Ich hab' vor allem eins verpasst: die Siebziger Jahre. Ich war einfach ein paar Jahre zu jung. Mit 6 erschloss sich mir "Close to the Edge" leider noch nicht, zudem lief im Elternhaus nur Klassik, ich wusste bis 90125 gar nicht, dass Yes auch was anderes ist als ein englisches Wort und eine kleine Süßspeise. All die Musik, die bis heute am meisten höre und die meinen Nerv genau trifft, habe ich verpasst, als sie aktuell, neu und angesagt war. Tubular Bells, Fragile, Selling England by the Pound, Red, Wish you were here, A Farewell to Kings, Crime of the Century usw usw. Stattdessen hörte ich in den Siebzigern begeistert MusiCassetten von ABBA, die ich hi und da geschenkt bekam.
Aber zum Glück haben alle meine heutigen Musik-Helden ja dann, als ich pubertierender Musik-Freak wurde, ihre viel kritisierten 80er-Alben gemacht (90125, Invisible Touch, A Momentary Lapse of Reason etc), die ich allesamt mochte und mich von dort aus eben langsam nach und nach zurück in die Siebziger kaufte.
Schade war, dass in den 80ern nichts so BÄH bei der Presse und den Mitschülern war wie die Siebziger, insofern konnte ich diese Leidenschaft eigentlich nur mit einem einzigen Klassenkameraden teilen, der mit mir zusammen die alten Kult-Alben entdeckte und ganze Wochenenden lang aufmerksam hörte. Nix Internet, nix Prog-Foren, das war richtig Untergrund!
