U2 / KASABIAN - Frankfurt, 10.08.2010
Es gibt ja Musikjournalisten und Privatradiohörer, die auch nach über 40 Jahren noch nicht bemerkt haben, daß Bob Dylan keine Protestsongs mehr schreibt. Die gleiche Sorte Menschen setzt U2 im Jahr 2010 immer noch mit dem pathetischen Auftritt von Bono beim Live AID Konzert 1985 gleich. Dabei hat sich spätestens mit Bonos Verwandlung in "MacPhisto" bei der ZooTV-Tour vor 18 Jahren sehr viel geändert

.
U2 haben musikalisch insbesondere in den 90er Jahren immer wieder neue Wege beschritten. Ich bin mir sicher, daß man so manchem U2-Verächter eine komplette CD zusammenschneiden könnte, bei der er noch nicht einmal merken würde, daß die Musik von den Iren stammt.
Überraschend ist es für mich, daß viele Gelegenheitshörer auch nicht wissen, daß U2 wohl neben Pink Floyd die grössten und teilweise auch grossartigsten Bühnenshows der Rockgeschichte entworfen haben -
ZooTV,
Popmart und (seit letztem Jahr) die
360°-Show.
1993 war ich schon einmal bei U2 in Frankfurt gewesen, als die Commerzbankarena noch Waldstadion hiess und habe sicher eines der eindruckvollsten Konzerte überhaupt erlebt. Und ich war im vergangenen Jahr in Amsterdam und London, konnte aber nicht widerstehen, auch 2010 noch zwei Konzerte der Band zu besuchen (Paris im September steht ja noch aus). Hat sich der Besuch des (bislang) dritten Konzerts der Tour für mich gelohnt? Ja, ganz sicher - schon alleine, weil die Band die Setliste im Vergleich zu letztem Jahr nocheinmal verändert hat - und so waren die neuen Stücke für mich auch Höhepunkte beim Konzert am Dienstag:
Return Of The Stingray Guitar, ein bisher unveröffentlichtes Instrumental eröffnete das Konzert. Ein weiterer bisher unveröffentlichter Song,
Glastonbury, sollte später noch folgen. Neu und für mich überraschend war
New Years Day, das im vergangenen Jahr nur viermal in Europa gespielt wurde. Diesen Song hatte ich immerhin schon 1993 live hören können, ebenso
Until The End Of The World, das ich 2009 vermisst habe - der Song war für mich musikalisch und von der Lichtshow der Höhepunkt schlechthin (vielleicht zusammen mit
The Unforgettable Fire).
Echte Livepremieren gab es für mich aber auch noch (neben den oben bereits erwähnten nagelneuen Stücken) -
Miss Sarajewo vom '95er
Passengers-Album und als erste Zugabe das geniale
Hold Me, Thrill Me, Kiss Me, Kill Me aus dem
Batman Forever Soundtrack.
Die Lichtshow war wieder einmal staunenswert - die Effekte wurden teilweise nochmal verändert. Allerdings war der Sound in der Commerzbankarena wieder bestenfalls befriedigend (und an anderen Stellen im Satdion wohl mangelhaft) - kein Vergleich mit den Arenen in Amsterdam und London, die eine deutlich bessere Akkustik zu bieten hatten.
Noch ein Lob für den Support -
Kasabian haben ein gutes Konzert gespielt. Aber U2 haben offensichtlich keine Angst vor guten Vorgruppen - im vergangenen Jahr durfte ich schon
Snow Patrol in Amsterdam und die überragenden
Elbow in London erleben (in den USA waren sogar
Muse Support!).
Promis wurden wohl auch gesichtet - u.a. Linda Evangelista und Michael Stipe (aber leider nicht von mir).