Archive - Call to Arms & Angels (2022)
Ich gebe zu, dass ich noch nie ein Fan war, und das neueste Album Call to Arms & Angels wird das auch nicht ändern... Aber es gibt hier Momente, die mich dazu bringen, sie jedenfalls nicht abzuschreiben.
Das neue Album Call to Arms & Angels habe ich mit Neugierde in die Hand genommen, weil mir die Single We Are The Same gut gefällt, - angenehm verstörend im Trip-Hop-Stil, mit weiblichem Gesang was ungewöhnlich für Archive ist.
Insgesamt finde ich die Scheibe jedoch nicht so gut.
Erstens besteht das Album aus 17 Tracks, was es langweilig macht - es ist viel zu lang und man hört, dass ein Großteil des Materials eine Art Ausschuss ist.
Zweitens ist die Vielfalt der Genres, Stile und Anleihen meiner Meinung nach so groß, dass ich mich manchmal dabei ertappt habe, ob es überhaupt noch das gleiche Album ist....
Der Eröffnungstrack Surrounded By Ghosts ist eine Folk-Ballade mit angenehmem Frauengesang; Numbers geht strak in Richtung Elektro-Pop; Shouting Withing ist ein Indie-Pop, der sehr an die Arbeit der Dirty Projectors erinnert; Enemy erinnert stark an Radiohead, die auf die schiefe Bahn geraten sind... ich könnte noch weiter machen - es gibt auch Indie-, Monumental-, Post- und Alternative Rock (ein bisschen Pink Floyd ist übriggeblieben), kollektiven Gesang im Stil von Arcade Fire....
Der Höhepunkt ist das 14-minütige "Daytime Coma", das mit märchenhaften Klängen à la Björk beginnt, um dann in pulsierenden, tranceartigen Techno überzugehen und sich dann wieder zu verändern, diesmal in psychedelischen Rock mit indianischen Gesängen... Seltsam!
Ansonsten gibt es hier ein paar kleinere und auch größere Perlen, die aber leider in einem Dickicht von unfertigem, redundantem Material, trotz so viel Abwechslung, in Langeweile untergehen.
Das ist das erste Archive-Album, dass ich einmal angehört habe und bei dem ich keine Lust hatte, es noch einmal aufzulegen.
Die Genre-Vielfalt von Archive war für mich schon immer ihre größte Stärke, aber in der Regel handelte es sich dabei um ganze Alben, die in bestimmten Stilen gehalten waren.
Erst Trip-Hop, dann ein ganzes Album mit einem Sänger, vollgepackt mit starken, emotionalen Beats, dann etwas Experimentelles, dann ein Album mit typischen Strophen-Refrainsongs, nur um dann ihr experimentellstes Album 2016 aufzunehmen.
Leider weiß ich nicht, wie ich Call to Arms und Angels hier einordnen soll. Cooles Cover.