Dann entstand das Album "Relayer", ein sehr gitarren- und synthesizerdominiertes Album - mit Höhen und Tiefen.
Los geht es mit schnellem Rhythmus und Synthesizerflimmern im 24minütigen Opener The Gates of Delirium, dann soliert Steve Howe an der Gitarre - mal "muted", dann gezupft. Dann setzt der Bass schon das Gesangsthema darauf, Anderson singt ohne Text dazu. Nach krummen Tönen und einer Mellotronüberleitung beginnt der Gesangsteil: Andersons Gesang zu akustischer Gitarre und saubere Keyboards, Howe setzt eine Countrygitarre dazu, Squire spielt am Bass krumme Dissonanzen. Dann setzt ein Instrumentalteil mit Schussgeräuschen und Sirenentönen vom Synthesizer ein, Alan White verprügelt jegliches Percussion, Steve Howe spielt krumme Melodien auf der Gitarre. Das klingt alles recht hardrockig - es geht bei dem Lied ja auch um den Krieg ("Wars that shouts and screams of anguish"). Aber zu jedem Krieg gehört auch ein Frieden; so war es zumindest bisher immer. Langsam wird die Stimmung ruhiger, zwar ist es immernoch rockig, aber es entsteht wieder eine geregelte Melodie, diesmal vom Synthesizer und der Gitarre. Wenn jetzt aber Schluss wäre, wäre mir das alles zu aufgeregt, man sollte schon die Möglichkeit haben, nochmal durchzuatmen, denn dieser Lärm hat einen ganz schön aus der Fassung gebracht. Und so ist es auch: Synthesizerflächen, Windgeräusche, verhallte Gitarrenakkorde - dann kristallisiert sich eine Melodie heraus, die von der Slidegitarre gespielt wird. Nun kommt eine Hammondorgel dazu, Akustikgitarre, und Anderson singt dazu als die Hoffnung in Person - mit seiner klaren Stimme, und einem wunderschönen Text, eine typische Anderson-Ballade. Dann Rhythmuswechsel - Dreivierteltakt, dann wieder längere Zeit Viervierteltakt, dann wieder Dreivierteltakt. Dazu gibt es ein schönes Gitarrensolo und Mellotron, mit bombastischen Klavierakkorden. Dann melancholische Akkordwechsel, mit sanfter Gitarre, Harfensounds und Mellotron. Nach so einem schönen Schluss kann es nach dem Krieg nur besser werden.

Aber wir sind nicht bei Moody Blues, sondern bei Yes, jetzt muss es auch wieder schräg werden. Und das wird es auch, mit dem wirren, schrägen Sound Chaser mit Gefiepse, arythmischen Schlägen auf dem Schlagzeug und Heavy-Metal-Linien, nun gibt es auch ein wenig Chorgesang, aber es bleibt schräg. Dann wird es instrumental, Spannung wird aufgebaut. Dann soliert Howe ganz alleine auf seiner verzerrten Gibson E-Gitarre, dann wird es ruhiger: Synthesizerakkorde, dazu geht das Solo weiter. Dann kommt ein ruhiger Gesangsteil, dann geht es wieder schräg weiter, diesmal singen Squire, Anderson und Howe perkussive Geräusche zum Hauptthema, dann soliert Moraz auf dem Synthesizer... naja, so geht es immer weiter... man sollte nur wissen, dass das richtig schräg ist.

To Be Over ist wieder von ruhigerer Natur, beginnt mit einer sanften, indischen Gitarrenmelodie, die dann von der Band aufgegriffen wird. Anderson singt dazu. Der folgende Teil ist wieder yestypisch: Keyboardflächen, Gitarren, Bass - und später dann auch Chorgesang. Ein erhebender Moment. Dann wird das Anfangsthema neu interpretiert und mit Chorgesang neu aufgerollt.
Fazit:
Ja, irgendwie habe ich meine Probleme mit diesem Album.... ihm fehlt etwas, was bisher alle Yesalben, die ich kenne, haben: die Wärme. Woran das liegt? Zu einem Teil an Patrick Moraz... er ist ein fabelhafter Keyboarder, aber bei Refugee war er besser aufgehoben. Mit Wakeman wäre das sanfter geworden.... aber vielleicht liegt es auch an etwas anderem. Es kommt mir kalt vor...
To be Over bekommt 4/5 Punkten, Gates 5/5 Punkten (Teil 1: 4/5, Soon: 5/5), Sound Chaser auch 4/5 Punkten, das ergibt gutgemeinte:
4/5 Punkten.