
JAM IN THE DAM TAG 1

Das Line up für das diesjährige Festival wurde schon vor einem Jahr bekannt gegeben. LOTUS waren mir bis dahin völlig unbekannt. Jedenfalls haben sie die virtuelle Latte mit einem sehr guten Auftakt am ersten Abend gleich sehr hoch gelegt. Ihre Musik, die man wohl als instrumentalen Funk mit Postrockeinflüssen beschreiben kann, ist sehr Synthesizer-lastig. Sie waren die einzige Band des Festivals, die teilweise zwei Keyboarder einsetzte. „Instrumental“ ist übrigens so zu verstehen, dass die Band zwar nicht singt, aber in einigen Songs werden gesampelte Gesangspassagen abgerufen. Sie spielten sich und ihr Publikum in 90 MInuten regelrecht in einen Trancezustand und haben mir sehr gut gefallen.


MIKE GORDON vor so kleinem Publikum live zu erleben – „The Max“, der grössere Saal im Melkweg fasst gerade einmal 1500 Leute und war höchtens zu drei Vierteln gefüllt – war etwas besonderes. Seine Hauptband PHISH ist seit 1998 nicht mehr in Europa aufgetreten und ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, jemals auch nur ein Mitglied einer meiner Lieblingsbands einmal live auf der Bühne zu sehen. Für GORDON war es das erste Solokonzert überhaupt in Europa. Seine aktuelle Band spielt seit vier Jahren zusammen. Seine Mitmusiker sind Scott Murawski an der Gitarre, Todd Isler (drums), Tom Cleary (keyboars) und Craig Myers (percussion). MIKE GORDON ist kein so begabter Songwriter wie sein Kollege Trey Anastasio von PHISH, aber er gehört sicher zu den Top 5 Bassisten weltweit und es ist einfach ein Vergnügen, ihm zuzusehen und zu –hören. Die Setliste besteht bei ihm immer etwa zur Hälfte aus eigenen Songs (am ersten Abend war auch der PHISH-Titel „Meat“ dabei) und aus Coverversionen wie z.B. „Sailin’ Shoes“ von Little Feat.


MOE. haben dann zum Abschluss die übrigen Bands nocheinmal toppen können. Sie kamen kurz nach Mitternacht auf die Bühne und haben mit einem 50minütigen Jam (Zed Naught Z > Bearsong > Billy Goat > Zed Naught Z > Bearsong) losgelegt. Es war ein überragender Auftritt einer perfekt eingespielten Band.

JAM IN THE DAM TAG 2


Der zweite Abend begann für mich musikalisch im Oude Zaal (Fassungsvermögen ca. 700 Zuschauer) wieder mit einem überzeugenden Auftritt von LOTUS. Vorher gab es noch eine Autogrammstunde mit allen Bands außer MIKE GORDON und ich habe mir mein Moe.-Tourposter signieren lassen.



Um 23 Uhr, mit leichter Verspätung folgte der Auftritt des DARK STAR ORCHESTRA, eine nahezu spirituelle Erfahrung. Ich hatte lange überlegt, ob ich mir überhaupt eine Coverband ansehen möchte, aber ich habe mich dann dafür entschieden. Genau wie ich durch „The Musical Box“ mit sehr viel Vergnügen die Musik und die Shows von Genesis aus den frühen 70ern durchleben durfte, so haben es DSO geschafft, mir das Gefühl einer GRATEFUL DEAD Show zu vermitteln. Der Unterschied zwischen „The Musical Box“ und DSO ist leicht durch den Unterschied zwischen den Originalbands zu erklären: Während Genesis auf der Bühne versucht haben, ihre Stücke möglichst jeden Abend 1:1 wie auf dem Album zu reproduzieren und ihre Setlisten auf einer Tour kaum verändert haben, haben die GRATEFUL DEAD in 30 Jahren niemals auch nur eine Setliste wiederholt und auch nie einen Song gleich gespielt. Entsprechend riesig ist die Auswahl für das DARK STAR ORCHESTRA. Die Band führt teilweise bestimmte alte GD Liveshows auf, teilweise werden aber auch eigene Setlisten konstruiert. Je nach Jahrzehnt und Besetzung spielt man mit ein oder zwei Drummern, mit einem oder zwei Keyboardern oder mit Backgroundsängerin. Die Musiker sind ertklassig. Der Keyboarder Rob Barraco hat lange Zeit bei PHIL LESH & FRIENDS gespielt. Der Gitarrist Jeff Mattson, der nicht nur das Gitarrenspiel von Jerry Garcia perfekt imitiert, sondern sogar fast genauso singt und aussihet, hat sowohl mit Phil Lesh als auch mit der Band von Donna Godchaux zusammengespielt. Umgekehrt hat BOB WEIR auch schon bei DSO mitgemacht. Es bestehen also durchaus Verbindungen zu den echten GRATEFUL DEAD. Am zweiten Abend hat die Band eine tolle eigene Setliste gespielt, u.a. mit Perlen wie „Box Of Rain“ oder „China Doll“ und sensationellen Versionen von „Bird Song“ und „Eyes Of The World“, die ich selbst von der Originalband noch nie so toll gehört habe. Ich glaube, dass ein Gelegentheitshörer der GRATEFUL DEAD nicht einmal bemerken würde, dass es sich hier um eine Coverband handelt. Rein musikalisch geht es fast nicht besser, der Sound war perfekt und die Spielzeit lag bei 180 Minuten.
Da ja die GRATEFUL DEAD hier im Forum noch am ehesten bekannt sind, poste ich die Setliste von DSO am zweiten Abend:
01 Cumberland Blues
02 Box Of Rain
03 Mississippi Half-Step Uptown Toodleloo
04 You Ain't Woman Enough
05 Mexicali Blues
06 Bird Song
07 Big River
08 Loose Lucy
09 Weather Report Suite >
10 Let I t Grow
11 Here Comes Sunshine
12 Let Me Sing Your Blues Away
13 Around And Around
14 Unbroken Chain >
15 Drums >
16 Space >
17 Eyes Of The World >
18 China Doll >
19 Unbroken Chain >
20 One More Saturday Night
21 Scarlet Begonias (w/ Keller Williams)
(- Original DSO Setliste im Stil der frühen 70er mit zwei Drummern –)
				







