Die Alsterdorfer Sporthalle fasst 6000 Personen und war ausverkauft. Pünktlich um 20:00 Uhr begannen Marillion mit ihrem gut einstündigen Set. Mit The Invisible Man und seinem wummernden Bass stellten sie die Akustik der Halle gleich zu Anfang auf die Probe und bescherten dem kommunikativen Mann am Mischpult (er hat sich nachher ständig während des Deep-Purple-Konzertes mit den Musikern, die gerade nicht dran waren, unterhalten

Überraschend war auch, dass Hogarth sich auf die Boxen, die vor der Bühne standen stellte und auch setlich einen Boxenturm bestieg. Ferner schrammelte er sich mit einer E-Gitarre in andere Sphären bis er am Ende mit der Gitarre sogar auf dem Boden lag und weiter schrammelte. Da wollte er mal einen auf Rockstar machen, aber es sei ihm gegönnt. Seine naiv-fröhliche Art sich zu geben und sich auf der Bühne zu bewegen, so frei und so glückselig, ich weiß nicht, aber irgendwie ist das schön und was Besonderes…
Weiter auf den Marillion Set eingehen möchte ich jetzt nicht, das wird mir zuviel und ich hab da auch nicht so die Ahnung. Easter war wirklich sehr schön, King und Cover my Eyesgingen eher so an mir vorbei.
Ein weiteres Highlight waren für mich Slainte Mhath, das Lied ist irgendwie magisch und es klappt auch in der „neuen“ Besetzung wirklich gut. Hooks in You würd man jetzt wahrscheinlich nicht zu den Top-Songs der Band zählen, aber ich finds richtig klasse. Gut, dass damit auch ein geradlinigeres Stück dabei war. Meiner Meinung nach ist Marillion als Vorband nicht geeignet. Mir persönlich haben sie sehr gut gefallen, aber ich kann die Kritik der „ermüdenden“ Marillion durchaus nachvollziehen. Wenn man die Stücke nicht kennt und nicht schätzt, kann man da wirklich einschlafen. Die Band kommt selten zum Punkt und verliert sich in zwar schönen, aber dann doch wenig prägnanten Melodien, die leider oft auf dem einen Ohr rein und dem anderen wieder rausgehen. Die Band lässt sich da nicht hetzen und spielen in ihrer eigenen Welt, dafür kann man sie mögen, muss es aber nicht.
Aus der Fish-Ära wurde noch der Klassiker Kayleigh mit fließenden Übergang, ja und da war ich völlig hin und weg …
….zu Neverland. Meiner Meinung nach eines der schönsten Songs, die je geschrieben wurden. Und das nun mit einem scheinbar durch die Halle fliegenden Hogarth (zumindestens war er kurz vorm Abheben) zu sehen, ließ einen großen Wunsch von mir in Erfüllung gehen.
„If you came here to see us, thank you very much.“ Circa zwanzig jüngere Fans aus dem Innenraum gerieten kurz in EKstase, „if you came here to see Deep Purple, thank you for listening to us and have fun with’em, they’re in a really good form. Thank you very much.”
Wie recht er hatte!!!
Nun zum Hauptteil:
Ich wunderte mich zunächst, dass überdimensionale Blau- und Rotlichter auf der Bühne aufgebaut wurden, aber als dann noch eine Sirene ertönte, schaltete ich langsam. Deep Purple kamen auf die Bühne und Steve Morse schmiss den Motor an bzw. ließ seine Gitarre zum Opener: Highway Star jaulen. Im Gegensatz zu den letzten beiden Konzerten und dem, was man als Live-Version aus jüngerer Zeit kennt, gab es eine wirklich sehr energiegeladene und spritzige Version von Highway Star, die richtig Spaß gemacht hat.
Mit Hard Lovin Man folgte ein Stück, was in der Setlist überrascht hat. Wie Gillan dieses auf dem In-Rock-Album eingesungene Stück dargeboten hat, hat mich genauso umgehauen wie Into the Fire auf meinem letzten-DP-Konzert. Wie gewohnt lassen DP die ersten Songs ineinander übergehen und so folgte übergangslos die herrlich groovende Maybe I’m a Leo, ohne biographische Anleihen bei einem Yes-Forumsmitglied

Es fiel zu diesem Zeitpunkt schon auf, wie gut gelaunt die Band war. Da wurde viel gelächelt und kleine Späßchen gemacht, allen voran der unglaublich lockere und fröhliche Gillan, der den Auftritt einfach nur zu genießen schien. Nach einer bewegten Bandgeschichte, spielen DP jetzt in einer Konstellation, die wirklich viel Harmonie ausstrahlt. Das fiel mir daran auf, dass die Band auffällig kompakt stand. Keyboard und Schlagzeug standen sehr nah beieinander und zwischen den beiden stand ein weiterer Mikrophonständer. Dorthin, zwischen seine beiden Kollegen, verzog sich Gillan wenn er gerade nicht dran war und scherzte rum.
Strange Kind of Woman erfüllte die Wünsche derjenigen, die wohl hauptsächlich die Hits hören wollten. Zu dem Publikum möchte ich auch noch was schreiben: Bei kaum einem anderen Konzert (außer jetzt irgendwelche „Extrem-Musik“) gibt es wohl eine so typische „Kundschaft“. Mehr als der Hälfte sieht man ganz eindeutig das DP-Fansein an und das find ich klasse. Die „Gelegenheits“-Fans waren eindeutig in der Unterzahl.
Mit Rapture of the Deep wurde endlich mal ein neueres Lied gespielt. Ich finde, dass DP gerade mit ihren beiden letzten Alben Rapture of the Deep und Bananas richtig gute Werke abgeliefert haben, aus denen sie leider so gut wie nie was spielen.
Das nun folgende Fireball beschrieb der wohl beste Rock-Sänger unserer Zeit als „one of the ballads, one of the slow, intimate…” ist klar, Ian

Und da! Ja! Endlich!! Keine drei Konzerte musst ich warten und endlich wird was von Bananas gespielt! Mit Silver Tongue zwar jetzt kein absolutes Highlight (Doing it tonight oder Haunted wären klasse), aber immerhin. Strenggenommen wurden sogar zwei Stücke von Bananas gespielt, denn Steve Morse‘ Solo begann mit Contact Lost, einem Instrumental aus eben jenem Album. Was der klassisch ausgebildete Morse dem Publikum bot, war wieder eine Lehrstunde der Spieltechnik, wirklich faszinierend, was er da an Noten „abarbeitet“.
Ein weiterer fließender Übergang: Morse‘ Solo ging direkt in das wunderschöne und brillant von Ian gesungene When a blind man cries über. Dieses Lied spielt die Band von Tour zu Tour besser. Bisher ist es am Ende immer ganz normal ausgeklungen, aber gestern überraschte die Band mit einem sehr harten Übergang zu The Well Dressed Guitar, einer weiteren „Steve Morse-Show“. Mit Almost Human fand ein eher selten gespielter Song Einzug in die Setlist. Das Highlight an diesem Lied war aber eigentlich Gillans spanisch angehauchte Tanzeinlage, die auch mit einem Blitzlicht in Szene gesetzt wurde. Überhaupt hab ich Gillan noch nie so viel rumhüpfen, rumtanzen und rumalbern sehen.
Ebenso viel Spaß machte ihm und der Band das jammige Lazy, was ich eigentlich nicht brauche, aber meinetwegen, ansonsten war ich mit der Setlist ja sehr zufrieden.
No one came kam sehr frisch daher und war eine letzte Auflockerung bevor die Setlist etwas star wurde. Doch zuvor Don Airey’s Solo: Airey ist ein sympathischer Kerl, aber so richtig begeistert bin ich von ihm noch nicht. Aber er macht seine Sache wirklich gut und sammelte einen gewaltigen Pluspunkt beim Hamburger Publikum: In sein Solo baute er die Melodie zu „Auf der Reeperbahn nachts um halb Eins“, was von dem Publikum sofort erkannt und mit tosendem Beifall begrüßt wurde.
Insgesamt fällt auf, dass die Band sehr viele instrumentale Zwischenspiele hat und jeder mal solististich auch innerhalb der Songs brillieren darf. Vielleicht soll Gillan dadurch ein bisschen geschont werden, aber diese Balance zwischen Instrumental- und Gesangsparts wirkt wirklich wirklich sehr rund und es macht auch Spaß, gerade in Zeiten von oft penibel durchgeplanten Shows, eine Band mal ein bisschen auf der Bühne frei spielen zu sehen. Sowas vermisse ich sonst gelegentlich auf Live-Konzerten, die mir dann doch zu „programmiert“ sind.
Wie fast immer nach einem Airey-Solo wurde ich auch diesmal nicht enttäuscht und mein Konzerthighlight wurde angespielt: Perfect Strangers. Ich kann nicht sagen, was ich an diesem Song so klasse finde, aber ich bin wohl nicht der einzige. Die Stimmung, die ohnehin schon sehr gut war, wurde durch diesen Live-Klasisker nochmal richtig angeheitzt.
Warum Space Truckin‘ immer wieder Einzug in die Setlist findet, versteh ich genauso wenig wie Lazy. Beide Songs sind meiner Meinung nach total abgenudelt, aber naja, vielleicht wollen es ja einige hören.
Den regulären Set beendete „da, da, daaa da, da, da-da“, will sagen: Smoke on the water. Aber wer ist das, denn Morse schon die ganze Zeit probiert auf die Bühne zu holen, der da so schüchtern hinter dem Mischpult steht? Morse holt den unbekannten Gast jetzt persönlich vom Mischpult ab und ihm wird eine Gitarre umgehängt. Ich glaube, es haben ihn nicht viele erkannt. Im ersten Moment, dachte ich: Blackmore?! Das kann nicht sein, den hätte Gillan wahrscheinlich mit einem Wasserglas beworfen. So ganz begeistert schien Gillan von dem Gast aber trotzdem nicht zu sein. Des Rätsels Lösung: Ritchie Blackmores Sohn Jürgen Blackmore, der in Hamburg lebt, wurde als Zweitgitarrist für Smoke on the water angeheurt. An sich recht spektakulär, aber ihn haben wohl nicht so viele erkannt. Naja, der Klassiker brachte die Stimmung natürlich wieder zum Überkochen! Ausnahmsweise zu Dritt an der Gitarre trafen sich Glover, Morse und Blackmore jr. Am rechten Bühnenrand zum Headbangen

Die Band ging recht halbherzig von der Bühne und es schien mir als ob sie gleich weitermachen wollten, aber vor den Zugaben „muss“ man ja immer eine kleine Pause machen.
Hush ist in letzter Zeit ein beständiger Teil der Setlist, fällt meiner Meinung nach immer etwas aus der Reihe und macht vielleicht auch gerade deshalb soviel Spaß.
Was fehlt noch? Klar, Black Night, aber auf die Jungs ist Verlass und Paice kommt doch noch zu einem kleinen Drum-Solo während Gillan und Glover abseits schon ein Bier zusammen trinken.
Ich habe selten eine so entspannte, lockere und fröhliche Band mit gleichzeitig einem solchen Stellenwert wie Deep Purple gesehen. Das Konzert war von der Stimmung her einfach richtig schön und musikalisch zeigen die alten Haudegen, dass sie nicht nur „noch gut“, sondern dass sie zu den besten Bands gehören. Marillion hab ich ja schon sehr gelobt, aber man merkt dann doch, dass Deep Purple es eben so richtig drauf haben und allesamt Meister ihres Faches sind. Das war wirklich eine Lehrstunde.
Wie immer bei DP lass ich es mir nicht nehmen, noch die Mitglieder einzeln zu loben, äh, ich meine natürlich objektiv zu betrachten.
Ian Gillan: Er ist für mich nach wie vor der größte Rock-Sänger überhaupt. Wie er sich mit seinen mittlerweile 65 Jahren leichtfüßig über die Bühne beweigt, Freude an seiner „Arbeit“ ausstrahlt und dabei sowas von entspannt abrockt in stimmlicher Topform, die ihn wirklich erstmal (wesentlich) jüngere Sänger nachmachen sollen, von älteren ganz zu schreiben. Ich finde Gillan beeindruckend!
Steve Morse: Ich kann Blackmore nicht ab, umso mehr mag ich Steve Morse. Er passt super in die Band und hat ein markantes, eigenständiges, technisch hoch anspruchsvolles Spiel, mit dem er die Band um eine vorher nicht dagewesene Bandbreite bereichert. Beim letzten Konzert war ich mit ihm nicht ganz zufrieden, aber dieses Jahr waren seine Soli bzw. gitarrendominierten Parts allerrste Sahne und gefühlvoll gespielt. Contact Lost sei hie nur als ein Beispiel genannt.
Roger Glover: Sorgt mittlerweile nicht nur für Coolness (wie er da alleine schon steht), sondern übernimmt auch immer mehr bassdominierte Parts. Das Intro zu Highway Star ist ja Standard, aber auch während des Konzerts wurde das sonstige „Beiwerk“ Glover des Öfteren in Szene gesetzt.
Don Airey: Hat mich noch nicht so ganz umgehauen, er spielt mir zu wenig melidiös, aber das ist wohl Geschmackssache. In seinen Soli zeigt er ja, dass er technisch eine absolute Spitzenbesetzung ist und er macht seine Sache ja wirklich gut, da kann man nicht meckern.
Ian Paice: haut rein

Was soll ich jetzt noch schreiben?
Keine Ahnung, noch Fragen? Ich bin durch
