Anathema stiess gegen Ende der Neunziger zum ersten mal mit "Fragile Dreams" an meine Lauschlöffel. Der Song war auf einer CD, die einer Metal-Zeitschrift beilag und hat Ohrwurmformat, zumindest für meine Ohren. Es blieb lange bei diesem einen Lied, nicht, dass Anathema es nicht Wert wäre, es waren Zeiten, in denen Musik und besonders neue und unbekannte Musik viel zu kurz kam. Anathema hat sich nicht darum geschert, dass mir die Zeit fehlt und bringt es derweil auf eine recht ansehnliche Diskographie:
The Crestfallen (EP) (1992)
Serenades (1993)
Pentecost III (EP) (1995)
The Silent Enigma (1995)
Eternity (1996)
Alternative 4 (1998)
Judgement (1999)
A Fine Day to Exit (2001)
A Natural Disaster (2003)
Hindsight (2008)
We’re Here Because We’re Here (2010)
Haben die Briten zu Beginn ihrer Laufbahn noch Metal der doomigen Art dargeboten, bringen sie es seit Mitte der Neunziger eher in ruhigere Gewässer. Irgendwo habe ich mal gelesen: melancholischer Alternativer Rock, das trifft es auf den Punkt und damit auch meinen Geschmack. Mir haben es alle Alben ab Judgement angetan, die davor sind teilweise gewöhnungsbedürftig, Crestfallen und Serenades sind für mich mehr als gewöhnungsbedürftig.

A Natural Disaster ist rezensiv zum Teil verrissen worden, was es schon deswegen besonders interessant macht. Es ist nicht mein Liebling aber ich denke, es ist die Scheibe mit den höchsten Ansprüchen, allerdings auch die dunkelste.
Mein Liebling ist ihr letzter Output. Sie klingen erwachsen, erfahren und verfallen trotz Dauermelancholie nicht in Depression, Spielfreude ist zu spüren und Ideen finden sich nach 20-jähriger Musikmacherei auch noch, es ist nicht der x-te Aufguss seiner selbst. Das zollt meinen Respekt und den habe ich hiermit unter Beweis gestellt
