Ich habe es an anderer Stelle erwähnt - ich habe versucht, mir Zappa sozusagen intellektuell und nicht per Musik näher zubringen. Ich habe zwei Bücher über ihn gelesen ...

... ein Dutzend Bootlegs bei
Zappateers downgeloaded und einige weitere Alben etc. angeschafft:




Fangen wir bei der Musik an - die gefällt mir immer besser, aber das war auch von Anfang an nicht das Hauptproblem. Zappa war sicherlich sehr innovativ, sehr kreativ und einflussreich. Auch wenn man über manches streiten kann: "Freak Out!" war definitv
nicht das erste Doppelalbum der Rockgeschichte, das war "Blonde On Blonde" (das etwas früher aufgenommen und veröffentlicht wurde, aber das ist natürlich Erbsenzählerei

); "Hot Rats" war zumindest nach meinem Empfinden auch nicht das erste Rockjazz-Fusion-Album, den Titel kann sicherlich Miles Davis mit "In A Silent Way" für sich beanspruchen. Aber - wie gesagt - die Einflüsse von Zappa höre ich natürlich gerade bei einigen meiner Lieblingsbands - bei Phish, bei Umphrey's McGee, beim Mahavishnu Orchestra, bei The Mars Volta, selbst bei moe. (vor allem die Vibraphonpassagen erinnern mich an Ed Manns Zeit bei Zappa).
Aber ich denke weiterhin, Zappa hätte sich an einen seiner späteren Plattentitel halten sollen - Klappe halten und Gitarre spielen. Sobald er oder einer seiner Mitstreiter den Mund aufmachen, wird es peinlich. Zappa stammt ja aus einem sehr konservativ katholischen (süditalienischem) Milieu und man hat wirklich das Gefühl, daß er als Erwachsener alle Worte in den Mund nimmt, die er als Kind nicht sagen durfte

Ein, zwei Texte als Provokation wären in Ordnung gewesen, aber auf Dauer wird es öde. Dazu kommt, daß viele Texte ja nicht einfach nur pornographisch, sondern massiv frauen- und schwulenfeindlich sind. Ich habe einen Mittschnitt aus Berlin, wo er vor "I Have Been In You", sich minutenlang über Frauen auslässt, bis sogar das Publikum pfeifft. Und bitte - das ist auch nicht ironisch oder humorvoll (zumindest nicht, wenn man über 15 Jahre alt ist), denn da kommen wir zu Zappa privat:
Er war ja als Mensch genauso misogyn, ja überhaupt misanthrop. Ich kann das akzeptieren, ich kann die unsympathische Seite auch bei anderen Musikern wie Dylan, Waters oder Van Morrison gut von ihrem Werk trennen. Ich will nur sagen, daß Zappa seine Frau, seine Familie, seine hunderte Groupies und bekanntlich seine Mitmusiker auch wie den letzten Dreck behandelt hat - genauso, wie die Figuren in seinen Songs behandelt werden. Er hat ja auch wirklich jeden in Interviews runtergemacht, selbst die Beatles oder das London Symphony Orchestra waren für ihn Stümper (Engländer muß er sowieso gehasst haben - er hat die USA ständig kritisiert, wenn er in Los Angeles war, aber in Europa war er wohl beleidigt, wenn USA-kritische Töne bei Interviews fielen

).
Zusammenfassend: Ich finde Zappa gut, teilweise sogar sehr gut ("Hot Rats", da hält er seine Klappe); interessanterweise zeigt das "Zappa Plays Zappa"-Projekt seines Sohnes Dweezil Zappas Werk von seiner besten Seite. Dweezil hat exzellente Musiker engagiert (u.a. Steve Vai und Terry Bozzio in Gastauftritten), aber er lässt den ganzen präpubertären Mist fast komplett weg und konzentriert sich auf die Musik.