Hi.
Hab' das Teil seit Wochen, hatte vorbestellt; 'The Grand Experiment' ist ja das erste Neal Morse Album überhaupt, das als Vinyl erscheint.
Und, das kann ich gleich zu Anfang sagen: Das Cover macht richtig was her, im großzügigen Vinylformat! Das schafft Atmosphäre!
Der Opener ist gleich mal ein Volltreffer, der beste Longtrackohrwurmknaller, der sich sogleich in die Gehörgänge bohrt, den man mit Freude immer wieder auflegen kann! Eingängig, komplex, hurtig wie ein Wirbelwind und schon ist er vorbei, schaade! Nochmal!
(...)was eigentlich der Unterschied ist, von 'Neal Morse' zu 'Neal Morse Band'?
Dieses Album ist z.B. spontaner, nicht ganz so durchstrukturiert. Das fiel mir während der ersten Hördurchläufe nicht so auf, obwohl ich auf der richtigen Spur war, mit dem Eindruck dass die Handvoll 'Shorties' auf dem Album irgendwie einen anderen Eindruck machen als auf vorher erschienenen Alben; 'Leviathan' z.B., von 'Lifeline', oder 'Freak' von 'Momentum', kurz aber typische Morse Nummern.
Erst vor kurzem, nach Wochen gelegentlichen Hörens, fiel mir dann auf dass diese Spontanität, entstanden durch die gemeinsame Arbeit an der Musik im Studio, auch in den beiden Longtracks zu erkennen ist.
Es ist der Aufbau. Die Art und Weise, wie die Parts ineinandergreifen; der Spielraum der einzelnen Parts, die Länge der Parts.
Z.B. das Finale, das Endthema des seitenfüllenden Longtracks 'Alive Again'.
Ich bin eigentlich nicht so der große Fan dieser gitarrengetriebenen, hymnischen Finalthemen, wie sie auf Neal Morse und Transatlantic Alben zuhauf zu finden sind, es sei denn sie sind wirklich gut gemacht und die Melodie ist echt schön, geht mal über ein paar Takte mehr.
Da bin ich einfach mehr gewohnt, kenne die großen Hymnen und liebe es, wie Yes, Genesis und Van Der Graaf es machen... :0337rainbow:
Bei 'Alive Again' hört man deutlich, das Mike & Co. unbekümmerter sind als zuvor, das Finalthema wird ausgebreitet, bespielt, so wie es ALLE Musiker gern haben, nicht die Komposition gibt die Dynamik und Länge vor, man hört einfach dass da keine leitende Hand ist, sondern ein gemeisames Finale gespielt wird!
Neal Morse hatte für dieses Album ja keinerlei Material komponiert, hatte lediglich ein paar nicht weiter ausgearbeitete Ideen, die er 'in den Topf' mit den anderen warf. So kommt dann wohl eine sehr straighte Nummer wie 'The Grand Experiment' zustande und so ein lustiges kleines Ding wie 'Agenda'! Auch hier hört man einfach die Spontanität, da wurde nicht lange gebohrt! Ein kleiner Joke, man ruft "AGENDA!" und schon wird da 'ne kleine freche Nummer daraus!
Die mir auch sehr gut gefällt, unserem Gitarristen dagegen gar nicht; ist für ihn eine kleine Haßnummer... :ohman: ...aber der ist auch nicht so der spontane Typ...etwas eingefahrenere Hörgewohnheiten als meine.
So wirkt das Album im Ganzen etwas frischer und neuer, bleibt dem Spirit der Musik und dem Morse'schen Style natürlich treu, ist dennoch Teil einer Entwicklung.
Vergleiche das eigenwillige Debut mit dem schon klassischen Prog des zweiten; dann das etwas manische, hochehrgeizige, knallige 'Question Mark', danach das dunkle, düstere, sehr komplexe und wie '?' teilweise sehr harte 'Sola Scriptura'. Dann der Wechsel hin zu einem, im Sound, sehr klassischen 'Prog' mit 'Lifeline'. Als nächstes der Schritt zu mehr beatlesken, kurzen Stücken und einem direkteren, druckvollen Sound und etwas weniger weit ausgebreitetem Pathos, dafür mehr Härte, mit 'Testimony 2'. Hin zu einem schon klassischen Album, einem der besten neuen Prog Alben, 'Momentum'. Die Kompaktheit im Ausdruck bleibt, die Wärme kommt dazu.
'Momentum' hat, was die anderen Alben nicht haben, eine Art innere Wärme, ein warmer Schimmer, der alle Stücke umgibt, erschaffen von einem Punkt innerer Zufriedenheit aus, wie es wohl nur noch auf 'One' zeitweise zu erleben ist.
Meine Top Morse Kandidaten sind 'Testimony', 'Sola Scriptura' und 'Momentum'
Testimony und Sola Scriptura sind wie 'Weiß und Schwarz', 'Yin und Yang', Momentum ist die 'Goldene', die Erhabene.
1. Testimony. :boykonfetti: Der Beginn, eigenwillig und fantastisch.
2. One.

Klassischer, moderner Progsound, abwechslungsreich, toller Spannungsbogen!
3. ?. Größer, Höher, Schneller, Härter, Weiter! :look_gif: Das war wohl das Motto.
4. Sola Sriptura. Dunkel und komplex :shok: Andererseits einige der schönsten und zartesten Morse Melodien!
5. Lifeline. Gelungenes 'Comeback' in der Oberwelt!

Wieder der gute, klassische Sound.
6. Testimony 2. Für mich das schwächste Album. :nea: Zu hart, zu direkt der Sound, klingt irgendwie nach Krise...
7. Momemtum. Dann dieser goldene Treffer. :jc_doubleup: Ein Album auf dem alles stimmmt, das rundherum klingt.
:jubripu: