United Progressive Fraternity - "Fall in Love with the World" (2014)
Wie eine Filmmusik zu bekannten Dokumentationen (Terra X) eröffnet sich das Werk der Band. Orientalische Klänge gepaart mit symphonischen Tönen,
die von einem Chor verfeinert werden führen uns in dieses Werk ein. Ein Stück weit könnte man auch in einem opulenten Kinofilm oder Computerspiel
gefangen sein und das im positiven Sinne. Diese Ouvertüre „We only get one World/Overture“ lässt den Zuhörer ganz im klassischen Sinne erahnen auf
was man sich hier in den nächsten 70 Minuten einlässt.
Dann folgt „Choices“ welches mit afrikanischen Klängen beginnt und schon ist man auf den nächsten Kontinent angelangt. Man wandelt hier aber nicht n
ur auf den verschiedenen Kontinenten auch in und zwischen den Spielarten anspruchsvoller … nein nicht nur Rockmusik. Dem nicht genug, es werden
auch noch bekannte Spielarten, die in den Jahrzehnten vorherrschten bzw. erfunden worden, zelebriert. Fusion, Prog, Soul, Jazz nein nicht in Reinkultur,
sondern adaptiert auf die Band.
Auch textlich wandelt man zwischen den Welten von auf den Punkt gebrachten Aussagen bis zur Möglichkeit der Interpretation einer Textzeile. Aber genau
macht dieses Album spannend.Mit „Intersection“ landet man in Nordamerika, dort frönt man dem Soul, der hier dem AOR huldigt. Aber man hat auch nicht
vergessen ein paar Trommeln vom schwarzen Kontinent in das Gepäck zu packen. Zwischenspiele findet man in diesem Stück zu Hauf. Akustische, elektrische
Gitarren, hämmernder Bass (an wen der wohl erinnert?), aber über allem schwebt die Stimme von Mark Trueack.
Letzterer zeichnet sich in Kooperation für die meisten Kompositionen und im Alleingang auch für den Protestsong „The Water“ verantwortlich. „The Water“
ist das „Don‘t kill the Whale“ von UPF, und Gaststar Anderson wird vorzüglich in den Gesang eingebunden. Ein Thema welches sehr aktuell ist und uns in den
nächsten Jahren noch mehr einholen wird. Für mich einer der besten Songs aus dem Jahre 2014.
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The Water
Es schließen sich zwei weitere Stücke in anderen Gewändern an. „Don’t look back – turn left“ hat einen 80er Charme und „Travelig Man – The Story of Eshu)
wandelt diesen in die anschließende Dekade. Verbleibt nicht dort und verändert sich über die gesamten fast 22 Minuten. Steve Hackett darf sich auch verewigen.
Das ist was dieses Album so interessant macht, man wandert durch Stimmungen und Stile.
Gespannt bin ich nicht nur auf die Diskussionen zur Musik, sondern auch zum Albumcover …
Den Abschluss bildet das Titelstück und „Religion of War“ für die Doppel-LP. Auf der beigefügten CD gibt es noch eine alternative Version von „The Water“.
Das Stück „Religion of War“ beschreibt wohl auch die aktuellen Problemherde der Menschheit und passt auch zu ganz aktuellen Themen in Deutschland.
Mehr möchte ich noch nicht verraten, auch was noch zu entdecken ist und ob es stimmliche Verwandtschaften zu ganz großen Sängern des Prog/Rock gibt.
Das sollt ihr selbst entscheiden.
Für mich eines der interessantesten Alben aus dem Jahre 2014, deshalb 9 von 10 Punkte!!!
Saxophonist und Keyboarder Marek Arnold fand trotz seiner vielfältigen Aktivitäten Zeit für ein Interview mit interessanten
Einsichten und Aussichten.

Marek Arnold Bergkeller Reichenbach 2012 - Foto: Jan Geisler
Erstmals wurde ich auf United Progressive Fraternity (UPF) aufmerksam, als Du Deine offizielle Mitgliedschaft in der Band bestätigt hast. Wie kam es zum
Kontakt mit der Band/den Bandmitgliedern und was bewog Dich Mitglied zu werden?
Der Kontakt kam über Guy Manning zustande. Ich habe auf seinen 3 letzten Alben bereits Saxophone / Klarinetten eingespielt, wir stehen
also seit 3 Jahren in Verbindung, seit er einst auf ssttgd gestossen war. Als Mark Trueack nach einem Saxophonisten für UPF suchte, der live auch paar
Tasten drücken kann, hat er mich empfohlen und Mark hat meine Bands angecheckt. Ich wurde dann gefragt und – nachdem ich mir zumindest noch schnell
die letzten Unitopia-CDs und die Demos fürs UPF-Album angehört habe – musste nicht lang überlegen. Ich hatte sofort das Gefühl, gut in diese Musik zu
„passen“.
Habt Ihr die Songs per Internet ausgetauscht, oder lief das über die Plattenfirma?
In der Tat per Internet. Ich bekam die Basic Tracks, ein paar Anmerkungen und viele Freiheiten, meine Ideen einzubringen. Ich habe
dann – da das Zeitfenster sehr knapp bemessen war – alle aktuellen eigenen Produktionen zurückgestellt und in 2-3 Wochen jede Menge Vorschläge und
Spuren eingespielt. Ich bekam zunächst relativ wenig Feedback und war umso überraschter, dass fast alle meine Vorschläge ungeändert den Weg in die
finalen Titel fanden.
Waren die Songs schon fertig komponiert, oder gab es noch wesentliche Veränderungen?
Es standen bereits die groben Basics, auch die Abläufe, da ich ja in einem sehr späten Stadium noch zur Band stiess. Dennoch liess man
mir viele Freiheiten und bat mich, sehr kreativ zu arbeiten. Es hatte sich für mich immer gut angefühlt, in die sehr athmosphärischen Songteile mit viel
Sopransaxophon zu arbeiten – und dies schien auch der Band sehr zu gefallen – es wurde daher zu einem prägenden Teil des Gesamtsounds auf dem
Album, was mich sehr freut.
Im Herbst hattet Ihr eine Tour, wie war die Chemie in der Band und wie nahm das Publikum die Songs auf?
Die Band war einfach klasse – nach wenigen Tagen hatte man das Gefühl, die anderen Jungs schon ewig zu kennen. Wir hatten 3-4
Tage Proben, bevor es auf Tour ging – übrigens eine reine Promotour, die in erster Linie die Band in der Szene einführen sollte. Aber, nicht zuletzt durch
die relativ große Fanbase von Unitopia, aber auch den Solo- und Bandprojekten von Guy, Dan Mash und mir, wurde UPF sofort warm aufgenommen.
Die neuen Songs kamen sehr gut an und funktionierten auch live super!
Mit Jon Anderson und Steve Hackett gab es zwei namhafte Gäste auf dem Album, wie kam es zu deren Beteiligung?
Da die Gastbeiträge bereits eingesungen / eingespielt waren, als ich zur Band kam, kann ich hier leider nicht allzuviel dazu sagen.
Mark stand mit beiden jedenfalls auch noch in gutem Kontakt.
Ist ein weiteres Album oder eine neue Tour in Planung?
Natürlich! Am neuen Album wird bereits gearbeitet, eine „richtige“ Tour soll es 2016 geben. Noch unklar ist, wer dann genau auf der Bühne stehen wird,
denn UPF soll ja durchaus „offen“ für weitere Gäste und Produzenten sein.
Wird es dann auch Songs aus Deiner Feder geben?
Das ist geplant – UPF2 soll verschiedene Komponisten und Produzenten zusammenführen. Ich habe allerdings auch klar gesagt, dass für
mich zunächst die Arbeit an den bevorstehenden Alben meiner Bands ssttgd, Cyril und Toxic Smile für 2015 Vorrang hat, wenn es ein Zeitfenster gibt,
auch Kompositionen für UPF einzubringen, dann wäre mir das ein grosses Vergnügen.
Eure Plattenfirma, Insideout Music, ist einer der Vorreiter die Alben auch im Format Doppel-LP + CD zu veröffentlichen, wie siehst Du diese Entwicklung?
Super! Die Rückbesinnung auf LPs verstehe ich vor allem als Signal, sich wieder intensiver dem Gehalt der Musik zu widmen. Das Auflegen
einer Vinylplatte erfordert mehr Zeit und Aufmerksamkeit und man öffnet sich wieder dem Gesamtprodukt aus Musik, Text und Gestaltung. Eine erfreuliche
Entwicklung, die sich hoffentlich noch verstärkt.
Mit Deinen Bandprojekten wie „Flaming Row“, „Seven Steps to the Green Door“, „Cyril”, “Toxic Smile” oder auch “Bluance” deckst Du ein breites Feld an
musikalischen Genres ab, was gefällt Dir daran?
Bluance ist eine Easy-Listening-Jazzband, mit welcher ich mich an den Wochenenden einer sehr angenehmen Unterhaltungsmusik widme.
Das macht - gemeinsam mit meinen Freunden in der Band – viel Freude, fordert aber aber weniger meine kreative Ader. Mit den anderen Bands kann ich
mich aber einem weiten Spannungsfeld der progressiven Rockmusik widmen, von melodischen Neoprog bis Progmetal. Und auch nach den Jahren in diesen
Musikrichtungen mit mehreren Bands und als Gast bei verschiedenen Bands/Projekten, fühle ich mich hier noch immer bestens aufgehoben, habe noch immer
viele Ideen und glaube, mich dort einfach gut ausdrücken zu können. Nach meinem Ausstieg 2012 bei der Stern Combo Meissen habe ich sogar das Gefühl,
nochmal ganz neu inspiriert und motiviert zu sein. Progrock bietet so unglaublich viele Freiheiten , wenn man diese aber auch nutzen möchte.
Neben Deiner Tätigkeit als Musiker und Musiklehrer betreibst Du noch „B`side-Music“, was muss man sich darunter vorstellen?
B`side-music ist eine Art „Portal“, über welches ich Studiodienstleistungen ( Musikproduktionen, Mix / Mastering, Kompositionen /
Arrangements ), Livemusik / Musikervermittlung und seit Neuestem als Teil der „agentur:alive“ auch Video / Fotoproduktionen anbiete.
Inzwischen bist Du mehrfacher Familienvater, hast Du Deine Kinder auch musikalisch geprägt, singt oder spielt ihr auch gemeinsam?
Meine Größte hat zunächst neben ihrem Engagement in einem Theater – auf eigenen Wunsch bei mir - Saxophon gelernt, war unglaublich
talentiert, hat sich aber dann überraschend für Klavier entschieden, was sie jetzt begeistert spielt. Die Mittlere lernt jetzt Blockflöte, und ab und an spielen
wir auch schon im Duett. Die Kleinste ist 1, da muss ich noch etwas abwarten

Freiheiten. Wenn sie sich anders als Papa dann für Sport oder Gartenbau interessieren, dann werde ich ihnen das nicht ausreden. Natürlich aber bekommen
sie ja täglich mit, dass für mich die Musik, als Lehrer an einer Jugendkunstschule und als Musiker, ein sehr zeitintensiver , aber erfüllender Lebensmittelpunkt
ist. Sicher ist dies zumindest hintergründig inspirierend.
Welche Ziele hast Du in der nächsten Zeit, was kommt auf Deine Fans in den nächsten zwei Jahren zu?
In der Tat verspricht 2015 ein besonders effektives Jahr zu werden. So stehen einige Produktionen kurz vor Abschluss: das neue „seven steps...“
- album steckt nach fast 3 Jahren sehr intensiver Arbeit in den letzten Zügen und soll Mitte des Jahres veröffentlicht werden. Darauf freue ich mich besonders,
denn nach dem erfolgreichen letzten Konzeptalbum „THE?BOOK“ war es zunächst schwer, ein Anschlussalbum zu schreiben, welches unseren eigenen Ansprüchen
gerecht wird. Ich habe da ein wirklich gutes Gefühl, und auch einige illustre Gäste werden mitwirken. Daneben haben auch bereits die letzten Aufnahmen fürs
zweite „Cyril“-album ( Release Spätsommer 2015 ) und die 8. Veröffentlichung von Toxic Smile ( und die wird auch eine wirkliche Besonderheit aufweisen )
das Studio in Beschlag genommen. Ende 2015 oder frühes 2016 folgt dann der zweite Teil der Flaming Row „Mirage“ - Trilogie sowie sicher das nächste UPF-album,
auch von „Manning“ steht bald Neues zu erwarten. Ausserdem freue ich mich, als Gast auf einigen Produktionen ( u.a. von Subsignal oder ganz aktuell Argos )
mitzuwirken. Es wird mir noch nicht langweilig

Kurze Frage - kurze Antwort, Deine Favoriten sind:
Musik-Instrument (ggf. Modell):
Mein altes Conn „Ladyface“ Altsax von 1939, aber ich mag auch nicht mehr ohne meine Nord-Keyboards sein

Album aller Zeiten:
Ganz klar – noch immer „Metropolis Pt2 – Scenes from a memory“ von Dream Theater
Lieblings-Song bei dem Du mitgewirkt hast (Live/Studio):
Ganz schwierig...ich schwanke zwischen „Arirang“ von der ersten TS-scheibe, dem Medley von der TS-Orchester-DVD oder dem Titel „the last supper“
von ssttgd`s „THE?BOOK“. Live war es sicher das „Weisse Gold“ mit Stern Combo Meissen.
Lieblings-UPF-Song:
Intersection
Lieblings-YES-Song:
wechselt regelmässig! Vielleicht „Close to the edge“ ? Und ich oute mich gern: ich liebe „ If only you knew“ - tolle Ballade...
Musiker (mit dem du gespielt hast):
Ich möchte mich hier nicht entscheiden, sorry...das waren und sind so viele klasse Musiker, mit denen ich arbeiten darf und durfte.
Musiker (mit dem du gern spielen würdest):
Russel Allan! Daniel Gildelöw! Steven Wilson... oder auch Neal Morse, mit dem ich aber wohl weltanschauliche Diskussionen vermeiden sollte.

Reiseziel:
Australien ( etwas wahrscheinlicher geworden

Buch:
„Fleisch ist mein Gemüse“, „Isch geh Schulhof“ und „Keine Macht den Doofen“
Film:
Herr der Ringe
Lieblingsspeise:
Quark&Kartoffeln, Nudeln, Sauerbraten, Schnitzel...
Lieblingsdrink:
Kaffee und alkoholfreie Pina Colada

Haustier:
Frettchen
Auto:
ich bin zutiefst infizierter Mini-fahrer. Daher: John Cooper Works Clubman
Ort der Entspannung:
Mein Studio – oder nachts im Mini...
Politik:
Ich engagiere mich für eine demokratische, tolerante, laizistisch-humanistische Weltanschauung – die ich gerne in der Politik wiederfinden würde,
dies leider kaum tue. Deshalb bin ich Mitglied der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters.
Spruch:
Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum. (Nietzsche)
Lieber Marek, wir die Mitglieder des Yes-Forums wünschen Dir und Deiner Familie alles Gute und Freuen uns schon auf die nächsten Scheiben!
Interessant auch die Besetzung aus Australischen und Europäischen Musikern:
Mark Trueack: Vocals and Production ideas
Matt Williams: Guitars, Bass, Vocals and Production
Guy Manning: Keyboards, Guitars and Vocals
David Hopgood: Drums, Vocals and Production Ideas
Tim Irrgang: All percussion
Marek Arnold: Sax, Flutes, Piano and Keyboards
Dan Mash: Bass Guitars and vocals

United Progressive Fraternity - Foto: INSIDE OUT MUSIC
Homepage Band:
http://www.unitedprogressivefraternity.com/
Tracklist:
LP 1 Side A
01. We Only Get One World (Overture) (04:01)
02. Choices (08:32)
03. Intersection (08:58)
LP 1 Side B
01. The Water (05:21)
02. Don’t Look Back - Turn Left (05:36)
LP 2 Side A
01. Travelling Man (The Story Of ESHU) (21:41)
LP 2 Side B
01. Fall In Love With The World (04:35)
02. Religion Of War (03:49)
CD
01. We Only Get One World (Overture) (04:01)
02. Choices (08:32)
03. Intersection (08:58)
04. The Water (05:21)
05. Don’t Look Back - Turn Left (05:36)
06. Travelling Man (The Story Of ESHU) (21:41)
07. Fall In Love With The World (04:35)
08. Religion Of War (03:49)
09. The Water (Alternative mix) (05:47)
Albumcover:
