So, die letzte Seite ist umgeblättert:
Bei Murakami kann ich nicht anders, ich muss da gleich ran, auch wenn's rund tausend Seiten sind – die Vorfreude ist zu groß. Ähnlich wie bei TCB war ich noch von keinem seiner Bücher enttäuscht und selbst seine weniger guten Romane sind noch besser als vieles, was ich sonst so unterm Jahr lese. Natürlich kehrt in Murakamis Romanen einiges an Metaphorik wieder – aber ich habe nichts gegen Wiedererkennungswert, wenn ich dabei gut unterhalten, gefesselt, fasziniert und zum Nach- und Mitdenken angeregt werde. Sein Spiel mit den verschiedenen Realitätsebenen ist meisterhaft, rätselhaft und packend – gleich welche Handlung letztendlich erzählt wird. Ein wenig erinnert mich die Ausgangssituation von 1Q84 an seinen Roman „Gefährliche Geliebte“ (falls das jemand kennt?), allerdings mit einem viel größeren und vielschichtigeren Weltenbau. Zum Ende aber wirds ein wenig langatmig, zu viele Wiederholungen.
Was ich wirklich lustig finde, ist der Versuch des Verlages, Murakami ein wenig Richtung Popstar zu vermarkten. Nicht einfach nur eine Leseprobe – nein 30 Tage lang die Seite des Tages als Preview, wobei jede Seite schon ausführlich besprochen, analysiert und interpretiert wird. Der silberne Einband, die giftgrüne Schrift, der Name groß auch auf dem Seitenschnitt…trotzdem ist es Dumont nicht gelungen, einen Harry-Potter-ähnlichen Hype zu erzeugen, wie es in Japan wohl der Fall war. Immerhin wurde passend gerade der am Morgehimmel sichtbare Komet Murakami entdeckt (ob das mit dem zweiten Mond in der Geschichte zu tun hat?).
Neben TCB und Matt Ruff gehört Murakami zu meinen absoluten Lieblingsautoren. In einer Kritik des RBB zu 1Q84 hab ich den folgenden Schlusssatz gefunden:
Für vernünftige Menschen ist das nichts, für alle anderen eine großartige Lektüre…Na so was!