Lyle Lovett — 12th of June (2022)
Ein ganzes Jahrzehnt nach seiner letzten Veröffentlichung meldet sich Lyle Lovett mit Songs zurück, die sich über diesen Zeitraum angehäuft hatten.
Die Unbeschwertheit des Albums ist so groß, dass auch die üppige Instrumentierung seiner "Large Band" die Stimmung nicht stört.
Der Titel des Albums "12th of June" ist eine Anspielung auf den Geburtstag von Lovetts Zwillingskindern.
Die Songs treffen alle richtigen Töne, die man zwischen Country und Jazz erwarten würde, was auch ein passender Übergang zu Lovetts spätem Karrieresound ist.
Heutzutage ist es schwer, sein Genre in eine Schublade zu stecken.
Während seine frühe Karriere ziemlich bequem unter Country eingeordnet werden kann, kommt diese Platte mit einem größeren, schwungvollen Swing-Band-Gefühl daher.
Diese Entwicklung macht durchaus Sinn, denn Lovett hat im Laufe der Jahre immer mehr Musiker in seine Reihen aufgenommen und für das rekrutiert, was er liebevoll als seine "große Band" bezeichnet.
Hier wechseln sie zwischen Klängen und Genres hin und her und streuen spielerisch Einflüsse ein, von swingenden Jazz-Hooks über Folk-Stimmungen bis hin zu Blues-Riffs.
Es ist sicherlich ein liebenswertes Durcheinander was nicht heißen soll, dass die Wirkung schlecht ist, aber es fühlt sich auch nicht wie ein großes künstlerisches Produkt an, dass im Laufe eines Jahrzehnts aufgebaut wurde.
Viele Künstler verbringen kreative Durststrecken mit dem Versuch, sich selbst und ihre Persönlichkeit neu zu erfinden.
Lyle Lovett hingegen lehnt sich auf 12th of June gemütlich in seine alten Topoi zurück, wie jemand, der sich auf seiner geliebten Couch zurücklehnt.
Aber trotz dieser Art von schlauer konzeptioneller Kühnheit bleibt es eine ausgesprochen berechenbare Platte, angenehm warm, aber dazu bestimmt, viele Hörer mit dem Wunsch nach etwas Größerem zurückzulassen.