Damit es im "The Who"-nicht zu sehr Off-Topic wird, führe ich die Diskussion mal hier fort:
schneeblick hat geschrieben:Punk ist für mich grundsätzlich nicht melodisch! War ja auch nicht gewollt.
Es war in der Entstehung eher eine Protestbewegung als Musikrichtung. Daher passten "wohlklingende" Töne überhaupt nicht.
Alles, was melodisch klingt und sich Punk nennt, ist von den Ursprüngen relativ weit entfernt, oder um es wohlwollender auszudrücken, hat sich weiterentwickelt.
Höre ich auch nicht, weder für Geld noch gute Worte. Punk und Volksmusik
kommen mir nicht in die Ohren. Der Agronom hat schon im Gefühl, wenn sein
Magen revoltiert. Wenn ein Punker auf "Melodie" macht, ist es wie wenn
Rex Gildo bahauptet, er wäre Avantgardist.
Es stimmt schon, wie schon einmal geschrieben, das die Punkbands der 90er (Bad Religion, Foo Fighters, Green Day, The Offspring) deutlich mehr die melodische als die textliche Herangehensweise betrieben als diejenigen der Mitt- bis Endsiebziger. Zudem waren sie auch nicht nur von den Briten, sondern auch den Punkern und Protopunkern aus dem eigenen Lande (The Ramones, Iggy Pop, etc.) beeinflusst. Häufig bezeichnet man dies auch als Neo-Punk, Punk-Pop/Pop-Punk oder auch Skatepunk. Trotzdem war es Punk im weitesten Sinne. Billie Joe Armstrong von Green Day bezeichnete Johnny Rotten (Sex Pistols), Joe Strummer (The Clash) und auch Joey Ramone einmal als seine "großen Brüder".
Trotzdem: Wer sich das Clash-Debütalbum, "London Calling" oder "Never Mind The Bollocks" wirklich mal intensiv anhört und keine Melodien darauf ausfindig machen kann, der hat entweder Tomaten auf den Ohren oder gibt sich absichtlich ignorant. Alle genannten Alben besitzen kraftvolle, professionell eingespielte Power-Pop-Songs mit durchaus hohem Wiedererkennungswert, an denen es musikalisch und handwerklich kaum etwas auszusetzen gibt.
Außerdem: Wenn Punk nicht als Musikrichtung gedacht war, warum haben die Bands dann wohl zu Musikinstrumenten (!!!) gegriffen? Dann hätten sie es wahrscheinlich anders umgesetzt.
Nicht, dass man mich falsch versteht, niemand hier muss Punk mögen, das verlange ich auch nicht. Aber diese Musikrichtung als melodienlos, Nicht-Musik oder gar Ästhetiksünde zu bezeichnen, zeugt doch von einer erstaunlichen Unkenntnis der Musikgeschichte.
Und nichts anderes meinte ich im Übrigen mit "BILD dir deine Meinung". Mit Punkrock ist es im Grunde wie mit den Beatles, den Stones, Led Zeppelin oder ABBA. Jeder kennt den Namen, aber sich musikalisch damit wirklich beschäftigen tun eben nur die Wenigsten. Gleiches gilt übrigens auch für Chris de Burgh (da er im Who-Thread erwähnt wurde). Oder Phil Collins. Oder Tina Turner.
Oder, oder oder.