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The Crimson ProjeKCt, 22.03.14, Konzerthaus KarlsruheTony Levin hab ich schon ein Dutzend Mal gesehen; mit ABWH, natürlich oft mit Peter Gabriel, aber auch mit der Tony Levin Band, mit den Stick Men, mit HoBoLeMa – und einmal, 1996, mit King Crimson. Die Chance, nun nochmals einen ganzen Abend mit KC-Material erleben zu dürfen, mit drei (Ex-) KC-Mitgliedern auf der Bühne, wollte ich mir nicht entgehen lassen, miese Form hin oder her. Und Tony Levin verpassen geht ja schon gar nicht. Ein Weltklassemusiker, der zwischen ganz großen Bühnen und kleinen Clubs wechselt – im Konzerthaus waren es knapp 500 Fans. Es hätten noch ein paar mehr werden können – doch die nette Dame an der Garderobe hatte einen guten Blick für die Liebhaber von Volksmusik, die sich auf einen Mitklatsch- und Schunkelabend bei den nebenan spielenden Amigos freuten und sich -irritiert und sichtlich ein wenig unwohl fühlend- gerne den richtigen Weg weisen ließen. Naja, umgekehrt wäre es mir genauso so ergangen.
Markus Reuters Soundscapes ließen mich schön ins Konzert hineingleiten, als dann aber Mastelotto und der Belew-Drummer Tobias Ralph übernahmen und schließlich die ganze Frippless-Crimson-Mannschaft dem Publikum „B‘Boom“ / „Thrack“ entgegenschleuderte war klar – das wird ein Konzert ganz hart am Anschlag. Der flächendeckende Bass trieb sich durch die Organe und setzte den Herzrhythmus außer Gefecht, die doppelten Drums jagten ihre Beats mühelos durch die Ohrstöpsel und die Gitarren erschütterten die neuronalen Verknüpfungen wie ein elektrisches Beben. Ich zitterte. Total abgefahren!
Zwischen die Powersongs waren – rar gesät, aber umso wertvoller – einige Balladen und Songperlen wie etwa „Crack In The Sky“ von den Stick Men, „Matte Kudasai“ – nur von Belew und Levin gespielt - oder „One Time“ vom Thrack-Album eingestreut. Erholung, Lyrik, Emotionen – und schon ging‘s wieder weiter mit den komplexen Rhythmen, den gewagten und schrägen Harmonien, dem fantastischen Zusammenspiel - technisch auf höchstem Niveau, dem Druck auf die Ohren. Oh ja, denen da oben macht es richtig Spaß auf der Bühne, vor allem Belew hat ein Dauergrinsen auf dem Gesicht. Das Publikum scheint erschöpfter, Zuhören kann ganz schön anstrengend sein. Ein wenig fehlt die Seele.
Natürlich nutzen die Musiker die Chance, ihre verschiedenen Besetzungen zu präsentieren – wann hat man schon mal das Adrian-Belew-Power-Trio, die Stick Men und ein KC-Double-Trio gleichzeitig auf der Bühne. So können sich Julie Slick, die wenig differenziert eher einen Breitwand-Bass abliefert, und Tobias Ralph, der Mastelotto nur schwerlich die Drumsticks reichen kann, an der Seite des Gitarrengottes Belew bei dessen Kompositionen einmal richtig profilieren. Die Stick Men sind da ein anderes Kaliber und liefern eine reduzierte und dennoch bombastische Version ihrer „Firebird Suite“ – Interpretation. Noch so ein genialer Höhepunkt des Abends. Wie auch das Frippsche „Breathless“.
Am besten aber ist es, wenn alle sechs Musiker auf der Bühne stehen, was vermutlich von der Intensität her gar nicht den ganzen Abend auszuhalten wäre. „Red“, „Indiscipline“ und die beiden Zugaben „Elephant Talk“ und „Thela Hun Ginjeet“ bieten noch einmal fast alles, was der King Crimson – Sound zu geben hat. Grandios! Und ein vorsichtiges Tasten: Ja, die Ohren sind noch dran.
Setlist:
Markus Reuter Soundscape
B'Boom (Markus Reuter, Pat Mastelotto and Tobias Ralph)
THRAK
Dinosaur
Frame by Frame
Sleepless
b (Adrian Belew Power Trio)
Neurotica (Adrian Belew Power Trio)
Crack in the Sky (Stick Men)
Cusp (Stick Men)
Larks' Tongues in Aspic, Part Two (Stick Men and Adrian Belew)
Three of a Perfect Pair (Adrian Belew and Stick Men)
Matte Kudasai (Adrian Belew and Tony Levin)
Young Lions (Adrian Belew Power Trio)
e (Adrian Belew Power Trio)
Open, Pt. 3 - Truncheon (Stick Men)
Breathless (Stick Men)
The Firebird Suite (Stick Men)
One Time
Red
Indiscipline
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Elephant Talk
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Thela Hun Ginjeet
Da kann ich dir nur zustimmen - das hätte dem Abend sehr gut getan.18. Sep 2013, 15:37 » Eric hat geschrieben:. Und so empfinde ich diese Setlist ... doch als etwas einseitig, vor allem aber sehr "technisch". Ich vermisse da doch das Lyrische, Magische der 70er.
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