Das "Im Wizemann" ist ein für Konzerte aufgerüsteter Industriebau im schmuddeligen Teil von Stuttgarts Stadtkern.
Kein schöner Ort aber man muß sich damit zufrieden geben und wirklich gravierende Kritikpunkte gibt es hier nicht.
Die "Halle" fasst ca. 1300 Stehplätze und die waren mehr als ausgefüllt.
Hätte nicht gedacht, dass es hier so einen regen Ansturm gibt aber es gab keine Karten mehr und die Nachfrage war noch gar nicht gedeckt.
Michael Kiwanuka wurde 1987 in London geboren und zählt seit 2013 zur Speerspitze des Retrosoul-Booms.
Zunächst verdingte er sich, nach einem Jazzstudium, als Session- und Live-Musiker bei Adele, Björk den Red Hot Chili Peppers und Noel Gallagher.
2012 wurde Kiwanuka von der BBC für den "Sound of 2012" auf Platz 1 gewählt.
Danach veröffentlichte er 2 hochkarätige Soulalben die sich weltweit in den Charts platzierten.
Die Charts stehen zwar nicht im Verdacht Qualität hervor zu bringen aber seit Amy Winehouse ist diese Art Soul massenkompatibel.
Das Konzert begann erst ca. 20.30 Uhr weil sich noch immer Schlangen am Eintrittsbereich gebildet haben.
Dann ging es aber doch endlich los und die 7-köpfige Band betritt bei tosendem Applaus die Bühne.
Bassist, Drummer, Keyboarder, 2 Gitarristen und 2 Gospelsängerinen bilden eine sehr konzentriert, dynamisch aufspielende Band.
Kiwanuka trug neben dem Hauptgesang E- sowie Acoustic-Gitarre und Keyboard zum Bandsound bei.
Rockbetont starteten sie mit dem rhythmisch lebhaften "One More Night" das gleich das Publikum mitgerissen hat.
"Black Man in a White World" war mit händeklatschendem Bluesgroove und A-Capella-Stimmen der erste Höhepunkt.
Trotz Soulverortung ist der musikalische Stil Kiwanukas nicht an bekannten Vorbildern festzumachen.
Es geht eher um Instrumentierung und Produktionsstil die der Musik den Retro-Stempel verleihen.
Wenn doch Vergleiche her müssen dann wären die folkbeeinflussten Singer/Songwriter Bill Withers und Terry Callier zu nennen.
Es zieht sich immer eine schwarze Musiktradition mit sozialkritischem Inhalt durch die Songs Kiwanukas
Seine introvertierten Texte kreisen meist um die Themen Politik, Rasse und Identität.
Die Konzerthalle verwandelt sich durch den klagenden, zerbrechlichen und entfesselten Gesang schnell zum Schmelztiegel der Gefühle.
Kiwanukas Band unterstützt ihn dabei adäquat, sehr schön immer wieder das Wurlitzer Piano und die funkige Gitarrenbegleitung.
Auch die beiden Sängerinnen brachten das Auditorium bei "Rule The World" zur Rasserei.
Viel Raum bekamen auch einige Soli mit der E-Gitarre die meist leicht angezerrt von Kiwanuka gespielt wurde.
Sichtlich überrascht von den Publikumsreaktionen bedankt sich der bescheidene und demütigte Sänger mehrfach.
Seine Dankbarkeit schlägt sich auch dadurch nieder, dass er statt wie üblich 2 Zugaben, drei spielte und versicherte wieder nach Stuttgart zu kommen.
...thank you brother
- One More Night
- You Ain't the Problem
- Place I Belong
- Black Man in a White World
- Rule the World
- Money
- Tell Me a Tale
- I'll Never Love
- Blood of an American (Bobby Wright cover)
- Rest
- Home Again
- The Final Frame
- Father's Child
Encore: - Cold Little Heart
- Solid Ground
- Love & Hate