Wie man sieht, ist "Gitarrenbauer" nichts besonderes in Deutschland
, oder man könnte auch sagen, die Zunft blüht :jc_doubleup: . Es gibt, wie auch die verlinkte Liste zeigt, eine gewisse Überschneidung insbesondere mit dem Geigenbau. Stärker herausgebildet hat sich erst in den letzten 20 Jahren die Einbeziehung von E-Gitarren, da es hier ja nicht nur um Holz und Leim und Lack, sondern auch um andere Materialien und Techniken geht (ähnlich der Entwicklung in letzter Zeit vom Kfz-Lehrberuf zum Mechatroniker). Ich hab sogar unter meinen Mandanten einen Gitarrenbauer (allerdings in Frankreich).
Was Qualität, Know-how, Bekanntheit und Erfolg angeht, konzentriert es sich in der Szene auf etwa 10 Spezialisten. Ich denke mal, dass Holzreparaturen eigentlich alle machen können (ich kenne sogar einen Schreiner und einen Zimmermann, die je einen Halsbruch an einer ihrer Gitarren selbst sehr sehr gut reparierten). Wenn es um mehr geht, wie z.B. Restauration oder Umbau der Elektrik, Sound, Sustain usw. bei E-Gitarren, tut man gut daran, insbesondere in einschlägigen Foren Erfahrungsberichte und -austausch zu recherchieren.
Ja, Warwick und Framus sind wohlplatziert, und zwar sowohl national als auch international. Aber der Ausgang war nicht die Erweiterung einer Gitarrenbauerwerkstatt, sondern von Anfang an war beim Ursprung Framus klar nur die "Massenproduktion" (was man auf dem betroffenen Sektor in den ersten Nachkriegsjahren halt als Masse bezeichnen konnte; auch die großen amerikanischen Hersteller waren damals weit von ihren heutigen Stückzahlen entfernt) der Geschäftszweck. Qualitativ gehörten die Framus-Modelle lange Zeit zum Besten, was aus deutschen Landen kam. Der Anschluss an diesen Stand gelang und Warwick gehört zu den Spitzen-Bass-Marken mit zahlreichen berühmten Anhängern und Framus wird etwa wie ein "Geheimtipp" gehandelt (preislich aber auch eher gehoben bis hoch, aber man merkt die Erfahrung - die Preis-Qualität-Relation ist für mich begründet und stimmig).
Framus meldete Ende der 1970er Konkurs an. Die Produktion wurde Anfang der 1980er Jahre eingestellt. Die Gründe sind nicht klar überliefert, denn das komplette Unternehmensarchiv ist damals verloren gegangen. Es wird gemutmaßt, dass in der damaligen Hoch-Zeit japanischer Kopien (also die große "Lawsuit"-Zeit von Gibson und Fender - "Lawsuit"-Modelle sind Insidern als stehender Begriff bestens bekannt + s.u.) und zugrundeliegenden Industriespionage der wesentliche Grund zu suchen ist. Historiker von der Universität Erlangen-Nürnberg versuchen zurzeit über Zeitzeugen und alte Dokumente die Geschichte zu vervollständigen und zu rekonstruieren.
Framus wurde 1995 wiederbelebt und gehört heute zur Warwick GmbH & Co Music Equipment KG in Markneukirchen.
Das Unternehmen versucht seit dem Jahr 2005, eine Vorreiterrolle beim Umwelt- und Klimaschutz einzunehmen. Es arbeitet klimaneutral und Strom und Wärme stammen vollständig aus firmeneigenen Energiequellen. Dazu gehören eine Photovoltaik-, eine Windkraft- und eine Erdwärme-Anlage, eine Holzabfall- und eine Abluftheizung und ein ebenfalls firmeneigenes, erdgasbetriebenes Blockheizkraftwerk
Wen mehr interessiert:
Framus
PS: Als Kopierer in Japan etablierten sich hervorragende Gitarrenbauer (Tokai (insbes. Gibson-Kopien), FujiGen Gakki (für Ibanez), Teisco (insbes. Fender-Kopien), und einige weitere), deren Exemplare heute fast so teuer wie die "Originale" sind.
Weitere Details:
Lawsuit
Aufgrund der Niederlagen in den Plagiat-Rechtsstreits mit den US-Herstellern wurden die Modelle geändert, und die fortschreitende "Verbilligungstaktik" führte zu im Wesentlichen auch Modellen für den Billigmarkt, entsprechend auch qualitativ low bis höchstens medium (neben einigen wenigen "Meisterstücken" zu Promotionzwecken).
Übrigens: Die unten angesprochene Marke Aria wurde als Gitarrenfirma 1953 von Shiro Arai (kein Tippfehler!) begründet, der aber nie eine eigene Fabrik dafür besaß. Bis 1964 wurde nur mit Gitarren gehandelt, dann übernahm der japanische Hersteller Matsumoku die Produktion seiner Akustik-Gitarren, ab 1966 dann auch elektrischer Gitarren.
Weitere Details:
Ursprünge japanischer E-Gitarren
Der Musiker-Board Beitrag ist ein guter und solider Einstieg für den, den es interessiert. Es fehlen aber noch viele Details. Ich hatte z.B. mal eine TORCHY-E-Gitarre und es war schwer, überhaupt Informationen dazu zu finden. Jedenfalls war das eigentlich eine Kaufhaus-Gitarre mit überragender Qualität. Mir waren nur die Pickups etwas zu soft und in Anbetracht von 6 Gibson Les Pauls
Gibson LP GoldTop '57 Re-issue '04
Gibson LP Recording original '73
Gibson LP all maple original '76
Gibson LP Artisan original '78
Gibson LP Artist original '79 mit Moog Elektronik
Gibson LP Studio Roland Synth original '85 mit Roland Hex Pickup und Midi-Ausgang
erweiterte sie meine Soundmöglichkeiten nicht und musste daher irgendwann gehen.
Nachtrag: Ziemlich stolz bin ich auf meine Gibson LP Studio Roland Synth. Meine konnte ich in einem New Yorker Musikstudio finden und erwerben.
Davon wurden überhaupt nur SIEBEN Stück jemals gebaut. 2 hat Steve Howe (seine GTR-Zeit; siehe auch sein Gitarrenbuch) und eine hatte Bob Welch, inzwischen "inventarisiert" bei Gruhn Guitars!)
Zu den verbleibenden drei Exemplaren weiß man nichts.