KRASSPORT & THE GRANDMOTHERS, Jazzfestival IGB 25.4.13

[Wilson]

25.04. KRASSPORT, St. Ingbert - Jazzfestival ****
25.04. THE GRANDMOTHERS OF INVENTION, St. Ingbert - Jazzfestival ****

Ich habe zwei ziemlich anspruchsvolle, aber gute Konzerte am Donnerstag Abend zum Auftakt des Jazzfestival im saarländischen St. Ingbert gesehen. Krassport ist ein junges saarländisches Jazztrio, die Musiker sind alle erst Anfang zwanzig. Aber die Band hat schon mehrere Preise gewonnen, u.a. wurden sie im August 2010 beim Internationalen Jazz-Festival "Tremplin Jazz d'Avignon" sowohl mit dem "Grand Prix" als auch dem "Prix de Public" ausgezeichnet. Die Besetzung besteht aus Piano, Gitarre und Schlagzeug. Der Franzose Jacques Loussier hat ja schon vor 50 Jahren Kompositionen von Johann Sebastian Bach als Grundlage für seine Improvisationen genutzt. Krassport bearbeiten die "Planeten"-Suite von Gustav Holst. Aber - im Gegensatz zu Loussier - spielen sie einen sehr experimentellen und freien Jazz. Es waren 75 sehr intensive, aber auch hochinteressante Minuten. Ein begeisternder Auftritt. Auf der Internetseite von Krassport kann man noch mehr über ihr aktuelles Werk lesen: Link.

Setliste:
01. Ouverture
02. Jupiter - The Bringer of Jollity
03. Mars – The Bringer Of War
04. Saturn – The Bringer Of Old Age
05. Uranus - The Magician
06. Neptune - The Mystic

Das zweite Konzert des Abends wurde dann von den Grandmothers Of Invention bestritten, der ehemaligen Band Frank Zappas (bis 1976). Von den Originalmusikern sind derzeit allerdings nur noch zwei dabei - Napoleon Murphy Brock, Jahrgang 1945, als (exzellenter) Leadsänger und Saxophonist, und Don Preston, der im September 81 Jahre alt wird (!), aber gut 20 Jahre jünger wirkt (auf dem Bild unten steht er ganz rechts) und nicht nur am Synthie und Flügel, sondern auch als Sänger immer noch exzellent ist. Ergänzt werden die beiden Legenden durch weitere tolle Musiker: den Gitarristen Mike Miller (u.a. Yellowjackets, Chick Corea, Gino Vanelli), den Drummer Christopher Garcia und den Bassisten Dave Johnson.

Musikalisch war das natürlich ein großer Sprung - vom Freejazz hin zum Jazzrock Frank Zappas, aber auch das zweite Konzert war sehr stark. Die aktuelle Tour nennt sich offiziell "One Size Fits All"-Tour und natürlich konzentriert sich die Setliste vor allem auf die Zeit zwischen 1970 und 1975. Höhepunkte waren für mich die langen Ausschnitte aus den Alben "Roxy & Elsewhere" und "Burnt Weeny Sandwich", die fast die Hälfte des fast zweistündigen Konzerts ausmachten.

Fazit - ein toller Abend

Setliste:
01. Apostrophe(')
02. Carolina Hard-Core Ecstasy
03. Can’t Afford No Shoes
04. Debra Kadabra
05. I’m The Slime
06. Peaches En Regalia
07. Let’s Make The Water Turn Black
08. Florentine Pogen
09. Penguin In Bondage
10. Village Of The Sun > Echidna’s Arf (Of You) > Don’t You Ever Wash That Thing
11. Sofa # 2
12. Holiday In Berlin > Aybe Sea > Little House I Used To Live In > Merry Christmas Baby

13. Drum Solo > Instrumental
14. The Idiot Bastard Son
15. San Ber’dino
____________________________
WE’RE ONLY IN IT FOR THE MONEY (1968): 07, 14,
HOT RATS (1969): 06,
BURNT WEENY SANDWICH (1970): 12,
OVER-NITE SENSATION (1973): 05,
APOSTROPHE (’) (1974): 01,
ROXY & ELSEWHERE (1974): 09, 10,
ONE SIZE FITS IT ALL (1975): 03, 08, 11, 15,
BONGO FURY (1975): 02, 04,

[Wilson]

Ich ergänze mal meinen Beitrag noch um die Rezension aus der Saarbrücker Zeitung von heute, 27.4.13.

Jazzfestival St. Ingbert: Rockende Großmütter eröffnen mit Zappa-Fest

Eine deftige Meinung, die Bela B. vor ein paar Jahren von sich gab: „Frank Zappas Musik wäre ohne seinen Humor furzbeschissener Jazzrock gewesen.

St Ingbert. “ Auch wenn man mit guten Gründen fragen kann, wie qualifiziert der Schlagzeuger der „Ärzte“ das Werk des Musik-Genies Frank Zappa (1940-1993) beurteilen kann, so hat er doch in einem Punkt Recht: Der Witz spielte für Zappa stets eine große Rolle. Und genau das machte seine hochkomplexen, rhythmisch vertrackten Kompositionen eingänglicher und auch reizvoller.

Erfreulich, dass am Donnerstag bei der Eröffnung des St. Ingberter Jazzfestivals die fünfköpfige Nachfolgeband der Zappa-Truppe Mothers of Invention (nun unter dem Namen Grandmothers of Invention) an eben jene Humor-Tradition des Meisters anknüpft. Dabei gehört der Abend vor allem den beiden „Ur-Mothers“ Murphy Brock (67, Gesang, Saxofon) und Don Preston (80, Keyboards). Mit sichtlicher Freude rezitiert der quirlige Frontmann Brock deutsche Dada-Textzeilen wie „Ich bin Eier aller Arten“. Und Preston ist es, der die knalligen, von collagenartigen Sound-Gewittern, Tempo- und Rhythmuswechseln durchzogenen Rocksongs mit einem kreischenden i-phone-Solo auf die Spitze treibt: Das Telefon geht schließlich in Flammen auf. Applaus für die Zappa-Veteranen.

Auch die junge Saarbrücker Band Krassport um Pianist Manuel Krass, die den Abend eröffnete, erntete viel Beifall. Und das, obwohl ihre Dekonstruktion von Gustav Holsts Orchestersuite „Die Planeten“ den Zuhörern manch ungewohnte Klänge zumutete. Spätromantische Orchestermusik diente hier als Vorlage für klangmalerische Experimente: Mit wummernden Bass-Staccati, wilder freier Improvisation, dann wieder mit zarten lyrischen Passagen hauchte das Trio den verschiedenen Planeten-Göttern Leben ein.

Das St. Ingberter Jazzfestival läuft noch bis Sonntag. Infos: http://www.experience-jazz.de

[SOON]

interessante Bands!
Früher nannten sie sich noch "The Grandmothers of Invention".
Wenn ich mir die Setlist anschaue, ist das auch eher so eine Tribute-Geschichte.

Krassport klingt auch gut!

[oceansound]

Früher nannten sie sich noch "The Grandmothers of Invention".

Heute auch noch. Ist aber manchmal so eine Sache mit den Namen... Bei seiner Eröffnungsrede hat St. Ingberts OB mal eben die "Grandmothers of Intention" draus gemacht.

Im Übrigen ein tolles Konzert mit 2 extrem unterschiedlichen Bands, denen eins freilich gemeinsam war: Perfektion bis ins kleinste Detail. Na ja, ausgenommen das explodierende iphone vermutlich...