Es war die Nacht vom 7. auf den 8. April 1977. Und es war kalt.
Mein alter Kumpel Michael und ich hatten die spontane Idee,
alte Freunde im Norden Schleswig-Holsteins zu besuchen, die wir zuletzt
vor einem Jahr gesehen hatten. Jung waren wir damals, und die Freunde
wohnten noch bei ihren Eltern. Unser Geld reichte zwar fürs Benzin,
aber ein Hotel lag jenseits des für uns Denkbaren. Irgendwo würden wir schon unterkommen.
Doch wir hatten die Rechnung ohne die spießigen Eltern der Freunde gemacht.
Übernachten? Bei uns? Nee! Nicht bei den Einen, nicht bei den Anderen. Und nun?
Der Abend kam, der Schnee fiel, die Straßen vereisten. Zweihundert Kilometer
nach Hause fahren? Nicht bei dem Wetter. Wir fragten dann doch mal in einer
billig aussehenden Herberge. Aber für Schüler oder Azubis war selbst die zu teuer.
Also suchten wir uns einen warmen Ort, wo man sich ein paar Stunden lang an
einer Cola festhalten kann. Die Wahl traf auf die Diskothek "Scotch" in Schleswig.
Es war nicht so übermäßig viel los, weil Karfreitag war, und der "Scotch" zwar öffnen
durfte, aber die Auflage hatte, dass an diesem kirchlichen Feiertag nicht getanzt
werden darf. Der Diskjockey legte eine Langrille nach der anderen auf. Tubular Bells
war dabei, etwas von Led Zeppelin, und dann ertönte eine Musik, die wir nie zuvor
gehört hatten. Nach einem Instrumental-Vorspiel kam irgendwas mit "Nevermore".
Auch die nächsten Stücke fanden wir ziemlich gut. Also gingen wir zum DJ und fragten,
was er da auf dem Plattenteller hat. Der gute Mann war ganz begeistert, dass wir fragten
und zeigte uns sofort das Cover (hübsch bebildert und betextet) und sagte: Schreibt Euch
das ab! Der lange Titel war auch kaum zu merken: Tales of Mystery and Imagination
Edgar Allan Poe von einem Alan Parsons Project. Um uns glücklich zu machen, spielte
der DJ auch noch die zweite Seite.
Irgendwann schloss auch das "Scotch". Uns blieb nichts übrig, als in einer Seitenstraße
in Michis altem VW Käfer zu schlafen. Erfroren sind wir nicht, weil wir hin und wieder den
Motor laufen ließen. Aber lustig war es auch wieder nicht. Vormittags sind wir noch mal zu
den Freunden, und auf der Rückfahrt war uns beiden glasklar, welches Album wir uns als
nächstes zulegen würden. Was wir dann auch sofort erledigten. Wenig später konnten wir
unsere "Peergroup" überzeugen, und die LP wurde ein gefragter Artikel im platten Norden.