Eines der umstrittensten Alben in der Geschichte von Yes kam im August 1980 auf dem Markt. Bis heute wird der Stellenwert dieses Albums unterschiedlich dargestellt ...
Nach vielen Konzerten die „Tourmato“ rund um die Welt führten ging die Band wieder ins Studio. Die musikalischen Vorstellungen der Bandmitglieder klafften immer weiter auseinander und Solo- und Sideprojekte wurden verwirklicht.
Nachdem man 1979 in Paris mit Studioaufnahmen nicht mehr weiter kam, verordnete Jon Anderson der Band eine sechsmonatige Pause in der man wieder Kraft für eine neue Platte schöpfen wollte. Indes kümmerten sich die Mitglieder um eigene Ideen oder halfen bei anderen Künstlern aus. Jon hatte seine musikalische Freundschaft mit Vangelis vertieft und brachte mit ihm die erfolgreiche Single „I Hear You Now“ heraus. Rick veröffentlichte sein erstes Doppelalbum mit dem Namen „Rhapsodies“ (auf dem er auch erstmals sang).
Das „The Steve Howe Album“ erschien und Steve trat mit einem Soloprogramm beim Montreux Jazz Festival auf. Hinzu kam, laut Jon Anderson, eine gewisse Müdigkeit miteinander spielen und komponieren zu wollen. So entstanden 2 musikalische Fraktionen (Anderson/Wakeman sowie Howe/Squire/White) die nicht viel mit den Kreationen der jeweilig anderen Mannschaft anfangen konnte.
Nach weiteren erfolglosen Proben in London trafen sich Jon und Rick und kamen zum Entschluss, dass eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr möglich erschien.
Yes war nunmehr auf ein Trio zusammengeschrumpft. Aber man empfand die eigenen neuen Kompositionen als äußerst erfrischend. Nachdem Jon und Rick zu den letzten Proben nicht mehr erschienen waren, begann man schon zu scherzen. „Die nächsten zwei Musiker, die den Proberaum betreten werden Mitglieder der Band“.
Da Manager Brian Lane mit Trevor Horn und Geoff Downes bekannt war, fügte sich nun zusammen, was scheinbar unvereinbar war ...
Selbst für viele Musikkritiker war das neue Lineup eine Sensation ! Wie konnte eine Band wie Yes solche Diskomusiker wie die Buggles rekrutieren ?
Die Wirklichkeit sah natürlich schon etwas anders aus. Zwar war das Duo wirklich eine Band, die eher der Tanzmusikszene zugeordnet wurde, dennoch war der musikalische Background der beider Musiker viel umfangreicher.
Downes war Mitglied der Band „She’s French“. Deren Musikausrichtung lag aus seiner Sicht irgendwo zwischen Weather Report, Chick Corea, ELP und Yes ! Nach Beendigung seines Studiums in Leeds ging er nach London wo er auf den Sänger und Produzenten Trevor Horn traf . Horn war in den 70zigern ein Fan von Yes und hatte auch eine Stimme, die Jon ähnlich war. Beide hatten einen Titel „We Can Fly From Here“ für Yes geschrieben, der trotz der gemeinsamen Proben und der sehr kurzen Spieldauer (37 Minuten) von „Drama“ kein Platz auf dem Album fand.
Das Album beginnt mit der Gemeinschaftskomposition „Machine Messiah“. Ein Zehnminutenstück, welches gleich den Wandel der Yesmusik offenbarte. Bei den drei verbliebenen Musikern von „Tormato“ ist die Klangveränderung offensichtlich. Steve Howe ist nicht mehr mit einen ganzen Reihe von verschiedenen Gitarren in den Stücken zu hören. Der Anteil der Overdubs wurde zurückgefahren, Realitätszitate verschwanden und der Sound dem vorherrschenden Zeitgeist angepasst und die Texte nicht mehr „kosmisch“, wie Steve zu sagen pflegte. Dem Bass wurde wieder mehr Raum (bei fast allen Stücken) eingeräumt. Die Produktion war wesentlich besser als auf dem Vorgängeralbum und die Spielfreude zurückgekehrt. Jeder brachte Ideen für dieses Stück mit und letztendlich sind und waren alle mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Geoff: „In diese (musikalische) Richtung hätten wir uns entwickeln sollen“.
Dem längsten Stück der Platte folgte das Kürzeste. Interessanterweise spielen auf diesem Stück nur Trevor und Geoff. Selbst die, wie eine Mandoline klingenden, Sounds kamen von den Keyboards. Chris wurde zu dieser Zeit nach der Qualität von Downes befragt. „Yes hatte nie einen besseren Keyboarder“ war seine Antwort. Geoff spielte „Man In A White Car“ in den Konzerten als Teil der gleichnamigen Suite.
„Does It Really Happen“ hingegen war eine Komposition die dem Powertrio Howe/White/Squire entsprang. Textlich wendet man sich wohl an die Herren Anderson und Wakeman. „Seid tapfer, das Gewicht, wird schaffen, die Leidenschaft, da ist, kein Weg, es zurückzunehmen“. Chris glänzt in diesem Stück durch seinen Powerbasslauf ...
„Into The Lens“ wiederum ist ein Stück, welches dem neuen Sänger zuzurechnen ist. Dieser Song wurde auch als „I Am A Camera“ auf dem späteren Bugglesalbum „Adventures In Modern Recording“ ein Jahr später nochmals veröffentlicht. Auch hier wurde der Song durch einen (diesmal recht einfachen) Bassriff eingeleitet. Es wird deutlich, dass sich die Instrumente gegenseitig mehr Platz lassen und eher songdienlich ausgerichtet sind. Im Schlussteil darf sich Steve auch an der Gitarre mit ein paar kleinen „Solos“ austoben, die für den späteren Sound von Asia typisch wurden ...
Chris weigerte sich beim nächsten Stück den Bass zu spielen. Also musste Trevor Horn diesen Part beim Stück „ Run Trough The Light“ übernehmen. Der Basslauf bekam dadurch vielleicht auch einen leichten Jazztouch. Chris komponierte die Grundmelodie am Klavier, welches er auf diesem Stück auch spielt und Steve veredelt seine Gibsongitarre mit der Martin-Mandoline. Der Text ist auch recht unspektakulär.
Im Abschlussstück läuft Alan wieder zur Höchstform auf. Das „lebende Metronom“ (O-Ton Trevor Horn) White besticht durch seine Drumsounds und verschmilzt scheinbar leicht mit Chris’ federnden Basslauf. Gitarre und Keyboards werden den Gesangslinien in „Tempus Fugit“ untergeordnet. Das Roger Dean Albumcover ist eine Collage des Textes : „.. run like a leopard ..., ... how the country would change …, … in the north sky time flies …
“Und die Antwort auf all unsere Antworten ist Ja”
