Nick Drake - Pink Moon (1973)
Ein perfektes Album!
Es ist nicht zu lang, es ist nicht zu kurz. Es klingt nicht veraltet. Es ist etwas, dass man spät abends oder früh morgens auflegen kann.
Man kann es an einem Frühlings- oder Sommernachmittag genauso gut hören wie an einem verregneten, windigen Abend.
Seien wir mal ehrlich, sogar die besten deiner Lieblingsalben haben mindestens einen miesen Track.
Wenn du mich fragst, ist Pink Moon eine Ausnahme.
Hier gibt es nichts zu kürzen. Mehr noch, hinter diesem zurückhaltenden, bescheidenen musikalischen Ausdruck verbirgt sich ein wahrer Kraftakt.
Es besitzt eine geheimnisvolle Intimität und eine melancholische Anmut.
Es ist auch eine sehr missverstandene Platte.
Im Gegensatz zur Legende ist Pink Moon kein Abschiedsbrief eines wandelnden Selbstmörders.
Das Gegenteil ist der Fall. Es ist nicht das Werk einer zerbröckelnden Psyche, sondern eines Künstlers auf dem Höhepunkt seiner Kräfte.
Es ist nicht der Sound eines welkenden Veilchens oder von jemandem, dem es an Selbstvertrauen mangelt.
Das ist der Klang von jemandem, der fest an das glaubt, was er tut.
Das ist der Klang einer Person, die vollkommen inspiriert ist.
Es stimmt, Drake kämpfte mit Depressionen, aber zum Zeitpunkt der Aufnahmen war er gerade von einem Spanienurlaub zurückgekommen und war begeistert davon.
Drake mag zurückhaltend gewesen sein, aber eine so sparsame Platte aufzunehmen, war in der Tat eine mutige Entscheidung.
Zu dieser Zeit wurde so etwas einfach nicht oft gemacht.
Er nahm die Platte in nur zwei Sessions auf, nur mit dem Ingenieur John Wood.
Keine Frage, Drake wollte einen organischeren Sound.
Er verzichtete bewusst auf die blumigen Orchestrierungen, die Five Leaves Left und Bryter Later auszeichneten.
Hier lag der Schwerpunkt auf seinem Gitarrenspiel und den Songs. Pink Moon mag karg sein, aber es ist eine üppige Kargheit.
Ehe man sich versieht, sind die 11 Tracks von Pink Moon vorbeigesegelt.
Drake beschwört durchweg eine zutiefst persönliche, schwache Welt herauf.
Durch den Verzicht von Produktionsballast gelingt es ihm, den Zuhörer einzuladen und ihm so nahe zu kommen wie nie zuvor.
Es gibt einige Platten, von denen ich einfach nicht genug bekommen kann, und diese ist eine von ihnen.
So sehr ich auch jedes Stück von Drakes Schaffen liebe, komme ich doch immer wieder auf Pink Moon zurück.
Es ist ein Album, dass an dunklen Tagen hell brennt und an wolkenlosen Tagen ein frühlingshaftes Licht ausstrahlt.
Ein Album, dass ich sehr schätze. Eindringlich und schön, wie kein anderes.
Ein zeitloses Meisterwerk.