Es ist doch schön, wenn man Geburtstagsgeschenke einlösen kann. So schenkte mir meine Frau Konzerttickets + Übernachtung in Berlin.
Transatlantic (TA)sind derzeit auf Tour und präsentieren ihr neuestes Werk.
Das Album hat meine Erwartungen erfüllt, bietet durchweg gute Stücke, in die man sich rein hören muss. Nun wird die Band als sogenannte
„Supergroup“ tituliert, die im Prog-Rock Kultstatus besitzt.
Also ist das schon mal eine große Bürde, denn man erwartet Außergewöhnliches…

Die Konzertbesucher wurden durch „The Orchestral Whirlwind" eingestimmt. Die Location „Astra“ ist offensichtlich noch ein Bau, der den
Charme eines typischen ostdeutschen Gebäudes noch nicht verloren hat. Dennoch scheint er eine gute Akustik zu besitzen, die einer anspruchsvollen
Band angemessen erscheint.
So betraten die Bandmitglieder zehn Minuten nach 20 Uhr die Bühne. Verstärkt wurde das Lineup auf dieser Tour durch Ted Leonard, dem aktuellen
Sänger der Band Spock’s Beard, der seine Lorbeeren aber bereits bei „Enchant“ erarbeitet hat. Das Set begann wie die aktuelle Scheibe mit „Into
the Blue“ welches durch „My new World“ vom Debütalbum abgelöst wurde. Schon hier zeigten sich die typischen Charaktere dieser Band.
Die Akteure bestachen durch Spielfreude, die sich durch das ganze Konzert zog. Zunächst muss man hier Sänger und Keyboarder Neal Morse nennen.
Er gehört zu den energiegeladensten Musikern, die auf der Bühne stehen und das schon seit vielen Jahren. Dem steht Schlagzeuger Mike Portnoy kaum
nach. Auch er agiert sehr extrovertiert, was sich darin zeigt, dass er es kaum mal ein paar Minuten durchgängig auf dem Stuhl sitzt. Er bedient ein
ganzes Arsenal an Schlaginstrumenten und übernimmt etliche Ansagen und das Anheizen der Konzertbesucher durch seine Spielweise und Kommentare.


In Gestik und Mimik bildet Roine Stolt das genaue Gegenteil zu seinen vorgenannten Bandkollegen. In sein Gitarrenspiel vertieft, setzt er eher auf
musikalische Kulminationspunkte. Bassist Pete Trevawas ist etwas aufgeweckter, überlässt aber Gestik und Mimik auch eher den amerikanischen Kollegen.
Den zwei Longtracks folgt die Ballade „Shine“, die Ohrwurmcharakter besitzt und die Besucher durchatmen lässt. Den anschließend folgt ein Medley
vom Überlongtrack „Whirlwind“. TA ziehen hier das ganze Register ihres Könnens und versetzen die Zuhörer in Ekstase, die wiederum mit Textsicherheit
glänzen können. Überhaupt ist ein durchmischtes Publikum, mit einem für Prog-Konzerte überhöhten Frauenanteil, zu verzeichnen. Das hat mich sehr
überrascht, denn TA sind nicht gerade für einfaches Songmaterial bekannt, auch wenn es manchmal etwas zu sehr musikalisch scheppert oder kracht.


Im Anschluss folgte mit „Beyond the Sun“ wieder ein ausgewogenes Stück bevor es zum Titeltrack des aktuellen Albums „Kaleidoscope“ ging. Das
vollgefüllte Konzerthaus „Astra“ bebte und das reguläre Set endete nach zwei Stunden mit dem semiakustischen Song „We all need some light“ und
„Black as the Sky“.


Die Zugabe bildete das zweiteilige Medley aus „All the above“ und „Stranger in your Soul“, mit dem das 2 ½ Konzert endete.
Ein Konzert, das ich nicht missen möchte. Ein Neal Morse, der in jeder Hinsicht glänzen konnte. Er besitzt eine unheimliche Aura und bringt die Songtexte
mit Inbrunst hinüber. Der Gesang der Bandmitglieder konnte überzeugen. Abstriche musste man an diesem Abend bei Roine Stolt machen, der hier nicht
an seine Leistungen auf dem Album heranreicht, aber auch an die Probleme seiner Flower Kings erinnert. An der Gitarre ist er eine Bank, einige seiner
Vokalanteile sollte er anderen überlassen. Pete Trevawas ist ein überzeugender Bassist und liefert gute stimmliche Leistungen ab. Mike Portnoy gehört nach
wie vor zu den aktuellen Größen am Schlagzeug. Er überzeugt durch Spielwitz, Innovationen und Beständigkeit. Ein großes Lob an Ted Leonard, der die
Band maßgeblich unterstützte.


Für alle diejenigen, die die einer der führenden Bands dieser Zeit sehen möchte – geht hin!