So, ich lasse mich nochmal auf den gestrigen Abend ein...
(.. . tu ich ja eigentlich schon die ganze Nacht

)
Es ist sehr komisch, wenn man ganz allein zu einem Lieblingsgruppen-Konzert fährt, zu dem man höchst gerne die ganze Welt einladen würde. Meine Freundin - keine ausgewiesene Yes-Freundin (sie mag aber ein paar Stücke und liebt Steve Howe´s Steel Pedal) - musste ich sogar zuhause lassen. Ich muss dazu sagen, ich bin nicht sonderlich finanzkräftig. Dass ich mir am vergangenen Freitag mein erstes eigenes Auto (20 Jahre alter Fiesta) gekauft habe, erschwerte die finanzielle Situation dann noch etwas.
Ich kam also allein an der Philipshalle an und ging kurz darauf auf "Hallenbesichtigung". (Wer guckt sich nicht gerne schonmal den Platz an, den er beim Konzert dann einnehmen wird?) Und das, obwohl ich die Philipshalle ja schon kannte. Während meiner "Besichtigung" mit Chips und nem PILS (in Düsseldorf hihi) waren Alan White und zwei Roadies mit dem Schlagzeug beschäftigt.
Weiß eigentlich jemand, warum vor einem Yes-Konzert deren Musik nicht gespielt wird? Warum läuft da so ein besänftigendes Zeugs? Soll das psychologische Gründe haben? Ne Stunde zu früh in der Halle; da wünscht man sich schon gerne mal
Yours Is No Disgrace oder
Heart Of The Sunrise, selbst wenn´s nur
Owner Of A Lonely Heart wäre... alles besser als dieses Einlullende (für mich jedenfalls).
Nun gut, als das Licht aus ging, gab es bereits ersten - wenn auch zögerlichen - Applaus. Das zeigte mir schonmal, dass auch andere Menschen es kaum abwarten konnten, bis es losging.
Firebird... und los ging´s... sie kamen auf die Bühne und mir kamen (fast) die Tränen... Jaja, nen 40jähriger, der weint, weil da ein paar alte Säcke auf die Bühne gelatscht kommen... Dies war bereits ein hochwertiger Glücksmoment - und das, obwohl Yes noch keinen Finger krumm gemacht hat...
Dann gab es für mich eine Riesenüberraschung: der Sound: satter, lauter, besser als vor Jahren bei der Symphonic-Tour. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass ich nun unmittelbar vor der Bühne `nen Platz gefunden habe (beim Symphonic-Gig saß ich auf der Tribüne an der Seite) oder ob die Technik diesmal einfach (deutlich) besser war. Jedenfalls war der Sound saugut!
Über die einzelnen Gitarrenriffs, Schlagzeug-Lautstärke, Key-Sounds, Sängerqualitäten usw. will ich gar nicht erst versuchen, eine Kritik anzubringen. Dies war erst mein drittes Yes-Konzert. Ich bin quasi (noch) ein Neuling.
Dennoch: Jon habe ich manchmal vermisst. Hinter mir sagte jemand: "Weißt Du was etwas fehlt? Die Percussion von Jon"
Ich musste zustimmend nicken. Jon´s Percussion geben (gaben) dem ganzen früher noch mehr Atmopshäre.
Benoit hat mir gut gefallen. Wäre ich vor einem Jahr noch voll dafür gewesen, dass "der neue Sänger" möglichst genau wie Jon singen solle, so fand ich es ausgesprochen toll, dass Benoit (Mann! Warum kann der nicht David mit Vornamen heißen - wäre einfacher zu schreiben

) eignen Stil hat mit einfließen lassen. Er versucht, nicht vollends zu kopieren. Das ist ihm sehr gut gelungen.
Chris und Steve sind musikalisches Feuerwerk:
Gut anzusehen und nicht zu überhören! Sie berühren einen und es geht durch den Bauch. Außerdem entlocken sie einem "oooohs" und "aaaahhs" und "wows".
Wenn ich für mich das Größte des Abends benennen müsste, so könnte ich mich nicht auf ein einziges Stück einigen. Für mich waren
Heart Of The Sunrise,
Machine Messiah sowie
And You And I die absoluten Burner. Doch eins tat sich für mich besonders (positiv) hervor. Ich wusste bislang nicht, was die Leute (Yes-Fans) immer an dem Stück
South Side Of The Sky so toll fanden. Ich mochte das nie sonderlich. Das gab´s für mich; ich hörte mir das ab und zu an; mehr nicht. Doch gestern... Das war es! Das IST YES! Da zeigten die Musicians den Unterschied zu anderen Kapellen. Mit einem Lied, das ich bis dato nie sonderlich zu würdigen wusste, haben sie mich gekriegt. Super interpretiert!
Für mich hat´s viel zu lang gedauert, bis das Publikum aufstand. Zum Schluss musste ich auf meinen Stuhl, dass ich bei
Roundabout und
Starship Trooper wenigstens noch was sehen konnte. Außerdem - und das habe ich gestern abend festgestellt - feiert´s sich auf einem Stuhl sehr viel besser...
Alan White tat mir etwas leid. Er lieferte wirklich gute Arbeit ab. Der Sound seines Schlagzeugs passte mir wunderbar! Aber am Ende wirkte er so ausgepowert wie keiner der anderen Musiker. Andererseits: Dafür habe(n) ich (wir) ihn bezahlt!
Chris zeigte einmal mehr, dass er zum Besten zählt, was je einen Bass in der Hand hatte. Und ich find´s gut, dass Chris auch noch die Rampensau gibt. So soll es sein, so kann es ... weitergehen.
Steve zeigte, dass er nicht nur zum Besten zählt, sondern wohl zu einer kleinen Elite. In dem alter so zu rocken! Und ich kann noch nicht einmal auch nur den kleinsten Akkord auf nem Saiteninstrument...
Oliver war gut, ja! Doch - ich mag mich irren - ich fand einige Key-Sounds etwas zu leise. Für mich wirkte das nicht als hätte der Tontechniker die Abmischung nicht ganz auf den punkt getroffen. Für mich wirkte es eher so, als sei dies speziell von Oliver so gewünscht. Ich glaube echt, der Jung ist etwas zurückhaltender als sein Dad.
Andererseits las ich desöfteren, er könne nicht lächeln oder könnte etwas präsenter sein. Nun, Chris hat ihn gestern abend etwas geführt und zum Lachen gebracht. Anfangs schien Oliver das peinlich zu sein, doch dann wurd´s mehr und lockerer. Und genau das brachte mich auch zu der Annahme, dass sein Key-Spiel während des Gigs besser wurde...
Für mich eine sehr positive Erkenntnis: Oliver vom Introvertierten zum lächelnden Yes-Mitglied während einer Tour. Das kann nur Gutes bedeuten.
Mist, ich hatte mir vorgenommen, nichts über so einzelne Dinge zu schreiben. Außerdem wollte ich es kurz halten... Nunja, wenigstens ist mir Letzteres gelungen
PS:
Ich habe letzte Nacht mehrfach von Yes und vom gestrigen Abend geträumt - wie ein 14jähriger Junge... Kein Scherz! So stell ich mir Nachhaltigkeit vor.