Letzter Beitrag der vorhergehenden Seite:
Erstmal das, aber ich denke auch, so etwas wie CTTE, "Relayer" oder gar "Tales" würde generell nicht mehr kommen, egal bei welchem Plattenlabel Yes auch immer untergebracht sind. Das ist aber auch ein ganz natürlicher Vorgang. Die Hochphase der eigenen Kreativität hat ein Rockmusiker in der Regel in seinen 20ern. Es gibt kaum welche, die ihren "Durchbruch" später haben. In dieser aktivsten aller Lebensphasen finden üblicherweise viele Veränderungen der Lebensbedingungen statt (ausgehende Pubertät, Schulabschluss, Auszug aus dem Elternhaus, Ausbildung/Studium, Partnerwahl, Familienplanung etc.). Die Kreativität wird dadurch immer wieder angeregt, gleichzeitig erreicht die Experimentierfreude ihre Höchstform.SOON hat geschrieben:YES haben sich durch die Bindung an Frontiers Records musikalisch sehr stark festgelegt.
Hinterher haben meistens nur die erfolgreichsten Musiker und Bands Chancen, weiterhin zu bestehen, gleichzeitig wird man abgeklärter. Viele Erfahrungen (im Guten wie im Schlechten) hat man machen können. Mit zunehmendem Alter und Fortbestand der Karriere wird der Back-Katalog immer dicker, neue Ideen, die ohnehin nur noch sparsam kommen, müssen sich an den alten messen, die besonders von den Fans zunehmend glorifiziert werden. Die große Karriere wird zur Last, Kreativität wird nicht mehr belohnt und schwindet.
So beginnt dann meistens der allmähliche Rückzug ins Private, neue Alben werden, wenn überhaupt, nur noch in immer größer werdenden Abständen veröffentlicht und von der Musikpresse zumeist verrissen ("Fly From Here", "Heaven & Earth"). Der Musiker oder die Band kann irgendwann nur noch verlieren: bleibt er seinem erfolgreichen Stil treu, wird ihm Ideenlosigkeit und Selbstplagiat vorgeworfen - versucht er einen Richtungswechsel, wird ihm Verrat an der eigenen Sache vorgeworfen. In jedem Fall verliert er größere Teile seiner Fanbasis. Welcher Ausweg bleibt ihm also? - Er widmet sich seiner eigenen Geschichte und übt sich in der Retrospektive ("Yes albums in their entirety"). Das ist wenig gefahrgeneigt, die Fans hat er auf seiner Seite und ein Box-Set plus Tournee mit "really, really old stuff" verkauft sich sogar, womöglich sogar besser als Neues. Es ist klar, wohin die Reise geht.
Tatsächlich kann es natürlich auch mal sein, dass Musiker im hohen Alter noch einmal vielleicht nicht zu Höchstformen, so aber doch zu beachtlichen Leistungen auflaufen können (siehe z.B. Leonard Cohen oder Johnny Cash). Andererseits könnte auch z.B. ein Neil Young nie wieder von allen Seiten so gelobte Alben wie "Rust Never Sleeps" oder "After The Goldrush" einspielen, da eben die Umstände, die dazu geführt haben, dass diese Alben eben ganz speziell wurden, längst nicht mehr gegeben sind.
Mark Knopfler, Pete Townshend, Bruce Springsteen, David Gilmour, Roger Hodgson, Paul McCartney, Eagles, Paul Simon, Eric Clapton, Bob Dylan, Stevie Wonder... diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Ich würde nicht so weit gehen und diese Leute als alt, satt und müde bezeichnen, aber ihren kreativen Höhepunkt haben alle bereits überschritten. Keiner von ihnen wird noch ein Album veröffentlichen, dass an ihre eigenen unsterblichen Klassiker herankommt.
Auch Yes haben in Zukunft meinen Segen, neue Alben zu veröffentlichen, wenn es z.B. ein Album wie "Magnification" oder "The Ladder" wird, wäre ich schon mehr als zufrieden. Auf "einen großen Wurf mit alles ausstechender höchster Abstraktion, ein surreales Meisterwerk" braucht man aber ganz sicher nicht mehr zu hoffen, in welcher Yes-Besetzung auch immer. Eher wird Freddie M. zu Queen zurückkehren.