Aprilfrost hat geschrieben:Nebenbei gesagt finde ich die Lyrik von Yes nicht so prickelnd. Ganz schön verschwurbelt, oft undurchsichtig und schwer zu verstehen. Für mich sieht es manchmal aus wie eine Aneinanderreihung schöner Wörter, die irgenwie zu einem Thema passen, aber eben nur irgendwie.
Es sind unbedingt die Kompositionen, die mich zum Yes-Fan machen, und nicht die Texte.
Jon hat ja durchgängig erklärt, dass für ihn die Worte Musikelemente sind. Es kommt ihm in erster Linie auf den Klang an. Er hat sicherlich eine Aussage oder eine Geschichte im Kopf, wenn er sich an den Text macht. Dann denkt er aber ein, zwei, drei Mal um Ecken und hat dann die Freiheit "schön" klingende Wörter zu verwenden. Die Aussagen werden dadurch sehr stark abstrahiert, wie bei einem abstrakten Gemälde (hier geht man ja auch weg von der figürlichen Darstellung, um Farben und Formen neue Bedeutung zu geben).
Es darf dann eben nicht die wörtliche Aussage genommen und für sich betrachtet werden. Und ja, es ist schwierig, die Formulierungen zu übersetzen, weil man nicht so leicht drauf kommt, wie oft Jon ums Eck gedacht hat, bevor er sich auf eine Wortwahl festlegte. Jon denkt auch sehr stark in Sprüchen und Bildern (zumindest für seine Song-Texte), und Einiges davon ist unkonventionell, Anderes ist klar, zumindest als Gleichnis, Parabel, Fabel etc.
Nicht nur wegen der schwierigen Verständlichkeit im Detail - die Großrichtung bekommt man ja schon einigermaßen schnell und genau auf die Reihe -, sondern auch entsprechend Jon's eigentlicher Intention, Worte als Musik zu verstehen, geht es mir wie Aprilfrost, und bei mir wirkt auch von Jon zu 95 % die Musik, der Rest sind die paar leicht verständlichen Worte, die aber eben dann nur noch mehr fragmentartig bleiben. Zusammen mit 100 % Musik jeweils von den anderen Vieren (oder ggf. mehreren) ist die Musikwirkung übermächtig.
Ganz anders ist das bei weiteren Bands/Künstlern desselben Genres. Bei Wakeman kriege ich den Text voll mit

. Nein, der hat für mich (es gilt ja immer das Sender-Empfänger-Prinzip bei Kommunikation, d.h. die individuellen Verständnisse sind ausschlaggebend) die Gabe, mit Musik zu erzählen (vergl. Orff: Peter und der Wolf). Er sagt ja auch selbst, dass er bei seienr Musik Bilder sieht. Andere bringen ganz klar aussagen textlich, die für sich stehen: Lucky Man - ELP, Lady in Black - Uriah Heep, und viele mehr; da kann sich jeder selbst seine Beispiele suchen. Und es gibt auch Texte, die in Gleichnissen, Parabeln, Fabeln, etc. sprechen und sehr geradlinig und daher leciht verständlich oder zumidnest eingängig sind; auch hierzu findet jeder seine passenden Beispiele.
Bei Jon's Texten wird die direkte Übersetzung der Aussage nicht gerecht, sondern muss zum eigenen Nachdenken und Interpretieren anregen - wie natürlich auch der englische Ursprungstext. Mehr als eine gedankliche Linie - und die ist manchmal schwer heraus zu finden - geben die Worte des Textes nicht. Daher kam auch meine Idee, der Übersetzung den englischen Text direkt gegenüber zu stellen, um die Vorstellungen, die intendiert sein können (vorsichtig ausgedrückt), zu komplettieren und abzurunden. Ich lese aber alle Übersetzungen und entwickle damit einen Eindruck (die englischen Fassungen habe ich ganz überwiegend nicht gelesen). In der Literatur wird auf die Texte manchmal auch eingegangen, und bei Zeiten werde ich mir das mal zusammen mit den Übersetzungen reinziehen und dann auch mehr verstehen (hoffe ich).
Daher also 1000 Dank für die mühevolle Arbeit der Textübersetzung an alle, die hier Ihre Zeit aufwenden [smilie=party_10.gif]