
Biographie: (Quelle: Musikexpress 06/2007; Autor: Mike Köhler)
Mit seinen Geschwistern Rose Stewart (p, voc), Freddie Stewart (g, voc) sowie Larry Graham jr. (bg, voc), Jerry Martini (sax, fl, p), Cynthia Robinson (tr) und dem später durch Gerry Gibson ersetzten Greg Errico (dr) schließt sich Sly Stone (voc, g, bg, keyb; *15. März 1943 als Sylvester Stewart in Denton, Texas) 1966 in Oakland, Kalifornien, zum Künstlerkollektiv zusammen. Sly Stone, seines Zeichens Discjockey einer Rhythm & Blues-Radiostation in San Francisco, unterhielt zuvor die Band The Stoners, komponierte für The Beau Brummels und Bobby Freeman, produzierte aber auch die lokalen Acts The Vejetables, The Mojo Men und Grace Slicks Great Society. Schnell erspielt sich das Septett in Nordamerika einen hervorragenden Ruf. Zudem lebt die Band durch eine damals noch nicht ganz selbstverständliche Tatsache ihre Ideale einer perfekten Gesellschaft vor, indem sie sich aus Menschen verschiedener Hautfarbe, Geschlecht und Kultur zusammensetzt. Durch Letzteres setzte Sly Stone als Afroamerikaner ein deutliches Zeichen für die USA der 60er-Jahre, in denen die durch Sklaverei, Rassentrennung und Diskriminierung geprägte Geschichte der Afroamerikaner noch immer ein wunder Punkt war.
Nach einem spektakulären Auftritt beim legendären Woodstock Festival 1969 lässt auch der Durchbruch im Rest der Welt nicht lange auf sich warten. Alben wie "Dance To The Music", "Stand!" oder "There's A Riot Goin' On" werden internationale Verkaufserfolge und gelten auch heute noch als Meilensteine der schwarzen Funk-Music, die durch Acts wie James Brown, Stevie Wonder und eben Sly Stone erst richtig populär wurde. Im Vorwort seines 1998 erschienenen Buchs "For the Record: Sly and the Family Stone – An Oral History" fasst Joel Selvin den Einfluss der Band mit dem Satz zusammen: "Es gibt zwei Arten von schwarzer Musik: schwarze Musik vor und schwarze Musik nach Sly Stone."
Doch mit steigender Popularität, astronomischen Gagen und intensivem Drogenkonsum entpuppt sich der tyrannische Bandleader Sly Stone als Unzuverlässigkeit in Person: 1970 bleibt er 26 von 80 Konzertauftritten unentschuldigt fern, 1971 versäumt er zwölf von 40 Shows. Bis 1973 kann Stone seine flukturierende Family zur Räson bringen und den Kreativfunken zumindest auf Sparflamme zünden. Doch das Interesse kühlt rasch ab. Diverse Albenproduktionen in der Disco-Ära bieten nur noch Dutzendware und 1983 bricht die Band schließlich auseinander. Kurz danach wird Stone wegen Drogenbesitzes verhaftet, kuriert sich in Rehakliniken aus, Comebackversuche scheitern grandios.
1993 werden Sly And The Family Stone in die Rock'n'Roll Hall of Fame aufgenommen, ein 1995 geschlossener Vertrag bleibt ohne Produkt. Überraschend kündigt Sly Stone in weißer Robe und mit blondem Irokesenschnitt bei den Grammy Awards 2007 ein Comeback an. Herausgekommen ist allerdings nur das Album "I'm Back", das lediglich aus Neueinspielungen, sowie drei bislang unveröffentlichten Songs aus den Jahren 1988 und 1989 besteht.
Kleine Anmerkung: Yes spielten am 16. September 1968 im Blaise's Club in London kurzerhand als Ersatz für Sly And The Family Stone, die ihren Auftritt dort kurzfristig abgesagt hatten. Beim Publikum, welches natürlich wegen Sly und Co. gekommen waren, kamen sie aber trotzdem sehr gut an und erhielten verdienten Applaus. Im Publikum saß übrigens auch Roy Flynn, der schließlich Yes' erster Manager wurde. Genaueres dazu kann man auf der "Classic Artist"-DVD von Yes erfahren.
Diskographie:
A Whole New Thing (1967)
Dance To The Music (1968)
Life (1968)
Stand! (1969)
There's A Riot Goin' On (1971)
Fresh (1973)
Small Talk (1974)
High On You (1975)
Heard Ya Missed Me, Well I'm Back (1976)
Back On The Right Track (1979)
Ain't But The One Way (1982)
				
