Der Vollständigkeit halber
Konzertbericht
Royal Albert Hall, 2. Abend (Sa, 18. Mai 2013)
Glücklicherweise hatte ich am Vorabend im Vorfeld des ersten Konzertes in der Royal Albert Hall ein zurückgegebenes Ticket für das zweite Konzert kaufen können. Um es vorweg zu nehmen: Ich hätte mich so geärgert, wenn ich das Samstagskonzert nicht auch noch gesehen hätte!
Mein Platz war diesmal zwar in der gleichen Katgeorie (Stalls), aber der Bühne gegenüber liegend, sodass ich das Konzert und die Lightshow in dieser einzigartigen Konzertstätte aus der Totalen sehen konnte. Eric Clapton war deutlich besser drauf als am Vorabend, wobei auch dieses Konzert sehr gut war (siehe Bericht). Seine Soli waren inspirierter und länger und er wirkte lockerer und glücklicher. Später habe ich im Internet gelesen, dass wohl seine hochschwangere Tochter anwesend war und er ihr im Verlauf des Konzertes mehrmals gewunken hatte.
Die Auswahl der Songs war auch am Freitagabend schon sehr gut gewesen, aber der Ablauf war am Samstag besser. Der Akustikteil war besser durchmischt und kurzatmiger. Zu den einzelnen Stücken habe ich über das Freitagskonzert schon genug geschrieben. Samstags hat leider I SHOT THE SHERIFF (Bob Marly & The Wailers) den Cream-Song "Badge" ersetzt. Ich liebe "Badge", hatte aber gleichzeitig auf den "Sheriff" gehofft, weil Claptons Version immer unglaublich gut groovt und meist ein Wahnsinnssolo enthält. Schade also, dass er auf dieser Tour beide Stücke im Wechsel spielt. Nach einem phantastischen "Badge" am Freitag war "I Shot The Sheriff" am Samstag aber wirklich sehr gut. Ich hoffe, dass das Konzert zumindest in Teilen veröffentlicht wird, weil vor der Tour angekündigt wurde, in der Royal Albert Hall ein Livealbum aufnehmen zu wollen und am Samstag, im Gegensatz zum Freitag, Audience-Mikorphone an der Bühne und am Mischpult aufgestellt waren.
Die anderen Neuerungen in der Setlist waren allesamt im Akustikset platziert. Nach dem obligatorischen "Driftin'" spielten Clapton und Band FURTHER ON DOWN THE ROAD; ein Stück von Taj Mahal, das auf Claptons letztem Album ("Old Sock") erschienen ist. Eine sehr relaxte Nummer, die mir deutlich besser gefallen hat als "Goodnight, Irene" am Vorabend, das ebenfalls auf dem neuen Album enthalten ist. Anschließend wurde die Reihenfolge geändert. "Layla" kam später im Set und stattdessen zuerst "Nobody Knows You When You're Down And Out". Ich hoffte, dass Clapton eine Art "unplugged revisited"-Block einbauen würde und wollte nach "Layla" unbedingt endlich mal "Tears In Heaven" hören. Nachdem es am Vorabend schon nicht gespielt wurde, sank meine Hoffnung umso mehr, als Clapton dann eine schnellere Bluesnummer akustisch spielte. Im ersten Moment klang das Stück nach "Crossroads", was mich sehr verwundert hatte, entpumpte sich aber einen Augenblick später als Robert Johnsons STONES IN MY PASSWAY, das sich mit Crossroads ein paar Akkorde teilt

Ich kannte das Stück schon von Claptons Tribute-Album an seinen Helden Johnson und es brachte die am Vorabend fehlende Auflockerung im Akustikset.
Als im Anschluss nicht "Wonderful Tonight" ertönte, sondern Clapton alleine einige unaufdringliche Griffe spielte, wurde mir klar, dass er nun wohl doch noch TEARS IN HEAVEN spielen würde. Das Stück, das seit etwa sieben Jahren nicht mehr gespielt wurde, war schon immer eines meiner absoluten Lieblingsstücke gewesen. Noch vor der Zeit, als ich Clapton bewusst hörte, hat es mich (wie wohl jede/n Andere/n auch) sehr berührt. "Tears In Heaven" ist eines der reinsten und aufrichtigsten Musikstücke überhaupt. Dem Publikum in der Royal Albert Hall ging es scheinbar ähnlich wie mir und es wurde sehr still, während die Band eine etwas umarrangierte Version spielte. Obwohl das Stück rhythmisch deutlich verändert wurde, verlor es aber durch Claptons gefühlvoll-gebrechlichen Gesang nicht seine Stimmung. Einer der emotionalsten Liveerlebnisse! Der Applaus war auch eindringlich und Eric Clapton sichtlich berührt.
Umso krasser war der darauffolgende Bruch: Weg mit dem Stuhl, weg mit der Akustikgitarre und her mit BLUES POWER! Diese Rarität gleich zweimal hören zu dürfen, hätte ich nicht erwartet. Zumal die Version des Vorabends eher enttäuschend war. Die Samstagsversion war aber großartig! Wesentlich länger, ein beeindruckendes Gitarrensolo von Mr Slowhand und ein neues Outro! Klasse! So soll das sein!
Erwähnungswert sind noch LITTLE QUEEN OF SPADES, bei dem Doyle Bramhall II Clapton mehr als Paroli bieten konnte und ein sehr geiles Gitarrensolo spielte. Auch Chris Straiton an den Keyboards spielte ein Wahnsinnssolo. Besser habe ich das Stück noch nie gehört! Hoffentlich kommt's auf das Livealbum! Ab COCAINE stand die gesamte Hall und tanzte. SUNSHINE OF YOUR LOVE war nochmals geiler als am Tag zuvor, als ein Eindringling über die Bühne rannte und von den Securities niedergerungen wurde. Beeindruckt hat mich anch wie vor die Lightshow in der Halle, die ich jetzt komplett sehen konnte. Auch bei HIGH TIME WE WENT ging's einfach richtig rund. Diese Band ist großartig!
So hatte ich mir ein Eric Clapton-Konzert in der Royal Albert Hall vorgestellt! Freitag war nur "sehr gut" - Samstag war aber "einfach geil"
Setlist
Royal Albert Hall, Samstag (18. Mai 2013)
1. Hello Old Friend
2. My Fathers Eyes
3. Tell The Truth
4. Gotta Get Over
5. My Woman Got A Black Cat Bone
6. Got To Get Better In A Little While
7. Come Rain Or Come Shine
8. I Shot The Sheriff*
-akustisch-
9. Driftin’
10. Further On Down The Road*
11. Nobody Knows You When You’re Down And Out
12. It Ain’t Easy
13. Layla
14. Stones In My Passway*
15. Tears In Heaven*
-elektrisch-
16. Blues Power
17. Love In Vain
18. Crossroads
19. Little Queen Of Spades
20. Cocaine
-Zugaben-
21. Sunshine Of Your Love
22. High Time We Went