Neu im Bücherregal

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DocFederfeld
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Re: Neu im Bücherregal

Beitrag von DocFederfeld »

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Roland hat geschrieben:Keine Reaktion von Euch. Scheinbar kennt keiner WikiLeaks.
Für wie doof oder weltabgewandt hälst Du uns eigentlich :evil: :lol:
Roland hat geschrieben:Ich hatte das bis vor kurzem auch nicht richtig wahrgenommen, bis auf einmal Daniel Domscheit-Berg durch die Presse ging. Er hat bis zum 31.1.2009 bei EDS gearbeitet, dann verließ er die Firma, was nicht weiter verwunderlich war, da wir gerade an Hewlett-Packard verkauft wurden und unsere Arbeitsplätze auf dem Spiel standen (ich hatte im alten Forum berichtet).
Daniel war ein direkter Arbeitskollege von mir, ein bischen durchgeknallt, aber hochintelligent und ein scharfsinniger Netzwerker.

Nun ist er weltbekannt, sein Buch wird derzeit in 17 Sprachen übersetzt....es fühlt sich komisch für mich an.
Das ist ja wirklich interessant, daß Du den Mann kennst. In der FAZ war ein Artikel über ihn. Julian Assange und seine Jünger gehen derzeit mit äußerster Härte gegen ihn vor - juristisch und natürlich auch mit allen Mitteln, die das Internet sonst so an Stalkingmöglichkeiten bietet. Mir kommt WikiLeaks immer mehr wie eine Sekte vor. Einen wirklichen Vorteil für die Demokratie kann ich jedenfalls (noch?) nicht erkennen.
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Ich habe vor ein paar Tagen dieses Buch über Syd Barrett zuende gelesen.

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Mein Urteil ist etwas zwiespältig - einerseits gelingt es dem Autor, einige übertriebene Mythen zu beseitigen. Andererseits geht er fast überhaupt nicht auf Barretts Krankheit ein. Sätze wie "auf Videos, die man im Internet anschauen kann (er meint natürlich v.a. YouTube) wirkt Barrett überhaupt nicht verrückt" sind nicht sehr hilfreich. Man hat das Gefühl, daß Chapman überhaupt keine Ahnung davon hat, wie verschieden eine Schizophrenie im Einzelfall sich bei einem Menschen auswirken kann. Wenn man das Buch liest, ohne andere Hintergrundkenntnisse, bekommt man den Eindruck, daß Barrett aus der Band gemobbt wurde, obwohl er völlig normal war und nur kein Interesse am kommerziellen Erfolg hatte. Kurz darauf hat er dann keine Songs mehr schreiben können und den Rest seines Lebens völlig zurückgezogen in Cambridge verbracht.

Daß er sich aufgrund der Schizophrenie so verändert hat, wird praktisch ausgeblendet. Und letztlich wird auch kaum erwähnt, daß die bösen, bösen und kommerziellen Pink Floyd Barrett lebenslang finanziell unterstützt haben - in dem sie seine beiden Soloalben produziert haben und natürlich, in dem sie immer wieder seine Songs veröffentlicht haben, um ihm Tantiemen zu sichern. Barrett ist als Millionär gestorben, obwohl seine Karriere kaum ein Jahr andauerte und er praktisch 40 Jahre lang nur zuhause rumsaß und nichts getan hat.
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Aprilfrost
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Re: Neu im Bücherregal

Beitrag von Aprilfrost »

Klingt trotz der Zwiespältigkeit des DocF. interessant. Gibt es eigentlich noch andere Bücher über Syd B.?

DocFederfeld
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Re: Neu im Bücherregal

Beitrag von DocFederfeld »

Aprilfrost hat geschrieben:Klingt trotz der Zwiespältigkeit des DocF. interessant. Gibt es eigentlich noch andere Bücher über Syd B.?
Ja, es gibt wohl noch mehr (auch auf deutsch) - Du musst nur bei den einschlägigen Versandhäusern nachschlagen. Ich kenne die anderen Bücher aber nicht, nur eine Reihe Pink Floyd Biographien kann ich entweder empfehlen oder davor warnen ;)
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Roland
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Re: Neu im Bücherregal

Beitrag von Roland »

DocFederfeld hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:Keine Reaktion von Euch. Scheinbar kennt keiner WikiLeaks.
Für wie doof oder weltabgewandt hälst Du uns eigentlich :evil: :lol:
Nein, ich halte hier niemaden für doof, dass mich das Ganze natürlich sehr berührt, mehr als Euch jedenfalls, nachdem wir 4 Jahre Arbeitskollgen waren, ist ja klar.
DocFederfeld hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:
Das ist ja wirklich interessant, daß Du den Mann kennst. In der FAZ war ein Artikel über ihn. Julian Assange und seine Jünger gehen derzeit mit äußerster Härte gegen ihn vor - juristisch und natürlich auch mit allen Mitteln, die das Internet sonst so an Stalkingmöglichkeiten bietet. Mir kommt WikiLeaks immer mehr wie eine Sekte vor. Einen wirklichen Vorteil für die Demokratie kann ich jedenfalls (noch?) nicht erkennen.
Ich habe mich nun seit dem Lesen des Buches intensiv mit dem Thema beschäftigt. Ich weiß auch nicht wie ich damit umgehen soll. Wahrheit um jeden Preis?

Aber in einem steht Daniel Julian nichts nach: er war (ist) ein echter Dickkopf, ich bin oft mit ihm zusammengerasselt. Aber ohne Zweifel war er ein guter Netzwerker.

BBQ.Master
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Re: Neu im Bücherregal

Beitrag von BBQ.Master »

Roland hat geschrieben:Ich weiß auch nicht wie ich damit umgehen soll. Wahrheit um jeden Preis?
Es handelt sich zwar um eine Art "Datenterrorismus", aber ich sage: ja! Wahrheit ist mir das wichtigste.
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Roland
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Re: Neu im Bücherregal

Beitrag von Roland »

BBQ.Master hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:Ich weiß auch nicht wie ich damit umgehen soll. Wahrheit um jeden Preis?
Es handelt sich zwar um eine Art "Datenterrorismus", aber ich sage: ja! Wahrheit ist mir das wichtigste.
...und wenn dadurch die Weltkonflikte verschärft werden? Gerne würde ich Daniel mal danach fragen. Er war sich in allem immer sehr sicher, auch wenn er meiner Meinung nach im Unrecht war. Ich beziehe dies nicht auf WikiLeaks, als er noch mein Arbeitskollege war, hatte ich nicht die geringste Ahnung, dass er sowas wie ein Doppelleben führte.

DocFederfeld
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Re: Neu im Bücherregal

Beitrag von DocFederfeld »

BBQ.Master hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:Ich weiß auch nicht wie ich damit umgehen soll. Wahrheit um jeden Preis?
Es handelt sich zwar um eine Art "Datenterrorismus", aber ich sage: ja! Wahrheit ist mir das wichtigste.
1) Ich habe schon das Gefühl, daß es wieder einmal nur um "amerikanische Wahrheiten" geht. Über Rußland mit seiner Pseudodemokratie, mit seinen Menschenrechtsverletzungen und Morden an kritischen Journalisten hat WikiLeaks noch nicht berichtet.

2) Ich sehe aufgrund meines Berufes Aufklärung um jeden Preis als problematisch an. Was ist, wenn WikiLeaks Lust hat, alle Daten der AOK-Versicherten zu veröffentlichen?
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Roland
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Re: Neu im Bücherregal

Beitrag von Roland »

DocFederfeld hat geschrieben:Was ist, wenn WikiLeaks Lust hat, alle Daten der AOK-Versicherten zu veröffentlichen?
Solche Daten würde WikiLeaks nicht veröffentlichen, das würde nicht zu der Idee passen, die sie verfolgen.
DocFederfeld hat geschrieben:Ich habe schon das Gefühl, daß es wieder einmal nur um "amerikanische Wahrheiten" geht. Über Rußland mit seiner Pseudodemokratie, mit seinen Menschenrechtsverletzungen und Morden an kritischen Journalisten hat WikiLeaks noch nicht berichtet.
Vielleicht passen die besser auf Ihre Daten auf. ;)

DocFederfeld
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Re: Neu im Bücherregal

Beitrag von DocFederfeld »

Roland hat geschrieben:
DocFederfeld hat geschrieben:Was ist, wenn WikiLeaks Lust hat, alle Daten der AOK-Versicherten zu veröffentlichen?
Solche Daten würde WikiLeaks nicht veröffentlichen, das würde nicht zu der Idee passen, die sie verfolgen.
Das sehe ich nicht so einfach - was ist, wenn es um medizinische Daten von jemandem geht, auf den es WikiLeaks abgesehen hat. Kürzlich wurden die Seiten von PayPal und Visa von den Anhängern von Wikileaks geknackt - die kommen auch an Deine Daten dran.

Oder - ein Beispiel aus der Schweiz - da werden Daten von angeblichen Steuersündern aus Rachegelüsten nach einer Entlassung an Herrn Assange weitergegeben, die zumindest teilweise gefälscht waren. Das ist Rufmord:
Der frühere Bankmanager Elmer übergab am Montag dem Wikileaks-Gründer Julian Assange in London CDs mit weiteren Daten von Kunden. Sie sollen wie die früheren Dokumente belegen, dass Bankkunden über Trusts auf den Cayman Island jahrelang Steuern hinterzogen haben.

Elmer war von 1994 bis 2002 bei Julius Bär Bank & Trust Company auf Cayman Island angestellt, zuletzt als operativer Geschäftsführer. Nach seiner Entlassung hatte er Kundendaten an Steuerbehörden, Medien und Wikileaks weitergegeben. Einige davon erwiesen sich jedoch als gefälscht, worauf sich Julius Bär bei den betroffenen Kunden entschuldigen musste.
Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaf ... 24729.html

Ich bin ein Gegner von Wikileaks (aber das führt so langsam zu weit off-topic) :oops:
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Roland
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Re: Neu im Bücherregal

Beitrag von Roland »

DocFederfeld hat geschrieben:
Ich bin ein Gegner von Wikileaks (aber das führt so langsam zu weit off-topic) :oops:
Um es abzuschließen: auch ich bin ein Gegner von WikiLeaks. Wahrscheinlich habe ich mich nur deswegen so intensiv mit der Thematik befasst, weil Daniel eben 4 Jahre zusammen mit mir im Büro saß.
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SOON
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Re: Neu im Bücherregal

Beitrag von SOON »

Roland hat geschrieben:
DocFederfeld hat geschrieben:
Ich bin ein Gegner von Wikileaks (aber das führt so langsam zu weit off-topic) :oops:
Um es abzuschließen: auch ich bin ein Gegner von WikiLeaks. Wahrscheinlich habe ich mich nur deswegen so intensiv mit der Thematik befasst, weil Daniel eben 4 Jahre zusammen mit mir im Büro saß.
Wobei Wikileaks andererseits auch eine präventive Wirkung in Bezug auf Korruption haben könnte, weil zu befürchten ist, dass krumme Dinger irgendwann rauskommen.
@ Roli, coole Story mit dem Daniel Domscheit-Berg!
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