BBQ.Master hat geschrieben:soundmunich hat geschrieben:Na, die beiden Wakeman-Buben sind von dem Little Phatty schon ganz schön beeindruckt - vor allem als Live-Instrument; wir sprachen ja auch über das Stackern oder Layern, durchaus äußerst interesante Aspekte gerade auf der Basis des Little Phatty. Es ist aber auch meine Meinung, dass z.B. der Micromoog auf der Bühne viel mehr Spaß und Sinn machte als ein Minimoog; und Gründe gibt es da derer viele.
Das finde ich interessant. Kannst du das im Moog-Thread näher erklären?
Ja also ...
Beim Micromoog, kann man relativ schnell und einfach Sounds grundlegend ändern, aber auch ganz fein umstimmen.
Ich hab ja mit dem Micromoog angefangen, die analoge Tonerzeugung zu verstehen, und ich denke, dass mir das gerade mit dem Micromoog auch gelungen ist (da half sicher auch die Anleitung von Chris Rhea). Wenn man mal die Relation zwischen "Sound im Kopf" und dessen Realisierung am Ohr drauf hat, kann man richtig gut Ideen umsetzen. Das ist für mich das A+O des Keyboard-Spiels. Virtuosität hin oder her, wenn der Sound nicht der ist, den man will, sondern irgend einer, den man halt gefunden hat, dann funkt die Sache nicht wirklich.
Also hat man mit dem Micromoog einerseits erst mal die Möglichkeit, Soundvorstellungen wirklich umzusetzen. Wenn ich das mit dem Minmoog vergleiche, dann gelang mir das Umsetzen erst nach viel mehr Übung und aug keinen Fall schon oder bloß nach dem theoretischen Verständnis, wie dies beim Micromoog der Fall war. Ich finde, dass man gerade mit dem Micromoog die Basics der Soundbeeinflussung hervorragend hören kann - jedenfalls ging und geht es mir so. Mit diesem Einstieg tut man sich dann auch mit dem Verständnis des Minimoogs leichter (und der wiederum ist nach meiner Verständnisfähigkeit die Voraussetzung für den geplanten Einsatz des Voyagers, der noch mal ein paar mehr Ansätze erlaubt, die ich aber zugegebenermaßen bis jetzt auch noch nicht alle intus habe.
Nur so am Rande gesagt: Auch wenn viele sagen / schreiben, dass der Memorymoog dasselbe wie 6 Minimoogs sei - forget it. Der Soundaufbau beim Memorymoog ist nur auf den ersten Blick vergleichbar mit der Sounderzeugung beim Minimoog. Die Parameter entwickeln sich völlig anders (natürlich aber auch durchschaubar, wobei aber wieder der Micromoog nach meiner Vorstellungskraft die Basis liefert).
So, kommen wir zur Live-Performance. Es mag sein, dass der Micromoog recht beschränkt ist in seinen Möglichkeiten. Aber die Oktav-Doppelung und die spezifische Modulationswellenform erlaubt einen einzigartig angedickten Sound, der locker mit anderen Mehr-Oszi-Modellen konkurrieren kann und vor allem sehr leicht in Nuancen und auch grundsätzlich schnell (und verständlich) umstellbar ist.
Für mich ist es sehr bedeutsam, immer genau zu wissen, was ich haben will und wie ich dort hin komme. Ein einmal gefundener Sound muss nicht bis zum Ende aller Tage das non plus ultra sein. Für die Soundeinstellung brauche ich nicht die Zhalen der einzelnen Potieinstellungen, sondern das Verständnis, was ich für einen Sound haben will. und dann kann ich auch nach einer Zeit eine Weiterentwicklung nicht nach Zahlen ausprobieren, sondern stets gezielt anstreben.
Und nun komme ich zum unlogischen Teil meiner Sichtweise. Bei aller Liebe zum Micromoog - in dazu widersprüchlicher Weise habe ich ja nun auch meinen zweiten verkauft - weiß ich die weitergehenden und anderen Möglichkeiten des Minimoogs und auch des Memorymoogs zu schätzen und inzwischen auch geplant einzusetzen. Also nicht planlos daran rum zu drehen, sondern geplant einen Sound, den ich im Kopf habe, aufzubauen.
Nun mag das nicht als etwas besonderes anzumuten. Was man am grundsätzlichen Soundaufbauverständnis hat, merkt man erst, wenn man mit den Parametern bei den digitalen Kosten herum macht. Und da bin ich vom kompletten Durchblick Lichtjahre weg. Bei einzlnen Geräten kann ich gerade mal die spezifischen Stärken nutzen, um die jeweils so genannten typischen Sounds zu entwickeln. Es bleiben aber noch mehr als Feinheiten offen.
Mein Fazit: Um auch bei einer Live-Darbietung einen gewünschten Sound aus dem Kopf in Echtzeit umzusetzen (nicht nur im Sinne von Malen-nach-Zahlen einzustellen), ist eine Grundstruktur der Sounderzeugung z.B. wie beim Micromoog zumindest von Vorteil, wenn nicht essentielle Voraussetzung. Dabei kommt es nicht auf die Quantität der Möglichkeiten an (natürlich haben aber auch die digitalen Kisten ihren Reiz). Vangelis möchte ich dazu (frei) zitieren: Synthesizer sind auch Naturinstrumente; es kommt nicht auf die Art der Ton/Klangerzeugung an (z.B. durch elektrischen Strom oder durch Luftstrom), sondern darauf, wie gut man sich mit den Tönen/Klängen ausdrücken kann.
Der Little Phatty hat meiner Meinung nach schon wieder eher eine Zufallskomponente bei der Klangerzeugung, was zwar hilfreich erscheinen mag, aber die schlüssige Umsetzung von Klangideen für Otto-Normalverbraucher im Anfangsstadium erschwert; wenn man viel Zeit hat, versteht man sicher auch in absehbarer Zeit die komplexen Möglichkeiten, aber wie gesagt braucht man deutlich mehr Übung als beim Micromoog.