12. Jul 2014, 02:05 » Oldenburg91 hat geschrieben:11. Jul 2014, 22:52 » Yesnik hat geschrieben: Wenn Yes "Subway Walls" schreiben und spielen können, dann können sie auch ein ganzes Album auf diesem Niveau schreiben und spielen. Und das wär' doch schon mal was.
Mal abgesehen von der Frage, ob "Subway walls" wirklich so viel niveauvoller ist: Logik ist ja nicht zu verachten, deshalb wage ich es, mal vorsichtig die Schlussfolgerung zu ziehen, dass Yes einfach keinen Bock hatten, noch mehr in Richtung "Subway walls" zu schreiben und spielen. Sonst hätten sie es gemacht. Jeder versaut sich selbst sein Leben.
Die nächste Frage wäre dann: Warum wollten sie nicht?
Heyho!
Ich glaube nicht, dass das die nächste Frage ist. Denn deine Schlussfolgerung, so vorsichtig du sie auch ziehen magst, lässt die Möglichkeit außer Betracht, dass Dinge misslingen können.
13. Jul 2014, 00:32 » Topographic hat geschrieben:Ist das so etwas wie die Lust an der eigenen Altersinfantilität? Oder der Wunsch, auf glatt-geschmeidig-schmerzlose Weise ins Ohr der Hörer zu schlüpfen? (Aber: Sind ihre Hörer wirklich an so etwas wie "It was all we knew" interessiert?)
Haben sie sich vielleicht nicht auf eine künstlerische Richtung einigen können - oder noch schlimmer: Haben sie sich darüber womöglich erst überhaupt keine Gedanken gemacht, sondern gleich auf den verträglichsten Konsens abgezielt?
Ich selbst fürchte ja, dass hinter den Songs ein beträchtliches Ausmaß an kommerzieller Berechnung und nur minimal loderndes künstlerisches Feuer im Sinne eines ästhetischen Selbstverständnisses stehen.
Das glaube ich nicht. Denn nichts auf diesem Album hat nur den Hauch einer Chance, im Radio oder auf dem Markt zu ziehen. Das ist doch der Punkt: Yes sind spätestens seit Beginn der 90er einem Massenpublikum nicht mehr zu vermarkten. Warum also nicht Musik für die verbliebenen Hardcore-Fans machen? Naheliegender kann es doch nicht sein! Warum weiter auf Massenappeal setzen? Diese Strategie verstehe ich schon seit "Talk" nicht. Und je älter und - tschuldigung - hässlicher sie werden, umso weniger Chancen haben sie doch auf einem Markt, wo du jung, weiblich und schnuckelig sein musst, um die Massen anzusprechen (völlig egal, was du für Musik machst). Aber Yes fahren stur weiter auf dieser Schiene und sehen zu, wie sie von Album zu Album, von Tour zu Tour immer mehr ihrer Hardcorefans verlieren. Warum? Kapiert Ihr das?
13. Jul 2014, 00:32 » Topographic hat geschrieben:Wenn man Steve Howes neues Interview zwischen den Zeilen liest, dann hat auch RTB seinen Anteil am glattgebügelten Album, weshalb schließlich Billy Sherwood noch ins Boot kam.
Der nun auch nicht gerade für Meisterleistungen in der Geschichte von Yes verantwortlich zeichnet...
13. Jul 2014, 00:32 » Topographic hat geschrieben:Warum also immer noch mit einer Erwartungshaltung wie zu Zeiten von CTTE, Relayer oder GFTO an das Album gehen? Das ist doch eine völlig traumtänzerische Vorstellung.
Vermutlich. Aber nicht völlig. Wiexakt: Wenn sie "Subway Walls" können, dann können sie zumindest noch ein bissl mehr "Subway Walls". Und eines gilt für jede Band: Wenn die Fans aus falsch verstandener Loyalität jeden Mist loben, dann ist das nicht gerade ein Ansporn für eine Band. Wo hab ich das neulich gelesen, Yes gäben noch tolle Konzerte? Das ist doch schon seit Jahren nicht mehr wahr. Man muss auch als Fan die Realität sehen.
Oder auch nicht. Als Fans können wir schließlich toll finden, was wir toll finden. Aber als Rezensent muss ich eben von meinem persönlichen Geschmack abstrahieren. Es wäre schließlich äußerst überheblich, wenn ich allen Alben 15 Punkte gäbe, (nur) weil ich sie
mag!
Wäre schön, wenn Yes' AOR so gut wäre wie Yes' Prog.
13. Jul 2014, 00:32 » Topographic hat geschrieben:Was "Sturm und Drang" und die Gier nach dem Erschaffen "seiner" Musik mit dem Alter zu tun hat, zeigt hier Jon Davison. Er lebt für seine musikalischen Ideen, investiert Energie und sehr viel Zeit. Die hat man Mitte 30, Mitte 40, vielleicht auch noch ein paar Jahre später. Die Zeit, meine ich. Im Alter von SHW, Mitte 60, wirst du dir gut überlegen, ob du tatsächlich noch ein paar Monate deines Lebens darauf verwenden willst, eingeschlossen im Studio um musikalische Finessen zu ringen, die es dir zwanzig Jahre zuvor noch Wert waren. Zumal in der Band, als Kollektiv, wo gestritten, gefeilscht und geändert werden muss - da hat es David Gilmour sicher leichter als Alleinverantwortlicher ein neues PF-Album zu alten Aufnahmen zu kreieren. Zeit ist für mich ein entscheidener Faktor - so viel anderes bleibt vielleicht noch zu tun - und so vieles geht einfach nicht mehr so schnell und gut von der Hand.
Das ist mein Punkt in der Rezension: Man darf das nicht heuristischerweise zur Grundannahme machen. Ich hab vorgestern einen 75jährigen kennengelernt, der mal eben locker auf den Hohen Angelus getiegen ist. Mit 3521 eine handfeste Hochtour mit Kletterstellen im II. Grad. Kuckt Euch doch die anderen "Alten" an! Was haben Renaissance neulich für ein tolles Album vorgelegt! Carl Palmer strotzt nur so vor Kraft! Magma, Ian Anderson, King Crimson, es geht schon, wenn man sich reinhängt. Sollten wir nicht statt übers Alter über Alkohol reden?
Und selbst wenn's (nur) das Alter wäre! Schon okay, wenn's nicht mehr so schnell geht. Es ist doch auch beileibe nicht so als hätten Yes nur schnelle Lieder im Programm. Weißt, ich fand, es hatte eine gewisse Größe, als Ian Gillan vor langen Jahren erklärt hat, er könne "Child in Time" nicht mehr singen. Das war gut so, und jeder hat es akzeptiert. Spielen sie halt was anderes. Das ist durchaus eine Möglichkeit auch für Yes. Stattdessen wird immer windelweich rumgedruckst, wenn in Interviews die Frage nach "Relayer" gestellt wird: "Wir würden's schon gern spielen, schaumer mal". Das ist doch Käse.
Ich schon. Trevor Horn ist teuer. Und Yes sind längst nicht mehr so bedeutend wie noch vor 20 oder 30 Jahren. Leider.
13. Jul 2014, 00:32 » Topographic hat geschrieben:Mit H&E werden YES und Frontiers dann wohl richtig Miese einfahren. Tausendfach illegal runtergeladen (mich würde interessieren, ob alle die Kritiker im Netz tatsächlich Promokopien hatten oder das Album auch aufgrund illegaler Downloads zerrissen), viele Bestellungen storniert. Dazu ein teurer Produzent
Auch das glaube ich nicht. Ich schätze eher, dass RTB der Produzent war, der es halt gemacht hat. Glaube nicht, dass sich die Spitzenleute um eine Band wie Yes reißen, schon gar nicht, wenn dabei nicht viel Kohle herausspringt.
13. Jul 2014, 00:32 » Topographic hat geschrieben:Ich habe mir angewöhnt, bei Dingen, die nicht unbedingt existenzielle Auswirkungen haben, vermehrt das Positive zu sehen.
Und ich denke, der Blick auf die Probleme in der Welt, ist der erste Schritt, sie zu lösen.
Trotz aller Meinungsverschiedenheiten einen herzlichen Gruß,
Nik
(sorry, ich tschegge das mit dem Zitieren nicht richtig)
Edit: ich hab's korrigiert Yesnik - sollte ich Fehler gemacht haben, dann Beschwerden an mich - Gruß JJG
'anx JJG! Haste prima gemacht!