An anderer Stelle postete ich heute eine musikalische Bilanz des nun von meiner Seite aus fertigen Albums. Da hier ein paar Leute ebenfalls zuhören, hier mal guttenbergisiert (copy & paste):
Die Musik ist fertig, jetzt legt nur noch der Sound-Profi Hand an. Ich habe gestern Abend einige von Andy Horn angeregte Korrekturen vorgenommen und heute nochmals ca 700 MB Daten für ihn hochgeladen. Was Ihr in meinen Mixes hier hört, ist praktisch mein provisorisches Amateur-Mastering, da sind eben Limiter und Kompressoren drauf, die ich nach Gusto eingestellt habe, weil ich davon im Grunde keine Ahnung habe. Andy hat die Dateien jetzt "nackt", also ohne diese Tools. Ich gehe davon aus, dass seine Bearbeitung des Materials am Ende klanglich deutlich besser sein wird als meine. Am Donnerstag macht Andy das Mastering. Ich bin unwahrscheinlich gespannt auf erste Test-Samples, die er mir immer zur Begutachtung schickt.
Der Mix brachte mich an meine Grenzen und manchmal darüber hinaus. Insgesamt 272 Spuren haben wir eingespielt. Die echten Instrumente waren natürlich was komplett Neues für mich, es ging aber insgesamt besser als befürchtet.
Die thematische Idee war, ein ruhiges, pastorales Album mit einzelnen spannenden Höhepunkten zu machen. Einerseits, weil ich Oldfields Hergest Ridge- und Ommadawn - Alben so mag, andererseits, weil wir in den Monaten der Entstehung oft in der ländlichen Umgebung Schwäbisch Halls unterwegs waren und die Atmosphäre des Hohenloher Landes wie immer unwahrscheinlich beruhigend und erholsam für uns war im Kontrast zur Großstadt, wo ich täglich arbeite und meine misanthropen Beobachtungen mache.
Oldfield hat mit "On Horseback" ein naives Lied über die Flucht vor der urbanen Umtriebigkeit (und damals sicher auch vor der Musikindustrie und vor seinen Depressionen) geschrieben, sowas wollte ich auch auf dem Album haben. Die Idee habe ich Roland geschickt und er hat ein sehr schönes Stück geschrieben über einen Revolutionär, der der Kämpfe überdrüssig geworden ist und sich sein Glück auf einer Farm auf dem Land sucht. Außer dem exzellenten Songwriting mag ich vor allem Rolands Gesang auf dem Stück. In den Lyrics heißt es u.a., die Landschaft sei "the backdrop for my ideas". Damit traf er ganz genau des Pudels Kern, denn viele Ideen reiften eben irgendwo beim Einkorn, einem Hügel mit Rundblick und einer verfallenen Kirche bei Schwäbisch Hall, bei den Fahrten durch den Schwäbisch-Fränkischen Wald, den Spaziergängen am Kocher etc. Diese Landschaft war die Kulisse für die Musik des Albums, the backdrop for my ideas also. Volltreffer, Herr Senator
Dann wieder mal Thommy. Meine Idee, ein Oldfield-lastiges Album mit möglichst vielen echten Instrumenten zu machen, quittierte er mit einer Antwort, in der stand, dass er dabei wäre, gerne auch nicht nur mit einzelnen Soli, sondern längeren, begleitenden Parts. Und nun hört man ihn praktisch auf voller Länge der beiden Tracks an diversen akustischen und elektrischen Gitarren und zwischendurch auch mal am Bass. Er spielte seine Parts in Eigenregie ein und machte zudem noch etliche Vorschläge, was man wo noch gitrarrenmäßig machen könnte. Eigentlich ist die Musik, die Ihr am Ende hört, also eine echte Co-Produktion mit Thommy mit einem von Roland geprägten Finale.
Kleine persönliche neben-Höhepunkte:
1. die Akkordeon-Session mit Camping-Nachbar Dieter Stoll. Nachdem wir nun mit der Saison-Camperei in Hall aufhören, konnte ich an einem wunderschönen Augusttag letztes Jahr noch Musik einfangen, die mich immer an unsere 9 wunderschönen Sommer in Hall erinnern wird, die genau dort entstand, wo Sigi und ich so viele sorglose Tage verbrachten
2. das Piano im Fadeout des Albums. Ich habe diese paar Töne an diesem "Spielkinder-Wochenende" letztes Jahr aufgenommen, als ich das Elternhaus hüten sollte und das beste draus machte. Ein paar Piano-Videos entstanden dabei, die Tonspur von einem habe ich für den Ausklang des Albums benutzt. Eigentlich wird hier mit Naturgeräuschen Rolands Song nachgestellt. Der alte Mann sitzt auf der Terasse, ein Feuerchen knackt, Vögel singen, Grillen zirpen, sein alter Hund bellt irgendwo und drinnen spielt eines der Enkelkinder auf einem verstimmten Klavier. Passt also und erinnert mich an ein wirklich amüsantes Wochenende im März 2010.
3. das iPad. Ich habe unwahrscheinlich viel Spaß an der Wunder-Flunder und dass ich mit Jordan Rudess' Morphwiz-Software drei kleine Spuren auf dem Album verteilen konnte, war mir ein Anliegen.
Soweit so gut. Jetzt noch das Mastering und das Artwork, dann wäre es tatsächlich vollbracht... wenn alles gut geht.
In diesem Sinne,
hans