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Der Teemeister hat geschrieben:
AN INTRODUCTION TO SYD BARRETT
Einerseits ist "Piper" mein Lieblingsalbum von Floyd; andererseits hatte ich immer große Probleme mit seinem (für mich unerheblichen, enttäuschenden Solo-Schaffen). Dabei muß man natürlich berücksichtigen, dass der arme Kerl seine wahrscheinlich onehin bestehende Neigung zur Schizophrenie durch Drogenkonsum erst hat evident werden lassen, und sich dazu das Hirn, mit einem "Silbernen Schuß" irreparabel geschädigt hat. Es gibt dazu einen ganz erschütternden Clip, in welchem man Syd auf einen Hügel rennen sieht, und beim Drogenkonsum praktisch zuschauen kann - vielleicht war es jener irreparable Moment?
Für ein geniales Album (und die Inspiration zu den Märchen und Fabeln seiner Texte)
hat sich Syd den Rest seines Lebens praktisch in den offline-Modus versetzt. Und
trotzdem liest man auf den Fanseiten immer wieder, dass es nicht wenige gibt, die
gerne mit ihm getauscht hätten (ich sicher nicht). Man muß sich Syd also so vorstellen,
das er nur noch ab und an "auffunkelte", der verrückte Diamant. Überwiegend ein
Mensch mit schwarzen Löchern; da, wo einmal die strahlenden Augen waren.
Einunddasselbe Stück auch nur 2 mal auf die selbe Weise zu Proben oder einzuspielen,
war er bereits als noch-nicht-Drogengeschädigter nicht Willens, oder in der Lage.
Um so ungeordneter war der Verlauf seiner Soloaufnahmen, die ohne die Betreuung der
anderen Floyds, - insbesondere Gilmours -, wohl nicht einmal so unvolkommen
zustande gebracht worden wären, wie sie uns ja vorliegen.
Diese ganze Huldigung gegenüber Syd Barrett ist natürlich totaler Quatsch von leuten, die wahrscheinlich nicht die geringste Ahnung haben, wieviel Leid so eine psychische Erkrankung den Kranken selbst und ihren Familien bringt. Syd Barrett war ein intelligenter Mensch, der es, wäre er nicht Musiker geworden, vielleicht auch als bildender Künstler zu einigem Ruhm hätte bringen können. Er war gerade 21 oder 22 Jahre alt, als er erkrankte und hat dann fast 40 Jahre lang zuhause gesessen und buchstäblich nichts getan, außer fernzusehen.
Die beiden Alben, die unter seinem Namen veröffentlicht wurden, waren mehr oder weniger der Arbeit David Gilmours (und in etwas geringerem Maße auch der von Richard Wright und Roger Waters) zu verdanken. Die Songs wurden aus unzähligen Melodieschnipseln zusammengesetzt.
Der Teemeister hat geschrieben:Trotzdem war die Entscheidung der Floyds 1968, auf Syd auch als Inspirator zu verzichten (also seine Fragmente als Grundlage künftiger Floyd-Werke zu nutzen) doch recht mutig; denn zunächst herrschte meines Erachtens schon ein gewisses Vakuum, - nicht an Musik -, aber an songfähigen Ideen. Daraus ergibt sich die interessante Frage, ob sich die Band mit einem geistig gesunden Syd überhaupt in die Richtung größerer, epischer Werke weiter-entwickeln hätte können. Ich meine: nein. Syd wäre meines Erachtens in der psychedelischen Phase der Jahres 1967 stecken geblieben, hätte den Schritt von Songs
zu Prog vielleicht gar nicht mitvollziehen können.
Die Entscheidung, Syd eines Tages nicht mehr zum nächsten Konzert abzuholen, war wohl eher ein Akt der Verzweiflung als Mut. Zum Thema "was wäre gewesen, wenn" - das lässt sich nicht beantworten, dazu hat Barrett einfach zu schnell in seiner Kreativität nachgelassen.
Syd Barrett war wichtig für Pink Floyd, kein Zweifel - er hat die Band geführt und ihr ihren Namen gegeben und er hat die vier wichtigsten Songs der Frühzeit geschrieben - die zwei tollen Singles "Arnold Layne" und "See Emily Play" und die zwei stilbildenen Longtracks "Astronomy Domine" und "Interstellar Overdrive". Das war es dann aber auch - schon "Apples And Oranges" oder "Scream Thy Last Scream" haben nicht mehr die Klasse der ersten Kompositionen erreicht.
Der Teemeister hat geschrieben:Natürlich haben die Floyds das Recht, über das
geistige Erlöschen ihres einstigen Spiritus Rector nachzusinnen. "Dasein" bedeutet in jenem
Fall ja nicht nur körperliche Präsenz; sondern auch geistige Gesundheit, Arbeitsfähigkeit.
Trotzdem; ich möchte nicht in deren Haut stecken - den alten Kumpel dann wieder
gehen zu lassen (und weiter "Wish You Were" zu produzieren; es zu Weltruhm
aufsteigen zu sehen, während der Inspirator endgültig untergeht ...)
Dazu muß man sagen, daß Syd Barrett 1975 sicher nicht mehr in der Lage war, eine Gitarre richtig herum zu halten. Das Photo, daß von dieser Begegnung existiert, zeigt einen unglaublich aufgeschwemmten Mann, der so aussieht, als stände er unter einer hohen Dosis von Neuroleptica (oder anderen Psychopharmaca).
Und eines muß man Pink Floyd lassen - sie haben Barrett indirekt immer unstützt: Kaum waren sie selbst Superstars (nach "Dark Side Of The Moon"), haben sie die vergriffenen ersten beiden Alben als "A Nice Pair" wiederveröffentlicht, und so durch die Tantiemen Geld ins Barretts Kassen gepült.
Das ging über die Jahre so weiter - "Astronomy Domine" ist auf PULSE zu finden, die Singles sind auf "Echoes - The Best of" gelandet, Gilmour hat Barrett-Songs auf seinen Soloalben untergebracht ... Syd Barrett ist als Multimillionär gestorben und das hat er durchaus seinen alten Bandkollegen zu verdanken.