Ich bring hier mal die gesamte Darstellung von
Close to the edge
Mitalditütenerwischtwerdenschämer
Registriert seit: 27.11.2006
Ort: Northhampton/Niedersachsen
Beiträge: 4.587
"Also, zunächst mal scheinen Yes 2009 ohne Jon Anderson, und ohne neues Album, nicht der Zuschauermagnet vergangener Zeit zu sein. Der große Saal der Braunschweiger Stadthalle war mit rund 1500 Besuchern ca. zwei Drittel gefüllt, was angesichts eher günstiger Ticketpreise (36 bis 59 Euro) etwas dünn ist.
Nach relativ pünktlichem Beginn schienen sich die Vorbehalte der Daheimgebliebenen zunächst zu bestätigen. Nicht nur der Ersatzsänger Benoit David, der die unlösbare Aufgabe hatte, die ersten Yes-Konzerte nach 40 Jahren Anderson zu bestreiten, sondern auch der Rest der Band lieferten beim Opener eher das Flair einer Yes-Coverband. Das lag aber wohl vorzugsweise daran, dass der Mischer und die Band mit der eigentümlich konstruierten sechseeckigen Halle mit noch eigentümlicherer Dachkonstruktion nicht klarkamen. Siberian Khatru klang daher mehr als mäßig, und der Kanadier am Mikro wirkte völlig überfordert.
Auch "I´ve seen all good People" hatten die Besucher noch ratlos zu überstehen, da die reichhaltigen Chorpassagen in dem Song ein mittleres Unglück darstellten. Es lief regelrecht auf ein Debakel hinaus.
Trotzdem freundlicher Applaus und eine nette Begrüßung von Chris Squire, der mit der Ankündigung des dritten Songs die Wende einleitete. Es folgte nämlich der erstmal live gespielte Song "Tempus Fugit" aus "Drama", dem einzigen Studioalbum der Band, dass ohne Anderson eingespielt wurde. David hatte als Messlatte somit nur die Studiovocals von Trevor Horn. Wie durch Zauberhand besserte sich nun auch der Sound, und die Nummer entfalltete eine unerwartete Brillianz. Benoit David schien nun warm zu sein. Das schwelgerische "Onward" zauberte er traumwandlerisch sicher von der Bühne, und lies sein Idol nun nahezu in Vergessenheit geraten. Dazu erzeugte nun auch der Lichtmischer Atmosphäre, in dem er einen überdimensionalen Sternenhimmel hinter der Band zum Leuchten brachte, der fortan in Verbindung mit Scheinwerfern und Bühnenaufbauten immer neue Variationen offenbarte, und phasenweise die Wirkung riesiger Weihnachtsbäume konstruierte.
Weiter ging es mit dem höchst selten gespielten, sehr progmäßig gestalteten "Astral Traveller" (mit eher überflüssigem Drumsolo von Alan White), und schönen Versionen der Klassiker "Yours is no Disgrace" und dem offenbar unvermeidlichen "And You and I". Der Kanadier hatte jetzt alle Hemmungen abgelegt, und meisterte nun auch die kräftigeren Gesangspassagen, bei denen er zu Konzertbeginn noch geradezu piepsig geklungen hatte, mit Bravour. Auch die alte Garde hatte sich die Anspannung der Anfangsviertelstunde aus den Kleidern gespielt. Es sei kurz erwähnt, dass Oliver Wakeman nicht die virtuose Klasse seines Papas hat, und diese auch gar nicht zu kopieren versuchte. Er beschränkte sich auf den Job des Gebrauchskeyboarders, streute hier und da mal eine Alibivariation ein, und machte ansonsten nichts kaputt.
Steve Howe bekam natürlich auch seinen Soloteil, und machte wie üblich "The Clap" zu dessen Mittelteil. Der "Owner" rockte das Haus, und mit "South Side of the Sky" boten die Fünf noch einen eher unerwarteten Song in großartiger Manier.
Dann mein persönliches Highlight. Der zweite Song aus dem Phantomalbum "Drama", und zwar sein elfminütiger Opener "Machine Messiah". Eine fantastische Darbietung, und der endgültige Beweis, dass Yes ohne Anderson durchaus Sinn machen, weil der diese Nummer im Set sicher nicht akzeptiert hätte. Schade, dass die Band sich nicht dazu durchringen konnte, "Drama" komplett zu spielen, aber riesig, dass die beiden Songs aus dem Album nach 30 Jahren Mottenkiste überhaupt den Weg auf die Bühne finden.
Der Rest war Routine, wenngleich David bei "Heart of the Sunrise" auch den Beweis erbringen konnte, dass er auch die ganz schwierigen und ruhigen Passagen zum verwechseln ähnlich zu bringen vermag. "Soon" hätte mich noch interessiert. Das gabs leider nicht.
Auf "Roundabout" hätte ich zur Not verzichten können, und die Zugabe "Starship Trooper" war auch nicht übertrieben originell (zumal Oliver Wakeman hier wirklich etwas schwächelte), aber der Song ist nun mal wie geschaffen als Schlußnummer.
Alles in allem gibt es ****, und die Freude darüber, dass es auch nach 40 jahren, und in vermeindlich problematischer Besetzung immer noch YES sind, und eben keine Coverband, die sich selbst parodiert."
Na, wenn man die gesamte Darstellung liest, ist der Verfasser ja schon deutlich zufriedener als es die ersten Absätze vermuten lassen könnten ...