GTR Konzert München 1986
Verfasst: Fr 28. Mai 2010, 15:28
1986 hatte ich die Möglichkeit einzige GTR Konzert in Deutschland, nämlich im Rahmen einer Fernsehübertragung in München teilzunehmen.
1986! Was für ein Jahr für Genesis Freaks! Peter Gabriel mit „SO“, Genesis mit „Invisible Touch“ Anthony Phillips “Private Parts & Pieces VI: Ivory Moon” und nicht zu vergessen Steve Hackett und Steve Howe als „GTR“. Idee für dieses Projekt hatte übrigens Frau Hackett, also Kim Poor. Brian Lane, der Manager von YES und ASIA war begeistert von dieser Idee und so vermittelte er einfach Steve Howe. Eigentlich bestand die Band nur aus irgendwelchen Ex-Musikern irgendwelcher Bands, wie Max Bacon (ex. Nightwing [produziert von Steve Hackett]), Phil Spalding (ex-Mike Oldfield) und Jonathan Mover (ex-Marillion). Irgendwie sollte es wohl eine Nummer wie ASIA werden Was war ich als auch-Yes-Freak angefixt von diesem Projekt. Bis dann das Vinyl sich auf meinem Plattenspieler drehte und ich mir dachte, „na, so toll ist das aber nicht“ und damit das Thema GTR für mich schon abgehandelt war. Ich habe das Vinyl noch heute im Schrank stehen, aber die Scheibe müsste eigentlich vollkommen neuwertig sein, seit 24 Jahren nicht mehr angehört
Als damaliger Nochleser der Zeitschrift MUSIK EXPRESS/SOUNDS wurde ich aber wieder neu angefixt, berichteten die doch überschwänglich über ein Konzert von GTR im Hammersmith Odeon in London. Und die Setliste las sich wahrlich prächtig. So wurden Songs wie Mood For A Day, In That Quiet Earth, I Know What I Like und Roundabout schmackhaft gemacht, also musste ich zu einem GTR Konzert auch irgendwie hin. Nur leider gab es nur Konzerte in den USA (wo GTR mächtig erfolgreich waren) und ein paar in GB. Nur in Germany? Nix! Was nun. Nach London fliegen, wegen ein paar Genesis/Hackett solo und Yes Nummern? Nee, geht nicht.
Jetzt muss ich eins erzählen. Wir haben damals jedes Jahr im Rahmen des Oktoberfests in München ein lockeres Treffen von Genesis Fans veranstaltet, zum einem war da immer eine Megaplattenbörse, zum anderen traf man sich mit gleichgesinnten und drittens konnte man mal richtig einen zischen.
Es war wieder soweit, ich rief meinen in München wohnenden Freund an, bestätigte meinen Besuch, da fragte er „willst du mit zu GTR, die spielen am 22.09.1986 in München in der Alabamahalle, wird vom TV übertragen und kostet 12 DM Eintritt. Mein Herz schlug höher, ich holte tief Luft, fragte, ob das denn auch alles so stimmt und schon war eine Karte bestellt.
Der Tag des Konzertes war ein Montag. Nachmittags saßen wir zusammen und freuten uns auf die kommende Show. Ich hatte die Idee, ein riesiges Plakat zu malen, „GTR – welcome to Munich“ und dann unsere Namen drunter. Am frühen Abend fuhren wir in ein Industriegebiet, wo die Alabamahalle war (ich glaube, die gibt’s heute nicht mehr). Was war ich schockiert, Alabamahalle? AlabamaSCHUPPEN wäre treffender gewesen, ein abbruchreifes Gebäude. Und was geschah, im Hof saßen Hackett und Howe und stimmten ihre Gitarren für das Konzert. Nett, freundlich, auskunftswillig konnten wir uns mit ihnen unterhalten. Ich gab Hackett die Hand und wunderte mich über das zarte Händchen, was sich da in meine Männerhand drückte, naja, außer Gitarrespielen hat er ja wahrscheinlich noch nie was richtiges gearbeitet.
Die Halle wurde geöffnet, wurden drauf aufmerksam gemacht, das es sich um die Sendung ROCK AUS DEM ALABAMA handelt und damit gerechnet werden muss, das man sich selbst im TV wieder sehen würde. Allerdings würde nicht das ganze GTR Konzert live übertragen werden, sondern nur die ersten 45 Minuten.
Über Videoleinwand liefen aktuelle Clips, u. a. soweit ich mich erinnern kann, kamen auch GENESIS mit IN TOO DEEP (? ob es genau dieser Titel war weiß ich nicht mehr so genau?!?!), welches von Buhrufen begleitet wurde. Dann war es soweit, GTR begannen zu spielen. Ein Megakrach, völlig übersteuert. Steve Hackett hatte seine obligatorischen Cowboystiefel an, Steve Howe so was, was aussah wie ein Schlafanzugsack in rotem Samt. Irgendwie hatte ich den Verdacht, er hätte es seit seinen verflossenen ASIA Tagen an, hat mal dran gerochen und gedacht „na, geht heute noch mal“ (nicht bös gemeint, aber es sah wirklich sehr Altkleidersammlung-mäßig aus). Bin mir nicht sicher, aber folgende Songs wurden im TV übertragen: Jekyll And Hyde, Here I Wait, The Hunter, When The Heart Rules The Mind, Imagining, You Can Still Get Through, Reach Out, Danach blendete Bayern3 aus. Die Show ging natürlich weiter. Im Video konnte man uns auch mehrfach sehen, wie wir das o. g. Plakat „GTR – welcome to Munich“ in Richtung Kamera hielten. Wer von euch eine Aufzeichnung davon besitzt, kann uns 4 nun suchen. Ich bin mir nicht ganz sicher, denke aber, das noch folgende Lieder gespielt wurden: Medley: The Journey / Blood On The Rooftops / Blacklight / Cuckoo Cocoon / Two Vamp As Guests / Calmaria, Medley: Cavalcanti / Andante In C / Bouree / Horizons, Medley: Surface Tension / Mood For A Day / Ram / Second Initial, Atkins Medley, Clap, Hackett To Bits, Medley: Spectral Mornings / After The Ordeal / In That Quiet Earth / I Know What I Like, Toe The Line, Sketches In The Sun, Pennants, Roundabout, The Hunter. Wer es genau weiß, darf es mir gerne schreiben. Zum Konzert selbst: Hackett und Howe sind natürlich musikalisch einmalig und Meister an Ihren Instrumenten. Aber beide sind Egomanen und man merkte es deutlich, jeder versuchte besser und schneller wie der andere zu sein.
Gefallen haben mir besonders die instrumentalen Hackett Sachen (also auch Genesis). Bei Steve Howe dachte ich zunächst, er wäre auch auf dem Oktoberfest gewesen und hätte ein paar Einheiten zuviel an Bier mit auf die Bühne geschleppt. Aber so war es nicht. Ein Howe Experte erklärte mir, dass Howe zum einen sehr schlecht sieht und extrem eitel sei, deswegen (damals noch) keine Brille tragen würde und deswegen etwas stierend in die Menge blickt. Zum anderen würde er immer so gucken, nach dem Motto „seht her, wie gut ich dies hier nun gespielt habe, habt ihr es auch alle gesehen?“
Max Bacon hat eine fürchterliche Stimme, für mich unerträglich, wenn er Genesis/Yes Songs zersingt.
Phil Spalding konnte ich schon zu Mike Oldfield Zeiten am Bass nicht leiden, in Oldfieldkreisen nannte man ihn damals wegen seiner Mimik nach einer Oldfield Textzeile „The Ape Of Manila“.
Zu Jonathan Mover kann ich wenig sagen, außer, dass ich Marillion heute auch nicht mehr leiden mag.
Es war ein gutes, aber zu lautes Konzert, in einem spärlichen, nicht angemessenem Rahmen, aber nichts, was die Welt bewegt. Ich war dabei, einer der wenigen Deutschen, die sagen können „ich habe mal ein GTR Konzert gesehen“, aber verpasst habe ich eigentlich auch nichts. Ich bin froh, nicht nach London geflogen zu sein.
GTR hatten noch ein zweites Album in Planung, ist aber an den Egos beider Helden gescheitert und aus gut informierten Kreisen ist mir bekannt geworden, das sich Frau Howe und Frau Hackett-Poor wohl mächtig in den Haaren hatten und das dies letztendlich zum aus von GTR geführt hat. Der Rest ist Geschichte. Da GTR sich vertraglich zu einem weiteren Album verpflichtet hatten, wurde dies mit dem ABWH (Anderson, Bruford, Wakeman, Howe) Album erfüllt.
Bitte um konstruktive Kritik zu dieser Story.
© by „colonyslipperman“, da eine spätere Veröffentlichung, ganz oder teilweise, in Buchform nicht ausgeschlossen ist. Einer Weiterverwendung meiner hier verfassten Texte auf einer anderen Plattform kann ich daher nicht zustimmen.
1986! Was für ein Jahr für Genesis Freaks! Peter Gabriel mit „SO“, Genesis mit „Invisible Touch“ Anthony Phillips “Private Parts & Pieces VI: Ivory Moon” und nicht zu vergessen Steve Hackett und Steve Howe als „GTR“. Idee für dieses Projekt hatte übrigens Frau Hackett, also Kim Poor. Brian Lane, der Manager von YES und ASIA war begeistert von dieser Idee und so vermittelte er einfach Steve Howe. Eigentlich bestand die Band nur aus irgendwelchen Ex-Musikern irgendwelcher Bands, wie Max Bacon (ex. Nightwing [produziert von Steve Hackett]), Phil Spalding (ex-Mike Oldfield) und Jonathan Mover (ex-Marillion). Irgendwie sollte es wohl eine Nummer wie ASIA werden Was war ich als auch-Yes-Freak angefixt von diesem Projekt. Bis dann das Vinyl sich auf meinem Plattenspieler drehte und ich mir dachte, „na, so toll ist das aber nicht“ und damit das Thema GTR für mich schon abgehandelt war. Ich habe das Vinyl noch heute im Schrank stehen, aber die Scheibe müsste eigentlich vollkommen neuwertig sein, seit 24 Jahren nicht mehr angehört
Als damaliger Nochleser der Zeitschrift MUSIK EXPRESS/SOUNDS wurde ich aber wieder neu angefixt, berichteten die doch überschwänglich über ein Konzert von GTR im Hammersmith Odeon in London. Und die Setliste las sich wahrlich prächtig. So wurden Songs wie Mood For A Day, In That Quiet Earth, I Know What I Like und Roundabout schmackhaft gemacht, also musste ich zu einem GTR Konzert auch irgendwie hin. Nur leider gab es nur Konzerte in den USA (wo GTR mächtig erfolgreich waren) und ein paar in GB. Nur in Germany? Nix! Was nun. Nach London fliegen, wegen ein paar Genesis/Hackett solo und Yes Nummern? Nee, geht nicht.
Jetzt muss ich eins erzählen. Wir haben damals jedes Jahr im Rahmen des Oktoberfests in München ein lockeres Treffen von Genesis Fans veranstaltet, zum einem war da immer eine Megaplattenbörse, zum anderen traf man sich mit gleichgesinnten und drittens konnte man mal richtig einen zischen.
Es war wieder soweit, ich rief meinen in München wohnenden Freund an, bestätigte meinen Besuch, da fragte er „willst du mit zu GTR, die spielen am 22.09.1986 in München in der Alabamahalle, wird vom TV übertragen und kostet 12 DM Eintritt. Mein Herz schlug höher, ich holte tief Luft, fragte, ob das denn auch alles so stimmt und schon war eine Karte bestellt.
Der Tag des Konzertes war ein Montag. Nachmittags saßen wir zusammen und freuten uns auf die kommende Show. Ich hatte die Idee, ein riesiges Plakat zu malen, „GTR – welcome to Munich“ und dann unsere Namen drunter. Am frühen Abend fuhren wir in ein Industriegebiet, wo die Alabamahalle war (ich glaube, die gibt’s heute nicht mehr). Was war ich schockiert, Alabamahalle? AlabamaSCHUPPEN wäre treffender gewesen, ein abbruchreifes Gebäude. Und was geschah, im Hof saßen Hackett und Howe und stimmten ihre Gitarren für das Konzert. Nett, freundlich, auskunftswillig konnten wir uns mit ihnen unterhalten. Ich gab Hackett die Hand und wunderte mich über das zarte Händchen, was sich da in meine Männerhand drückte, naja, außer Gitarrespielen hat er ja wahrscheinlich noch nie was richtiges gearbeitet.
Die Halle wurde geöffnet, wurden drauf aufmerksam gemacht, das es sich um die Sendung ROCK AUS DEM ALABAMA handelt und damit gerechnet werden muss, das man sich selbst im TV wieder sehen würde. Allerdings würde nicht das ganze GTR Konzert live übertragen werden, sondern nur die ersten 45 Minuten.
Über Videoleinwand liefen aktuelle Clips, u. a. soweit ich mich erinnern kann, kamen auch GENESIS mit IN TOO DEEP (? ob es genau dieser Titel war weiß ich nicht mehr so genau?!?!), welches von Buhrufen begleitet wurde. Dann war es soweit, GTR begannen zu spielen. Ein Megakrach, völlig übersteuert. Steve Hackett hatte seine obligatorischen Cowboystiefel an, Steve Howe so was, was aussah wie ein Schlafanzugsack in rotem Samt. Irgendwie hatte ich den Verdacht, er hätte es seit seinen verflossenen ASIA Tagen an, hat mal dran gerochen und gedacht „na, geht heute noch mal“ (nicht bös gemeint, aber es sah wirklich sehr Altkleidersammlung-mäßig aus). Bin mir nicht sicher, aber folgende Songs wurden im TV übertragen: Jekyll And Hyde, Here I Wait, The Hunter, When The Heart Rules The Mind, Imagining, You Can Still Get Through, Reach Out, Danach blendete Bayern3 aus. Die Show ging natürlich weiter. Im Video konnte man uns auch mehrfach sehen, wie wir das o. g. Plakat „GTR – welcome to Munich“ in Richtung Kamera hielten. Wer von euch eine Aufzeichnung davon besitzt, kann uns 4 nun suchen. Ich bin mir nicht ganz sicher, denke aber, das noch folgende Lieder gespielt wurden: Medley: The Journey / Blood On The Rooftops / Blacklight / Cuckoo Cocoon / Two Vamp As Guests / Calmaria, Medley: Cavalcanti / Andante In C / Bouree / Horizons, Medley: Surface Tension / Mood For A Day / Ram / Second Initial, Atkins Medley, Clap, Hackett To Bits, Medley: Spectral Mornings / After The Ordeal / In That Quiet Earth / I Know What I Like, Toe The Line, Sketches In The Sun, Pennants, Roundabout, The Hunter. Wer es genau weiß, darf es mir gerne schreiben. Zum Konzert selbst: Hackett und Howe sind natürlich musikalisch einmalig und Meister an Ihren Instrumenten. Aber beide sind Egomanen und man merkte es deutlich, jeder versuchte besser und schneller wie der andere zu sein.
Gefallen haben mir besonders die instrumentalen Hackett Sachen (also auch Genesis). Bei Steve Howe dachte ich zunächst, er wäre auch auf dem Oktoberfest gewesen und hätte ein paar Einheiten zuviel an Bier mit auf die Bühne geschleppt. Aber so war es nicht. Ein Howe Experte erklärte mir, dass Howe zum einen sehr schlecht sieht und extrem eitel sei, deswegen (damals noch) keine Brille tragen würde und deswegen etwas stierend in die Menge blickt. Zum anderen würde er immer so gucken, nach dem Motto „seht her, wie gut ich dies hier nun gespielt habe, habt ihr es auch alle gesehen?“
Max Bacon hat eine fürchterliche Stimme, für mich unerträglich, wenn er Genesis/Yes Songs zersingt.
Phil Spalding konnte ich schon zu Mike Oldfield Zeiten am Bass nicht leiden, in Oldfieldkreisen nannte man ihn damals wegen seiner Mimik nach einer Oldfield Textzeile „The Ape Of Manila“.
Zu Jonathan Mover kann ich wenig sagen, außer, dass ich Marillion heute auch nicht mehr leiden mag.
Es war ein gutes, aber zu lautes Konzert, in einem spärlichen, nicht angemessenem Rahmen, aber nichts, was die Welt bewegt. Ich war dabei, einer der wenigen Deutschen, die sagen können „ich habe mal ein GTR Konzert gesehen“, aber verpasst habe ich eigentlich auch nichts. Ich bin froh, nicht nach London geflogen zu sein.
GTR hatten noch ein zweites Album in Planung, ist aber an den Egos beider Helden gescheitert und aus gut informierten Kreisen ist mir bekannt geworden, das sich Frau Howe und Frau Hackett-Poor wohl mächtig in den Haaren hatten und das dies letztendlich zum aus von GTR geführt hat. Der Rest ist Geschichte. Da GTR sich vertraglich zu einem weiteren Album verpflichtet hatten, wurde dies mit dem ABWH (Anderson, Bruford, Wakeman, Howe) Album erfüllt.
Bitte um konstruktive Kritik zu dieser Story.
© by „colonyslipperman“, da eine spätere Veröffentlichung, ganz oder teilweise, in Buchform nicht ausgeschlossen ist. Einer Weiterverwendung meiner hier verfassten Texte auf einer anderen Plattform kann ich daher nicht zustimmen.