noch genügend Mädel da sind, die nur auf die Musiker gewartet haben. Lasst sie auch was verdienen - geht eh immer wieder für neue Instrumente und Räusche drauf, denn reich geworden ist von denen noch keiner.
Achtet einfach die Leistung auch der "kleinen" Musiker und lasst zu, dass sie Euch Spaß bereiten.